Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

in Linz gezeichnet. Die „Ejotje Landeskommission" forderte nun die Distrikts- kommiffariate auf, in ihrem Bereiche die Bevölkerung zu freiwilliger Zeichnung von Darlehen zu veranlassen und verwies auf die paftung des Landes für die Rückzahlung dieser Summen. In Steyr wurden die Viertelmeister beauftragt, von Efaus zu Ifaus zu gehen und die von den Bewohnern gezeichnete Summe sofort zu kassieren. Ss läßt sich nicht mehr feststellen, welcher Betrag von Steyr gezeichnet werden sollte. Trotz allen guten IDillens konnte die geforderte Summe in Vberösterreich nicht ausgebracht werden. Die Landeskommission versuchte nun durch eine Borsprache bei General llloreau in Steyr eine Terminverlängerung zu erreichen. Dieser war jedoch an den Befehl seiner Regierung gebunden und drohte, bei Nichtbezahlung, mit Exekution. Schließlich erlaubte er die Entsendung einer Abordnung nach Wien, die dem Kaiser die Angelegenheit vortragen sollte. Doch auch hier stieß man aus Ablehnung. Weitere versuche, in Wien Geld aufzubringen, blieben ebenfalls erfolglos. Neuerdings wandte man sich an die Bevölkerung des Landes. Wechsel und Bankozettel wurden angenommen, mit denen man dann Konventionsmünzen ankaufte. Das Kmsamt des Traunviertels forderte Steyr auf, alles Kirchensilber abzuliefern und damit einen kleinen Beitrag zur Kontribution zu leisten. Erst nach dem Zustandekommen des Friedensvertrages wurde die Angelegenheit geregelt. Vberösterreich wurden 500.000 Gulden nachgelassen.^) Alle diese Beschwernisse, die fast vollkommene Rechtlosigkeit des Bürgers und das oft rücksichtslose Vorgehen mancher habgieriger unter den Besatzern erregte die äußerste Empörung der Bevölkerung. Diese führte auch zu einem unüberlegten Morde an dem französischen Unterleutnant Monet und dem Stabsfeldwebel Andafse der zq. Halbbrigade leichter Infanterie. Die bestimmten Aussagen der Täter führte zur Verurteilung der Beschuldigten durch das gemischte Gericht unter Vorsitz des Generals Durutte. Wie die Quellen anführen, verhielt sich das Gericht „sehr schonend", es war den Angeklagten auf Grund ihrer eigenen Angaben nicht zu helfen, vier der Täter, die Knechte Franz und Simon Lettner, Franz Funkel und Franz Schoiswohl wurden am 26. Dezember zum Tode durch Erschießen verurteilt und das Urteil am 27. in der Nähe der Promenade öffentlich vollstreckt. Der Mitangeklagte Bauer Mathias Werthstecker wurde von der Mittäterschaft freigesprochen.^) Da die Stadt in der ersten Zeit der Besetzung praktisch von allen Verbindungen mit den Gberbehörden abgeschnitten war, sah sie sich genötigt, allen finanziellen Anforderungen aus eigener Tasche oder aus Darlehen, die sie bei den Bürgern der Stadt aufnahm, gerecht zu werden. Sehr bald waren auch diese Quellen erschöpft und es konnten selbst Forderungen armer Bürger, die den Franzosen Leistungen verschiedener Art erbracht hatten, nicht vergolten werden. Erst anfangs März t so t wurden von der Landesregierung 5.000 Gulden „zur Bestreitung der Requisitionen" vorgeschossen. Ebenso erhielt die Stadt einen nicht mehr sestzustellenden Anteil einer vom Kaiser angewiesenen „Entschädigung" von 50.000 Gulden für die Bewohner des Traunviertels.^) Am 25. Februar (801 verlas Bürgermeister von paumgartten in einer Sitzung den Entwurf einer Bittschrift an den Kaiser, in der um Ablösung von Kupfer-52 53 * 52) RP 1801 A,52 ; LV 10,127. 53) LV 1,358. =4) RP 1801 A,37,38. 27

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