Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

einem Scharmützel am 2. April an der kärntnerisch-steirischen Grenze und nach weiteren Gefechten bei Unzmarkt und Iudenburg sich der Stadt Leoben näherten, begann man auch in Steyr unruhig zu werden, viele Bewohner flüchteten, als zurückziehende österreichische Soldaten Tag und Nacht durch die Stadt zogen. Da man das Einrücken der Franzosen in die Stadt befürchtete, traf der Magistrat vorsorglich eine Reihe von Maßnahmen. Bürgerwachen wurden an den Toren aufgestellt, die städtische Depositenkafse wurde durch den Expeditor Stabtier nach Mauthausen gebracht, wo sie beim Marktgericht deponiert wurde. Die militärischen Bewegungen der Franzosen ließen schließen, daß auch dieser (Drt gefährdet werden könnte, deshalb entschloß man sich, die Rasse wieder nach Steyr bringen zu lassen, da man sie ohne Begleitung nicht anderswohin verlagern tonnte.20) Wiederholte Erkundigungen des Magistrates nach der Lage auf dem Kriegsfchau- platz, so auch die vom g. April (797 in Linz, verliefen ergebnislos.2') Am 7. April fam es in Leoben, das zur neutralen Stadt erklärt wurde, zu einem Waffenstillstand, der die Bevölkerung aufatmen ließ. Die Landesregierung ordnete trotzdem am 16. April an, daß „jemand zur Beobachtung des Feindes im Rasten augeftellet werden solle", der eventuelle Bewegungen des militärischen Gegners zu beachten und über sie unverzüglich zu berichten habe. Auch vorher schon hatte Pofrichter Reimer in Admont über das „Verhalten" der Franzosen in der Steiermark Runde gegeben. Die kriegssiihrenden Parteien formten sich am (8. April 1797 über die Friedenspräliminarien einigen. Die Franzosen zogen sich nach dem Süden zurück und in einer Verordnung der Landesregierung wurde der Bevölkerung die „abgewendete Feindesgefahr" für Mberöfterreich bekanntgemacht.22) Mit dem am 17. Oktober abgeschlossenen Frieden von Lampo Formio war dieser Krieg beendet. Mit einer Freudenfeier wurde dieses Ereignis in der Stadt begangen. Dr.Sylvester von paumgarttcn hielt die Festrede, die so richtig das Glück über das Ende des Krieges ausdrückte und in den nachstehenden Sätzen endete: „Sie sind vorüber die trüben Tage der Gefahr und des Kummers, hold und lieblich ist die Sonne des Friedens über uns aufgegangen. Weit entfernt sind die Igeere, die uns verderben und Untergang drohten. Kein Gewühle durchziehender Krieger, nicht das Raffeln der Rüstungen, das dumpfe (Betone der Kriegskarren, kein Geheule des ermüdeten Zugviehs weckt uns mehr aus dem unruhigen Schlafe; der Anblick der entkräfteten, verwundeten Verteidiger unseres Vaterlandes zerschneidet nicht mehr unsere mitleidenden Perzen, kein Kummer für uns und die Unsngen faltet mehr unsere Stirne, und die Besorgnis einer unglücklichen Zukunft driickt unseren Blick nicht mehr zur Erde; ruhig und still sind unsere Nächte, bei Tage ertönen wieder die geschäftigen pämmer des fleißigen Gewerbemannes, heiter und freudig sehen wir uns wieder ins Auge und froh geht ein jeder wieder an seine Geschäfte, denn es ist — Friede. Und nun lassen wir mit dem innigsten Dankgefühl den patriotischen Wunsch ertönen : poch lebe Franz, unser Kaiser, und sein würdiqster Bruder Karl !"23) ' Der Bürgermeister brachte am 27. Jänner >798 im Magistrate zur Sprache, „wegen bei den Kriegstrubeln von hiesiger Bürgerschaft bezeigter Fürstenliebe und -treue ») RP 1797 B,40. 2') RP 1797 B,34. =2) RP 1797 A,74. 2=) LV 5,12 ; LV 6,8. 17

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