Unmttelbav nach dem Abmarsch der Franzosen interessierten sich die Bberbe- hörden, ob während der Besatzungszeit jemand aus der Bürgerschaft Steyrs mit den: Feind „in verdächtiger Verbindung gestanden" wäre. Der Magistrat konnte berichten, daß sich in der Stadt niemand für solche Dienste gesunden hätte. Am 15. April 1801 kam ein Bataillon österreichischer Wenkheim-Infanterie nach Steyr, dem der Grund beim Pulverturm am Steinfeld als Exerzierplatz angewiesen mürbe.46) In den ersten Tagen des Franzoseneinmarsches herrschten in der Stadt trostlose Zustände. In den Vororten drangen die Soldaten in die päuser ein und forderten von den Bewohnern Geld, Alkohol und Lebensmittel. Waren diese nicht vorhanden, wurden die Leute bedroht und geschlagen, so daß mancher den Siegern seinen letzten Notgroschen aushändigte. Auch in der Stadt nahmen die Requirierungen ungeheure Ausmaße an. Den Kaufleuten wurden Tuch, den Lederern Sattelzeug und Leder, den Apothekern die Medikamente abgenommen, in den ersten Tagen der Besetzung noch dazu ohne (Quittung. Gleich nach dem Einmärsche beschlagnahmte das Artilleriekommando des Kapitäns Favier die ärarische Gewehrfabrik und die Hammerwerke, in denen nun unter Aufsicht französischer Fachleute die Armaturarbeiter der Stadt Waffen reparieren und erzeugen mußten. Im ehemaligen Kapuzinerkloster war eine Schneider- und Schusterwerkstätte eingerichtet worden, für deren Unterhalt zur Gänze die Stadt auskommen muhte. Der Magistrat mußte die Löhne dem Stadtkommando übergeben, das dann die Arbeiter bezahlte.49) von den in der Stadt vorhandenen 150 Pferden waren nach dem Abzug der Franzosen nur mehr zwei vorhanden. Pufeisen, pufnägel, Stahl, Felle, Feilen, Bretter, alles wurde beansprucht.4^) Für das im früheren Jesuitenkollegium untergebrachte Militärspital hatte die Stadt 400 Bettstätten, 200 Strohsäcke, 250 Matratzen, die notwendigen Leintücher, Kopfkissen, Bettdecken, 400 pemden, Kupferkessel und eine Unzahl anderer Bedarfsartikel und, selbstverständlich, Lebensmittel und Medikamente beizustellen. Auch dem französischen Kriegsspital in Garsten mußte der Magistrat neben Ausrüstungsgegenständen Wein, „Baumöl" (Dlivenöl) und Zucker liefern.49) Eine der schwersten Lasten bedeutete die Ausbringung der geforderten großen Lebensmittelmengen und des Futters für die Pferde. So hatten allein in den ersten Tagen der Besetzung für die Division Richepanse 10.000 Portionen Brot, 100 Zentner Fleisch und 1200 Maß Branntwein geliefert zu werden. 4 — 500 Gulden Bargeld mußte der Magistrat täglich aufbringen, um nur die Generäle und ihre Gäste verpflegen zu können.66) Ehe noch Friedensverhandlungen eingeleitet waren, forderte die französische Regierung durch den General Moreau vom Lande Dberösterreich eine Kontribution in französischen Livres, die umgerechnet etwa 5,022.000 Gulden österreichischer Währung entsprach.6') Diese Summe wäre kurzfristig aufzubringen gewesen. 50.000 Gulden wurden auf einen Aufruf hin innerhalb von drei Tagen «) RP 1801 A,37,147,163,315. “0 RP 1801 A.47. -*») RP 1801 A,6. «1 RP 1801 A.48 ; LV 6,70 ff. 50) St.A., K.VII, L. 18, Nr. 399. 5') LV 4,348 ; LV 6,60. 26
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2