Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

eine Metalltafel übertragen wurde und noch heute über dem Portal zur Eingangshalle zu sehen ist. Zu Preuenhuebers Zeiten befand sie sich über der Tür zur Spitalkirche und hatte folgenden Wortlaut: „Elisabeth, Romanorum Regina, Archiducum Austriae progenitrix, nata Tyrolis & ©Oriciae Comes, hujus Hospitalis pauperes largis pro sua pietate dotibus auxit Anno MCCCXIII. H. O. I, I. Johann Schmidhucker hujus Hospitalis praefectus MDXXXXIV". 42) Im Jahre 1541 vermerken die Rechnungen für Bauarbeiten lediglich die Ausgabe von 5 fl. 4 6 für drei von Meister Wolfgang Trutenperger „gepaute Fenster Aufs den Gang" und die Vermauerung der „Rigl Luckhen" an der Kirche.") Am umfangreichsten war die Bautätigkeit im Jahre 1542. Die Arbeiten wurden in der Woche nach dem Heiligendreikönigsfest begonnen und um Martini (11. November) abgeschlossen. Es arbeiteten in dieser Zeit 2 Steinmetzgesellcen 39 Tage, Steinmetzmeister Lienhart 12 Tage, Sieger, vermutlich auch ein Steinmetz, 8 Tage, 4 Tagwerkcr 11 und 5 Tagwerker 29 Tage, 4 Maurer 14'/- und 3 Maurer 7'A Tage, Meister Lienhart, Maurer, 14 Tage. Au Baumaterial bezog Schmidhucker 2 Mut Kalk,44) den „schlußlmair" um1 4 fl. 4 ß lieferte, 18 Stück Tuffsteine von Sebold zu Raming") um 1 fl. 6 ß 15 d, 4000 Stück Gewölbe- ziegel zum Preis von 10 fl. und 1410 Stück Dachziegel, die 6 fl. kosteten. Der Faßzieher Hans polttzen lieferte einen „Hanpaumb"") zur Durchführung der Arbeiten am Kirchturm.42) Im nächsten Jahre wurden abermals 1000 Stück Dachziegel von Zumbherumb") um 4 Pfund 3 ß 6 d gekauft.4') Im großen und ganzen wurden jedenfalls 1543 die Bauarbeiten abgeschlossen. Im Jahre 1544 legte Sieger noch „bey dem Prunn nach der Maur"") ein Pflaster. Der Ankauf von 2000 Stück „schintlnegel"") deutet an, daß einzelne Gebäudeteile mit einem Schindeldach versehen waren. In diesem Jahre ließ auch der Richter Melchart Hiersch ein „Khötterl Im Spitall" errichten, wofür der Verwalter 3 fl. 1 ß 22 d auszulegen hatte. Dieses „Narrenköderl",'2) eine Art Pranger, stand vermutlich in der Eingangshalle oder an der nordseitigen Außenwand des Spitals, vor der sich im 16. Jahrhundert ein geräumiger Platz befand ")42 * 44 * * 47 48 * 50 42) Preuenhueber, a. a. O., S. 40. ") StA-, Bürgerspitalrechnung 1541, K. III, L. 22. 44) 1 Mut — 30 Metzen zu je 61,49 Liter; 2 Mut — 3689,4 Liter. — A. Hoffman», Wirtschaftsgeschichte des Landes Obsrösterreich (MCMLII), S. 526. ") Wahrscheinlich Großraming. 4‘) Ein mehrere Meter langes Rundholz, das zum Festbinden von Heu- und Strohladungen von Bauern noch heute verwendet toiirb: 47) Bürgerspitalrechnung 1542. StA., K. III, L. 22. 48j Hieronymus Zuvernumb, der hauptsächlich mit Venedigerwaren handelte, war dreimal Bürgermeister (1522/23, 1527/28, 1531—1536), er starb 1547. E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihret Zeit. VKSt., Heft 16 (1956), S. 15—19. “’) StA., K. III, L. 22: IBürgersMalrechnung 1543. 50) Dieser Brunnen war noch 1928 vorhanden. 51) Die Nägel lieferte „Driebswetter" um 4 ß 24 d. StA., K. III, L. 22'! Bürgerspitalrechnung 1544. 52) Ein eiserner oder hölzerner Käftg (Kotter), in den man Sträflinge sperrte, um sie narren zu können. A. Hoffman», Mittelalterliche Ehrenstrafen. Heimatland, Jg. 12 (1935), Maiheft, S. 68. ”) Preuenhueber, a. a. O., S. 262. — Im Jahre 1861 wurde ein Teil des Platzes verbaut. Es wurde eine „Verschließhalle" für landwirtschaftliche Produkte errichtet. I. Kautsch. Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschästs- und Unterhaltungskalender 1916, S. 16. 49

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