Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

amtsobligationen mit einem Nominale von 80.000 Gulden in barem Gelde gebeten wurde. Diese waren ein Teil des Erlöses beim Verkauf des Gewerkschaftsanteiles. Aus der Bittschrift gebt so ganz die trostlose Situation, in der sich die Stadt befand, hervor. U. a. wurde geschrieben : „... Man denke sich eine zahlreiche Armee als Sieger im Feindesland, die nichts mit sich führt, schlecht gekleidet und bewaffnet ist, viele Monate keinen Sold erhielt, weder Religion noch Moralität hat und man wird sich noch kaum einen deutlichen Begriff von den Forderungen machen können, die die französische Armee stellte. Um die Gffiziere und die Kommandierenden zu bewegen, nur einige Manneszucht zu halten, uud die Kriegs« kommissüre zu hindern, ihre Requisitionen nicht sogleich durch noch kostspieligere Requisitionen einzutreiben, mußte man ihnen beträchtliche Geschenke machen, man mußte froh sein, ihre Wünsche zu erraten, zu geschweigen, daß man ihnen eine Forderung hätte abschlagen können.. ." Eine dreiköpfige Abordnung unter Führung des Bürgermeisters wurde am März beauftragt nach Wien zu fahren, um hier vorstellig zu werden und gleichzeitig um Verlegung der „Feuergewehr- sabrik" aus Steyr zu ersuchen, da diese sehr viel Holz brauche, das in der Stadt sehr schwer auszubringen war. Die Bittschrist, die Ablösung von Kupferamtsobligationen zu erreichen, wurde bei Hof überreicht. Außerdem war die Abordnung ermächtigt worden, die notwendigen Kupferamtsobligationen zur Umschreibung und die noch vom Anteilverkaufe ausständigen „Bancoobligationen" und deren angefallene Zinsen Zu beln'ben.55)553) Doch schon am ;2. August ;so; mußte der Stadtkassier berichten, daß die Stadtkasse wieder „merklich entblößet" war und dies trotz der von Wien übernommenen 44.260 Gulden für Kupfcramtsobligationcn.56) Der Großteil dieses Geldes wurde verwendet, um Abschlagzahlungen für die durch die Franzosen verursachten Requirierungen zu leisten, zu denen der Kaiser die Erlaubnis erteilte.57) Die Verhandlungen über die Bezahlung der Invasionskosten zogen sich noch bis zum Jahre 182; hin. Trotz aller eigenen Sorgen wurden über Aufforderung des ständischen Verordnetenkollegiums auch freiwillige Spenden für „verunglückte vorderösterreichische Untertanen" geleistet. Den durch Brandkatastrophen geschädigten Städten wurden, wie seit vielen Jahren üblich, weiterhin durch Geldsammlungen geholfen. Iui April ;801 wurde für die Städte und (Drte preßburg, Lemberg, Linz, Maria Zell, Thalham und Borgo (im Suganatal) gesammelt.^) Am Gründonnerstag ;78Y stürzte das im Hofe des heutigen Hauses Grünmarkt ;4 unter dem Pfarrsriedhose befindliche Arrestgewölbe ein. Es mußte daher, um auch die Friedhofsmauer zu stützen, ein „neues Gewölbe" gespannt werden.5?) 55) RP 1801 A,11. LV 7,Bd. 5,72. LV 6,110. 55a) RP 1801 A, 27. — So brachte, z.B., der Sekretär Grancher des Generals Durutte beim Bürgermeister den Wunsch vor, daß ihm für seine der Stadt geleisteten Dienste Tuch für Kleidungsstücke angewiesen werden möge. Es wurde ihm durch den Kaufmann Eberstaller blaues Tuch geliefert. Der französische Platzkommandant verlangte am 14. März 1801 einen Wagen. Um 170 Gulden überließ die Hauptgewerkschaft, die noch einen Wagen besaß, diesen der Stadt, die ihn dann als Geschenk übergab. 56) RP 1801 A.217. 57) RP 1601 A,181,182,188, 377. — Am 19. 12. wurde der Stadt die Auszahlung von 3 Hofkammerobligationen im Betrage von 35.740 Gulden bewilligt. ss) RP 1800 B,53, RP 1801 A,45. 59) RP 1789 8,135. — Die Stadt zahlte 1792 einem Maurergesellen 17 Kreuzer Tageslohn, von diesem Betrage hatte er 1 Kreuzer dem Meister zu geben. Die Bürgerschaft gab 18 Kreuzer Tageslohn nebst Kost und Jausentrunk, der Meister bekam von diesem Tageslohn 2 Kreuzer. Bei dringenden Arbeiten zahlte man in der Stadt den Gesellen zum Tageslohn noch 2 bis 6 Kreuzer als Zulage. Ein Pfund Rindfleisch kostete 1792 5 bis 6 Kreuzer.

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