und die Bürgerschaft teil. Nach dem Tode des Herrschers ging die Krone auf seinen Sohn Joseph I. über. Dieser hatte schon in seinem 9. Lebensjahre die böhmische und im 12. die ungarische Königskrone erhalten. Das Blutvergießen auf den Schlachtfeldern' ging weiter. In Ungarn wurde gegen die Kuruzen, in den Niederlanden, am Rhein und in Italien gegen den französischen König Ludwig XIV. gekämpft. Durch den Sieg der kaiserlichen Truppen bei Hochstädt am 13. August 1704 war eine entscheidende Wendung des Kriegsgeschehens eingetreten. Bayern und Franzosen zogen sich nach dieser Schlacht über den Rhein zurück. Damit fiel ganz Bayern in österreichische Hände und die Einfälle auf oberösterreichisches Gebiet hörten auf. Wie die Ratsprotokolle berichteten, sollen bei Hochstädt „yber 30.000 Gegner, erlegt, gefangen vnd Blehsirt (verwundet) worden" sein.") Uber Befehl des Landeshauptmannes wurde der Sieg in Steyr feierlichst begangen. Die Stadt war nun nicht unmittelbar durch das Kriegsgeschehen bedroht, doch wurden immer häufiger und dringender finanzielle Anforderringen in Form von Rüstungsgeldern und anderen Abgaben gestellt, ja auch militärische Exekution bei Nichterfüllung angedroht.") Laufende Truppeneinquartierungen belasteten den städtischen Haushalt nach wie vor. Es war daher für andere nötige Auslagen fast kein Geld vorhanden. 1704 mußte der Magistrat eine neue Brücke über den Ramingbach bauen lasten. Die Brückenmaut von drei Kreuzern je Pferd hatte der Hammermüller (seine Mühle stand im Gelände des heutigen Stadtbades) einzubeben. Für diese Dienstleistung wurden ihm für jeden eingenommenen Gulden sechs Kreuzer als Entgelt gegeben.") Auch das Wachtstöckl" beim Seiler an der unteren Ennsleite, das Dach des Schulhauses, sowie der ..Wasterkunstturm" mit den nächstgeleoenen Gebäuden in der heutigen Berggasse wurde instandgesetzt, da sonst völliger Verfall drohte.") Über Antrag des Bürgermeisters verst'igte der Rat 1708. daß jeder Hauseigentümer den Weg vor seinem Hause mit Platten zu pflastern habe. Da viele Bürger diesem Aufträge nicht nachkamen, wurde im Juli desselben Jahres eine Nachfrist von 14 Tagen gegeben, widrigenfalls das Pilastern auf Kosten des Eigentümers durch das Stadtkammcramt verfügt würde. 50) Kurz nach seinem zweiten Amtsantritt hatte Bürgermeister Höger den Armenhäusern der Stadt einen Besuch abgestattet über diesen berichtete er im Rate, daß die „arme leuth in brod vnd Fleisch der güette nach nicht so gehalten wurden, alß es wohl sein sollte". Im Bruderhaus stellte er fest, daß der Sveisewein völlig verdorben und nicht mehr zu trinken war. Die Bäcker und Fleischer wurden vorgeladen und ..alles Ernsts gewarnt". Sollten Fleisch und Brot nicht in guter Qualität geliefert werden, sehe sich der Rat gezwungen, empfindliche Strafen zu verhängen. Dem Bruderhausverwalter Räbofer wurde aufgetragen, den schlechten Wein „hinwekh zu tun" und die Insassen des Hauses mit besserem Trunk zu versehen.") «) RP 1704, 157. ") RP 1704, 168. -—- Bei Wechsel der Garnison mußten für den Abtransport sehr häufig Wasserfahrzeuge zur Verfügung gestellt werden (RP 1703, 67). Vom kaiserlichen Hofe waren 1705 „Extraordinari Subsidien" begehrt worden. Von der auf dje landesfürstlichen Städte entfallenden Summe, sollte Steyr 4382 Gulden entrichten (RP 1705, 117). ") RP 1704, 25. ") RP 1703, 184; RP 1704, 214; RP 1707, 134. 50) RP 1708. 118. 51) RP 1707, 198. 23
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