Erst im Jahre (590 kam es wegen Überlassung Des dem Stift Garsten gehörigen pfarrgmnbes zum Abschluß eines Vertrages zwischen der Stadt Steyr und der Benediktinerabtei. Am 20. September hatte Abt Johann von Kremsmünster, dem damals auch das unbesetzte Kloster Garsten unterstand, an den Magistrat ein Schreiben gerichtet, in dem er sich gegen die Verbauung des pfarrhofgrundes aussprach. Im Sommer, so meinte er, würde die Lust durch die Fleischbänke verschlechtert, durch die Unsauberkeit „ain vngeschmach alüa Juegericht vnnd ge- ziglet", und durch das „geschray des Khauffen vnnd verkhausfens" der Pfarrer in seinen Studien und „geistlichen Verrichtungen" gestört. Sollte aber der Stadt, so schrieb abschließend 21 bt Johann, an „diesem Grund sehr viel gelegen sein", so könnte er vielleicht gegen Reichung von 3nslet56) oder Gelddienste der Stadt überlassen werden. 2lm (8. November verpflichtete sich Steyr, jedem Stadtpfarrer, wenn keiner vorhanden, dem Gotteshaus Garsten jährlich zu Martini „von solcher grundt vnd gebäus verwilligung" einen Zentner „sauber vnd gerechtes Rinders Innßlet" zu geben, gegen den oberen pfarrhofgarten am neuen Gebäude keine Fenster anzubringen und jede Unsauberkeit zu vermeiden.5») Oie Türkenkriege, der Bauernaufstand, die Gegenreformation und andere Ereignisse verhinderten aber zwei Jahrzehnte lang die Ausführung des Bauvorhabens. Im Juni des Jahres 16 H, als Abt Johann Wilhelm von Garsten (I60( — U>13) vorübergehend abwesend war, ließ die Steyrer Stadtobrigkeit im psarrhoiganen den Bauplatz abstecken und die Grundfesten legen. Da der Getreidespeicher („Traidt Tasten") auch dem Eisenwesen sehr nützlich werden konnte, weil die Möglichkeit bestand, „ein Suma schweres gedraidt auf ein Notfall vnd Juuerfehung (zu Vorsehung) des Landtsfürstl. Kamerguets aufzubehalten, vnd in verwarung Zu bringen", steuerte die Eisenhandelsgefellschaft (Eisenkompagnie) zum Bau 1000 Gulden bei.58) Es ist nicht überliefert, ob der Garstner 21bt den (590 abgeschlossenen Vertrag kannte. Jedenfalls war er sehr überrascht und erbost, als er nach seiner Rückkehr den Baubeginn feststellen mußte. Am 8. Juli richtete daher der 2lbt ein scharfes Protestschreiben (...in optima forma...") an den Magistrat der Stadt Steyr: „Zu Meiner iezigen anhaimbskhunfft vernimbe Ich, wasmasfen Sich die perren auf amen Meines Gotthauß Garsten totaliter Incorporierten pfarr Steyr mit allen Recht: vnd gerechtigkheiten aigenthumblich Zugehörigen, neust vndterhalb des pfarrhof gelegenen Grundt, ein gebew (Gebäude), ohne vorgehende Ersu- chung, vnd durch mich beschehne bewilligung alles Geist- vund weltlichen Rechtes Zuwider, anzufangen, vnnd mit auferbawung desselben fortzuschreiten aigen- thättig vndterstanden haben". Der 2tbt verlangte die Einstellung des Baues und die Aufnahme von Verhandlungen, vier Mitglieder des 22ates, Khürner, Giesing, Stander und Talhamber, die daraufhin nach Garsten entsandt wurden, betonten dem 2lbte gegenüber, daß ja schon früher über den Baugrund verhandelt worden sei und nun statt der Fleischbänke eine Salzkammer eingerichtet werde.5») Der Stadel biete schließlich nicht allein der Stadt, sondern auch dem Lisenwesen erhebliche Vorteile. Dem Landeshauptmann gegenüber, dem gleichfalls eine Beschwerde des Abtes zugegangen war, verteidigte sich der Stadtrat in ähnlicher Inslet — Unschlitt, verwendet zur Erzeugung von Kerzen und Seifen. ^1 StA., F. Bau- und Straßensachen 1490—1777, K. III, L. 19, Nr. II. 58) StA., ebenda, Nr. 4416. 59j Ein „Abriß d(er) Neuen Fleisch Penck“ zeigt im Erdgeschoß einen Laubengang. StA F Bau- u Straßensachen, a. a. O., Nr. II. 63
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