Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Rang ein. „Christus, im Moment des Emporsteigens aus dem Grabe wiedergegeben", so urteilt Eva Frodl-Kraft, „ist in seiner betonten Körperlichkeit mit aller Entschiedenheit vor den Langpaß gerückt, dessen Grund statt stilisierter Blattranken der Natur nachgebildete Eichenblätter füllen. Die ,Modernität' und zugleich die liebenswürdige Frische des Malers offenbaren sich vor allen: in der schon ganz genremäßig ausgefaßten Gruppe der Wächter, die in meisterhafter Ausnützung der Fläche in den Zwickel zwischen Sarkophag und Deckel gefetzt ift."89) Das Kirchenmodell zu Füßen des hl. Leopold (Markgraf Leopold III.)90 91 92 93 94 ) stellt vermutlich die Klosterneuburger Stiftskirche dar. Die Markgräfin Agnes wird als „fundatrir nostra" bezeichnet. Diese Glasgemälde, Spitzenleistungen österreichischer Glasmalerei aus der Zeit um *300 werden dem Meister Eberhart in Klosterneuburg zugefchrieben und dürften in der Zeit von 1291 bis *53* aus der „Lapella fpeciofa" (Augustiner Lhorherrenstift) entfernt worden fein.9') Glasmaler gab es im *3. und *4. Jahrhundert auch in den Klöstern Kremsmünster und St. Florian.99) ©b aber auch Scheiben der Larenburger Fenster aus diesen Werkstätten stammen, muß erst nachgewiesen werden. d) Nordfassade Die nördliche Außenseite der Kirche ist durch den polygonalen Turm und durch andere vortretende Gebäudeteile reich gegliedert. Efier tritt neben dem mit der Iahrzahl *509 versehenen Türmchen der übereck gestellte bis zum Dach reichende Vorbau mit dem reich profilierten abgetreppten Doppelportal besonders in Erscheinung. Ebenerdig bildet dieser Torbau eine netzrippengewölbte fünffettige lsalle, in deren Baldachinnischen vorzüglich gearbeitete ausdrucksvolle Sandsteinfiguren aus der Zeit um *q*o stehen, darstellend die Heiligen Agnes, Jakob d. Ä. und Dorothea (Elisabeth). Sie werden dem M e i st e r v 0 n G r 0 ß l 0 b m i n g (Seiermark) zugeschrieben.90) Die Statue des hl. Johannes Lv. ist neugotisch. Über dem linken Tor ift das aus dem Jahre *526 stammende, 53 Figuren zählende Bogenfeldrelief „Tod und Krönung Mariae" („Maria End-Relief") bemerkenswert. Hände und Köpfe dieser Figuren, Gott Vater und Lhristus ausgenommen, wurden um *900 durch den wiener Bildhauer Franz Lhristoph Lrler in einer Arbeitszeit von drei Monaten erneuert, wobei französischer Sandstein verwendet wurde.9") Der Donator dieses Kunstwerkes war der reiche Handelsherr 89) Eva Frodl - Kraft, Glasmalerei. In : Die Gotik in Niederösterreich. Herausgegeben von Dworschak und Kühnei (1963), S. 116. 9°) 2 Scheiben : Höhe 165 cm, Breite 54 cm. Erneuert wurden der Kopf des Markgrafen und teilweise das Kirchenmodell, moderne Verbleiung. Auch in der älteren Literatur wird das Kirchenmodell als die Lilienfelder Stiftksirche angesehen. Die Gotik in Niederösterreich. Ausstellungskatalog (1959), 8. 57 f. 91) Ebenda, 8. 57 f. — Dworschak, Kühnei, Die Gotik in Niederösterreich, S. 116. — Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, a.a.O., S. 30. Schon J. Harter vermutete in Meister Eberhard den Schöpfer der großen Glasgemälde. J. Harter, Die sogenannten Laxenburger Fenster in der Stadtpfarrkirche in Steyr. Christliche Kunstblätter, Jg. 52, August 1911, Nr. 8, S. 88 ff. 92) J. Harter, Laxenburger Fenster, 8. 88 ff. 93) Vgl. Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, a.a.O., S. 99. — Eine vor Jahren ineiner Kapelle an der Straße von Katzbach nach Katzdorf entdeckten Holzplastik des auferstandenen Heilands steht den Steyrer Statuen nahe. J. Schmidt, Linzer Kunstchronik. 1. Teil (1951), S. 19. 94) Dehio, a.a.O., S. 327. — J. Harter, Die Stadtpfarrkirche in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post v. 6. 8. 1905, Nr. 32. — J. Garber, a.a.O., S. 100 ff. — J. H., Die vollendete Restaurierung der Nordfassade der Stadtpfarrkirche in Steyr. Christliche Kunstblätter, Jg. 54, Nr. 2, Februar 1913, S. 19 ff. — J. Harter, Das „Maria End“ Relief am Nordportal der Stadtpfarrkirche zu Steyr. Christliche Kunstblätter, 51. Jg., Februar 1910, Nr. 2, S. 15 f. 60

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