Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

der Witwe zur Beratung. Ursula Preuenhueberin, eine geborene Radlingerin (Raedt- lingerin), bat den Magistrat „demütigst" ihr eine Geldhilfe zu gewahren. Man beschloß, unter der Bedingung der „eheisten Edirung" des von ihrem Manne verfaßten Geschichtswerkes 100 Gulden zu geben. Außerdem wurde der Bittstellerin vorgeschrieben, das Werk nicht in sremde Hände gelangen zu lassen. Wohl war der Wirwe das Geld versprochen worden, aber im Jänner des folgenden Jahres hatte sie es noch nicht erhalten. Sicher hatte der Magistrat den Willen gehabt ihr zu helfen. Da aber, wie Bürgermeister Achtmarkt von Achtmarktstein in der Ratssitzung vom 8. Feber 1642 berichtete, in den städtischen Kassen kaum Barmittel vorhanden waren, werben wahrscheinlich noch dringendere Ausgaben vorgezogen worden sein. Jedenfalls sah sich die Witwe genötigt, an die Stadt ein weiteres Bittschreiben zu richten, das am 16. Jänner 1643 erörtert wurde. In diesem ersuchte sie, anstelle der versprochenen „recompens" (des Honorars) für die Annales Styrenses ihres Mannes, die ihr von ihrer Verwandten Magdalena Radlingerin (Raedtlingerin) letztwillig vermachten und bei der Stadt erliegenden 600 Gulden vor dem Fälligkeitstermin innerhalb von drei Jahren auszufolgen. Man konnte nun nicht mehr anders, als der Witwe für die künftigen Ostern eine erste Rate des erwähnten Erbteiles im Betrage von 100 Gulden in Aussicht zu stellen. Wetters sagte man auch zu, „so fehrn die hegste Vnmöglichkheit (höchste Unmöglichkeit) nicht in Weeg werbt stehen", mit den weiteren Zahlungen der Restsumme fortzufahren. Auch forderte man Frau Preuenhueber auf, „derzeit Geduld zu üben". Schließlich wurde die Witwe noch ersucht, dem Magistrate die „historischen Manuskripte" zur Anfertigung einer Abschrift zu überlassen. Die Finanzlage der Stadt verschlechterte sich weiter; Truppeneinquartierungen, Erlahmen des gesamten Handels und der Handwerkstätigkeit im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges, brachten eine unbeschreibliche Not über die Stadt. Wieder vergingen zwei Jahre; Ursula Preuenhueber war inzwischen verstorben. Ihr Sohn und Erbe, Valentin, wandte sich im September 1644 an den Magistrat mit dem Ersuchen, ihm als Erben „an der bey Gmainer Statt liegendten schuldens Post" 100 Gulden durch die Hauptgewerkschaft zukommen zu lassen. Es kann nicht mehr festgestellt werden, ob er die gewünschte Summe erhalten hat. Ende Juni 1646 richtete er wieder an die Stadt das Ersuchen, ihm vom ererbten Kapitale seiner verstorbenen Mutter 200 Gulden flüssig zu machen. Der Magistrat lehnte ab und berief sich in seiner Antwort auf ein der Stadt gewährtes kaiserliches Moratorium, demzufolge die Stadt für alle Zahlungsverpflichtungen einen Aufschub erhalten hatte. Auch wäre der Rückzahlungstermin noch nicht fällig. In Ansehung der 1642 versprochenen Zuwendung von 100 Gulden für die Verfassung der „Statt Steyri- schen annolen" durch seinen Vater, wolle man aber dem Bittsteller eine Anweisung über diesen Betrag geben, die von der Hauptgewerkschaft aus den Ertragsanteilen der Stadt für das Jahr 1639 einzulösen war. Ein weiteres Ansuchen um die inzwischen fällig gewordenen 400 Gulden des mütterlichen Erbteiles, im Jahre 1649, blieb auch erfolglos. Die wirtschaftliche Not der Stadt war im Jahre 1650 schon so weit fortgeschritten, daß sich die Stadtverwaltung entschloß, einen außergewöhnlichen Weg zu gehen, um vielleicht der verzweifelten Wirtschaftslage Herr werden zu können. Man beauftragte den Stadtschreiber (Magistratsdirektor) Vogt von Vogtberg nach Wien zu reisen, um beim Kaiser um eine Audienz nachzusuchen. Neben anderen vorzubringenden Anliegen sollte er den Kaiser im Namen der Stadt bitten, daß er die Gerichte beauftrage, Steyr nicht mit Exekutionen zu bedrängen. Weiters möge er ersuchen, die Stadt von sonstigen „Auflagen" (Verpflichtungen wirtschaftlicher oder finanzieller Natur) zu verschonen/ Im Zuge der Ausschöpfung aller möglichen Ertragsquellen wurde im gleichen Jahre Valentin Preuenhueber junior aufgefordert, für seinen verstorbenen Vater 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2