Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

wegen des Abzuges der Feinde wurden am 5. Jänner in drei Kirchen der Stadt Danksagungsandachten abgefyalten.32) Da am 25. Jänner auch die Besatzung von Linz kapitulierte und in der Folge Bayern und Franzosen abzogen, war Gber- österreich seindfrei. In Steyr wurden inzwischen versprengte und Kriegsgefangene gesammelt und die erbeuteten 89 Pferde in Ställen von Privathäusern untergebracht.33) Der Abtransport der Kriegsgefangenen erfolgte im September, wozu die Stadt vier Reiter und acht Mann zu Fuß „mit Pulfer und Pley versehen" stellig zu machen hatte.3") Gegen Mitarbeiter der Besatzungstruppe in Steyr und Weyer wurden Untersuchungen eingeleitet, doch nur ein einziger, der Tischler Kranich! aus Lnnsdorf, für schuldig befunden. Man ging sehr bald daran, die während der Besatzung entstandenen Schäden in Grdnung zu bringen. Auch in der Schule am Berg, in der gegnerische Truppen einquartiert waren, wurden größere Reparaturarbeiten nötig. Der Bürgermeister, der gleichzeitig vewalter des Brudcrhaufes war, erhielt vom Rat die Genehmigung, die auflaufenden Kosten in der jährlichen Abrechnung abzubuchen.33) Soldaten des „Decrinifchen Regimentes" wurden bei Bürgern in der Stadt untergebracht und verpflegt. Da ihnen aber „nichts als Kraut" vorgesetzt wurde, forderten sie statt der Naturalverpflegung je Mann täglich zwölf Kreuzer. Schließlich erklärte sich der Dberstwachtmeister dieser Truppe bereit, die Forderung auf neun Kreuzer täglich zu mindern, doch müßten von der Stadt Brot und Licht (Kerzen) beigestellt werden. Da der Krieg außerhalb der Landcsgrenzen fortgesetzt wurde, mußte Steyr noch öfters Schützen, Rekruten und Schisfleute für die österreichische Armee beistellen.33) von 1740 bis 1742 war die Kaiserkrone verwaist. Am 22. Februar 1742, dem Tage, an dem der bayrische Kurfürst unter dem Namen Karl VII. zum römischen Kaiser gekrönt wurde, konnte österreichisches Militär sich Münchens bemächtigen und in der bayrischen Hauptstadt einrücken. Im Juli desselben Jahres schloß Maria Theresia mit dem Preußenkönig Frieden, sie mußte aber dem siegreichen Gegner den größten Teil Schlesiens abtreten. Nun wurde von den Österreichern das noch immer in Händen der Franzosen befindliche Prag belagert. Lin weiteres französisches Heer, das im September nach Böhmen kam, drohte die militärische Lage der Österreicher zu gefährden, die nun gezwungen waren, den größten Teil ihrer in Bayern stehenden Truppen aus diesem Lande abzuziehen und nach Böhmen zu dirigieren. Diesen Anlaß benützte die bayrische Bevölkerung, um sich gegen die noch im Lande befindlichen Österreicher zu erheben. Die österreichische Truppenführung sah sich genötigt, München aufzugeben und sich aus die Innlinie zurllckzuziehen. Hiedurch entstand wieder für Mberösterreich eine gefahrvolle Lage, die den Landeshauptmann Mitte Mktober veranlaßte, ein Generalausgebot zum Schutze der Grenzen des Landes 32 ) 35 ) 36 ) RP 1742,8. — Pritz (LV 1,339) schreibt, daß schon am Neujahrstage in der Stadtpfarrkirche ein feierliches Hochamt unter Teilnahme des Magistrates abgehalten worden wäre. RP 1742,8. RP 1742,251. RP 1742,86. RP 1742,14,75,109,112,119,134. 33

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