Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

(Ein glücklicher Zufall fügte es, daß in 5t. Valentin die Maschinen eines Molkereibetriebes vorhanden waren. Diese wurde nach Steyr-Mst gebracht und im schwer bonibenbeschädigten, notdürstigst instandgesetzten Kaufe Pachergasse <> ein Molkereibetrieb errichtet. Diese Aktion stand unter Leitung des perru Julius Böhm. Besondere Schwierigkeiten bereitete die ärztliche Versorgung der Kranken und die der schwerverwundeten Solöaten, die noch immer in die 5tadt gebracht wurden. Steyr-Mst litt unter Ärztemangel. Das Landeskrankenhaus lag im amerikanischen 5ektor der 5tadt, ein Verkehr zwischen den beiden Stadtteilen bestand durch längere Zeit nicht. Das nächstgelegene Spital in Amstetten konnte wegen übersüllung niemand ausnehmen. Unter größten Schwierigkeiten wurde nun auch, im Pause puuzerstraße g? (Angestelltenheim), ein eigenes Krankenhaus geschaffen, das perr Franz pilber leitete. Im neugeschaffenen „Steyrer Wochenblatt", das in gesamt m Ausgaben erschien, konnten die „Kundmachungen" und „Bekanntmachungen" der Stadtgemeinde Steyr-Mst und der Bezirkshauptmannschaft Steyr-Dst veröffentlicht werden. Als Redakteur des neuen Blattes zeichnete perr Nik. Riedmüller, gedruckt wurde es bei (Emil prietzel. Auf Seite 5 der 5. (Juni>-Ausgabe dieser Zeitung wurde durch Stadtgemeinde und Bezirkshauptmannschaft veröffentlicht, daß über Anordnung des Kommandos der Roten Armee Ausländer und ortsfremde Personen (darunter waren jene zu verstehen, die nach dem 1. September \ 958 in Steyr Aufenthalt genommen hatten) Stadt Steyr und das Gebiet der Bezirkshauptmannschaft Steyr- Mst zu verlassen hätten. An diese Personen wurde mit sofortiger Wirkung die Lebensmittelzuteilung eingestellt?) Im gleichen Blatte wurden die (Erzeuger von landwirtschaftlichen Produkten aufmerksam gemacht, daß sie auch im Jahre 1 14 "> verpflichtet waren, ihre Erzeugnisse im selben Umfange wie im Jahre n>44 an die zuständigen Abgabestellen abzuliefern. Am Bahnhofe Steyr waren 36 Waggons Tabak stehen geblieben. Diese willkommene Ladung ermöglichte, den Arbeitern der Steyrwerke Tabakprämien zu geben. Tabak erhielten auch die Bauern der Umgebung, um die Ablieferungsfreudigkeit zu heben, da das entwertete Geld wenig Anreiz bot. In beschränktem Umfange wurde beim Bahnpostamte 2 am .1. Juni der postbetrieb wieder ausgenommen. Briese und Postkarten bis zu 20 Gramm Gewicht für Empfänger im Drte, in der Steiermark und in Niederösterreich waren zugelassen. Die Briese waren beim Briefschalter des erwähnten Amtes abzugeben und die Gebühr bar zu bezahlen. Einzahlungen auf Zählkarten auf Konto des Postsparkassenamtes Wien konnten ebenfalls gemacht werden. Auch die Zahlkartengebühr war bar zu entrichten. Das „Steyrer Wochenblatt" verlautbarte, daß zum Zahlen von Steuern und Abgaben nachstehende Zahlungsmittel ungültig erklärt wurden: „ l. Reichskreditkassenscheine im Werte von r>o Pfennig bis zu 50 Rill, 5) Am 6. April 1946 befanden sich in Steyr noch rund 7500 Ortsfremde, zum überwiegenden Teile Volksdeutsche aus Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und den Sudetengebieten. Rund 20.000 Personen waren schon abtransportiert worden. Wie Bürgermeister Steinbrecher in einer Gemeinderatssitzung berichtete, handelte es sich vielfach um verzweifelte Menschen, die mit allen Mitteln der Aussiedlung zu entgehen trachteten“. 79

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