Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

den landesfürstlichen Stabte beschlossen hatte, auch in Mberösterreich eine eigene Verwaltung nach dem vorbilde anderer Lrbländer, vorzüglich nach dem des Erzherzogtumes Österreich unter der Enns, errichten zu lassen. Die vornehmste Aufgabe dieser neuen Behörde sollte darin bestehen, darauf zu achten, daß die Besteuerung der Bevölkerung gleichmäßig erfolge, der Arme vor denr Reichen nicht „gedruckhet", Steuern rechtzeitig bezahlt, Steueraussiände vermieden, in wirtschaftlichen Belangen mit den Einkünften der Stadt sparsam umgegangen und viele unnötige Ausgaben „eingestellet werden möchten". Um die Durchführung dieser Anordnung zu gewährleisten, wurde der Repräsentation und Kammer, zur Bearbeitung der Angelegenheiten der landessürstlichen Städte des Sandes, ein Administrator, Andreas Reichard Unger, und diesem wieder ein Adjunkt, Michael Joseph Bendl, zugeteilt. Wegen der „vielen Mühe und Arbeit", die die Genannten erwartete, wurden die sieben Städte verpflichtet, beiden, zu dem Gehalte, das sie von der Regierung bezogen, 870 Gulden aus den Mitteln der städtischen paushalte auszuzahlen, von diesem Betrage sollte Unger jährlich q?0, Bendel 400 Gulden bekommen. Namens der Kaiserin wurde den Städten auch befohlen, daß den vorerwähnten bei ihren Untersuchungen, Besprechungen oder Ratschlägen von jeder landessürst- lichen und städtischen Dbrigkeit alle „Achtung und Lhrbezeugung" erwiesen werde. Sollten der Administrator oder sein Adjunkt irgendwelche Anordnungen treffen, so seien diese ohne Widerrede oder Bedenken zu befolgen.18) Es zeigte sich in den folgenden Jahren, daß die Repräsentation und Kammer nicht nur auf wirtschaftliche, sondern auch auf alle anderen Bereiche der städtischen Verwaltung einen nachhaltenden Einfluß ausübte. Eine Untersuchung über die Entstehung der hohen Stadtschulden zeigte, daß seit der Errichtung der Eisenhandlungskompanie im Jahre *585 bis zur Zeit, da die Bauernaufstände beendet waren (*626), den Rat- und pammermeistern auf Grund der vertraglichen Verpflichtung, Getreide zu einem niedrigen Preise geliefert werden mußte. Weitere Gründe für das Fehlen von Einnahmen waren die Auswanderung der Protestanten in der Gegenreformationszeit und das hiedurch entstandene Erliegen fast jeder Gewerbe- und Handelstätigkeit und vor allem die großen finanziellen Belastungen während der Kriege, wie erhöhte und zusätzliche Steuern, sowie die Kosten für die Verteidigungsmaßnahmen.^) Auch auf die Besetzung von Stadtämtern nahm die Repräsentation und Kammer Einfluß. Zum Beispiel verfügte sie im August *750, daß aus „erheblichen Ursachen für das Stadtwohl", die eben vakant gewordene Stadtkassier- und Täzeinnehmerstelle dem Kanzleierpeditor Johann Gottfried Pichler zuerkannt werde, obwohl dessen Bewerbung von der Stadtverwaltung nicht bekanntgegeben worden war?8) Ein Befehl vom 5. Juni *749 setzte den Magistrat in Kenntnis, daß bei Neubesetzung der Stelle des Stadtschreibers (Magistratsdirektors) oder des Syndikus, dem Rate zwar ein vorschlagsrecht zustünde, die endgültige Verleihung der Stelle aber einer Bestätigung der Repräsentation und Kammer bedürfe?1) IBJ RP 1749,238ff. ”) RP 1749,18,19 ; RP 1750,272 ; LV 1,343. ») RP 1750,133. 2') RP 1749,119. r»0

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