Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

Am 26. Juli neu kam ein vergleich zustande. Der Abt bewilligte der Stadt Steyr die Benützung des Grundes zur Einrichtung des Salz- und Getreidestadels, „doch sollen Sye die von Steyr oder Ire Nachkommen iezo vnd bmfiiro Zu ewigen Zeiten aus solchen grundt khein anders gebäu alß vndten aus der Erden den Salzstadl, dann oben darauf Zwei pööeit Zum Traidt Rasten vnd das völlig geben von vndten auf bis vndters Tach höcher nit, dann drey Gaden hoch führen, dasselb auch mit ainem Zwischlischen Tach versetzen vnd Ire gegen das psarrhoss Garten hinauf; gemachte Fenster mit eisen vnd gestrichtzten Gatter also bewahren, daß dardurch ainich vnsauberktzeit hinaus geworffen, Weniger ainen Pfarrer dem Gartten, oder pfarrtzof von demselben aus ainiche beschwör oder vngelegentzeit nit Zuegefüegt werde." Weiter heißt es, daß die Stadt Steyr jedes Jahr „besonders riatiuitatis Mariae von solchem Grundt vnd Gebey verwilligung ainen Jeden Pfarrer Zu Steyr oder wenn keiner vorhanden, nach Gotteshaus Garsten raichen vnd dienen soll Zehen gülden Reinisch vnnd dann drey Fueder6I gerechts Ischler Salz vnnd nit mehr". Ausfallend sind die in dieser Urkunde feftgelegten Baubedingungen, wahrscheinlich wollte damit der 21 ht die Erbauung eines „profanen Tempels", der religiösen Zwecken hätte dienen können, verhindern.6^) preuenhueber berichtet, daß bei den Bauarbeiten ein Maurer löblich verunglückte und das Gebäude erst im Jahre (6(ä vollendet mürbe.61 62 3 64 65 ) Bald mußte man sest- stellen, daß in den ebenerdigen feuchten Räumen die Salz-Einlagerung nicht möglich war. Sie wurden als Wagen-Remise benützt.6") Die reich verzierte pauptsassade des Innerbergerstadels zeigt über dem paupt- portal das Fresko „Josephs Brüder khomen in Egypten Traidt zu kaussen". Diese Darstellung deutet an, daß das Gebäude nicht zur Einlagerung von Eisen, sondern als Getreidespeicher diente. Über der Jahreszahl (6(2 ist das Wappen der Innerberger pauptgewerkschast, die am 8. Dezember (628 den Stadel von der Stadt Steyr käuflich erworben hatte,66) zu sehen.66) 61) 1 Fuder — 100 bis 115 Pfund. 62) StA., F. Bau- und Straßensachen, a. a. 0., Nr. V : Perg. Urkunde, ausgestellt am 26. 7. 1611, Abt und Konvent zu Garsten, anh. Siegel. — Schiffmann, Annalen d. Wolfgang Lindner, a. a. O.. S. 216. 63) Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. 0., S. 349. 64j Schiffmann, Annalen d. Wolfgang Lindner, a. a. O., S. 217. — 1620 behauptete Bürgermeister Joachim Händl, daß das Getreide von „Kornwürmern“ zernagt werde. Ebenda, S. 377. 65) I. Krenn, Häuserchronik, a. a. 0., S. 4, Anmerkung 4. 66j Den zwischen den Giebeln vorragenden Wasserspeier entwarf Michael Blümelhuber ; die Ausführung erfolgte in der Schlosserei Schartinger durch den Altgesellen Tobiska. Der Entwurf für d. Steckschild „Nachtwächter" zum „Steyrer Kripperl“ stammt von Dr. R. Klunzinger. I. Krenn, Häuserchronik, a. a. O., S. 3 f. — Den Innerbergerstadel besaß : 1883—1887 die österreichische Alpine Montangesellschaft, 1887—1909 die österreichische Waffenfabriksgesellschaft, seit 1909 ist er im Besitze der Stadt Steyr. In diesem Jahre sollte er abgetragen werden, um ein Postgebäude errichten zu können. Erzherzog Franz Ferdinand verhinderte die Demolierung. Seit 1912 dient das Gebäude als Heimathaus (österr. Eisenmuseum), seit 1920 beherbergt es auch das „Steyrer Kripperl“. Renovierung der Fassade : 1914 durch Baumeister Franz Stohl, 1952 durch Prof. Weninger. F. Berndt, Der Innerberger-Stadel. Zum Feierabend. Unterhaltungsbeilage der Steyrer Zeitung, Jg. 3, Nr. 32 v. 10. 8. 1950. — J. Garber, Kunsthistorische Würdigung Steyrs. Führer durch Österreichs Kunststätten. Die Stadt Steyr in Oberösterreich, o. J., S. 97. 65

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