In den folgenden Jahrzehnten dürfte bie Bautätigkeit in Steyr nur auf die dringendsten Fälle beschränkt gewesen sein. Verheerende Stadtbrände in den Jahren 1518") und 1522, der Bauernaufstand des Jahres 1525, Vorstöße türkischer Streifschareu bis an die Stadtgrenzen (1529, 1532) sowie die seit etwa 1520 herrschenden konfessionellen Auseinandersetzungen störten empfindlich das städtische Wirtschaftsleben, auch das Bürgerspital wurde in Mitleidenschaft gezogen. So lieh im Jahre 1531 der Landeshauptmann das Bargeld des Spitals, die Kleinodien und Kirchenornate zur Deckung der Türkenkriegskosten abfordern.") In dieser Zeit vollzog sich in Steyr der libergang von der Spätgotik zur Renaissance. Die neue Kunstrichtung beeinflußte bereits, wenn auch nur geringfügig, die umfangreichen Bauarbeiten, die der verdienstvolle Spitalverwalter Hanns Schmidhucker33) an Spital und Kirche durchführen ließ. Im Jahre 1535 begann er mit der Erweiterung des Spitals gegen das in westlicher Richtung tiefer gelegene Bad zu (Badgasse l).33 * 35 36 7 *) Um durch diesen Bau nicht zu Schaden zu kommen, stellte der Inhaber des Bades Jörg Tiebolt folgende Bedingungen: Der Spitalmeister hat die dem Bade zugekehrte Wand mit einer „Schied- oder Giebelmauer" abzuschließen, die Kosten für die Umgestaltung der Fenster zu tragen und dafür zu sorgen, daß durch Bäume im Spitalgarten dem Bader kein Licht entzogen werde. Schließlich mußte Schmidhucker versprechen, kein „haymbliches Gemach" im Spitalgarten oder neben des Baders Fenster aufführen zu lassen. Dieser Vertrag wurde am Feste Christi-Himmelfahrt des genannten Jahres in Anwesenheit von Bürgermeister und Stadtrichter abgeschlossen. Über weitere Arbeiten, die Schmidhucker durchführen ließ, berichten die ältesten Bürgerspitalrechnungen.33) In den Jahren 1540 und 1541 ließ der Spitalmeister hauptsächlich Steinmaterial nach Steyr bringen. Von Perg bezog er 1540 „Stein" für drei Fenster um 3 Pfund Pfennig 6 ß 24 d. „Khoglmayr" lieferte aus dem „Steinbruch" 33 „fertstain" zu je 40 d und dem „Hansen Am stain" bezahlte er 1541 für 29 Stück Tuffsteine 4 fl. 6 ß 20 b.39) Da er sie auf zwei Flößen „herauß"-führen ließ, kann angenommen werden, daß sie in der Ortschaft Hint- stein, Gemeinde Großraming, gebrochen und auf der Enns nach Steyr verfrachtet wurden.3") Für das „Überhauen" von 410 Schuh „Stuck ober Quader bezahlte der Verwalter 1540 an! „Meister Wolf gang maurer" 8 Pfund Pfennig 4 ß 10 d,3') für ein Kreuz dem Schmied Christof 1 ß 19 d und für ein „schiltl am spitall Zumallen" dem Maler Anthoni zwei Pfund (Pfennig). In diesem Falle handelt es sich wahrscheinlich um die von Schmidhucker verfaßte Inschrift, die später auf 33) Im Jahre 1518 beschädigte du im Hausei des Bürgers Wolsgang Kriechbaum entstandener Brand eine Anzahl Häuser in Steyrdorf. Preuenhueber, a. a. O., S. 207. 35) Ebenda, Seite 247. 36) Der Ratsbürger und Eisenhändler Hanns Schmidhucker, wohnhaft in Ennsdorf, ließ ein neues Spital-Urbar anlögen. Er starb 1546. Um 1620 war sein Wappen noch an einem Gangfenster des Spitals zu sehen. Preuenhueber, a. a. O., S. 264 f. 37) 1463 schenkte Herzog Albrecht das Bad seinem Diener Christoph Lerochen, später gelangte es in den Besitz der Familie Rumpel („Rumpelbad"). I. Ofner, Die alten Bäder der Stadt Steyr.' Amtsblatt Stadt Stöyr v. 1. 7. 1963. 3S) StA., F. Bürgerspitalrechnungen 1540—1544, K. III, L. 22. 39) fl.=Gulden, ß—Schilling, d = Pfennig. 3°) Aus dem Ennstal bezogen schon die Römer für ihre Bauwerke Gestömsmaterial. „Aus dem Stein spricht Kunstwollen". Linzer Volksblatt v. 1. 7. 1965 (Vortrag Dr. Kieslinger). 31) „Mit maister wolfgang maurer abgerait der stuft) oder guader so Ich in angedingt halb,, Zu vberhauen vom schuech 5 d haben 410 schuech..." Bürgerspitalrechnung 1540. — 410 Schuh zu je 31,6 ent = 129,56 m. 48
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