Die Bayern waren in Eferding eingerückt, als der Magistrat beschloß, die zur Landesverteidigung bereitgestellten Mannschaften unter Befehl des Stadthauptmannes Georg Ulrich Schäffler am 18. Jänner 1704 „an Ort und Stelle zu bringen."") Mit den Ausrückenden zog auch Stadtschreiber Dr. Merckhl, der sich in Linz zu erkundigen hatte, wohin die Steyrer marschieren müßten und wo sie verpflegt würden. Noch am späten Nachmittag kamen die Aufgebotenen in Enns an. Schäffler und Dr. Merckhl wollten sofort die Reise nach Linz antreten, als sie die Nachricht erreichte, daß die Bayern sich zurückgezogen und das Land verlassen hatten. Wie ihnen berichtet wurde, war an dem Abzug der Bayern vielleicht das „unbequemb eingefallene weiter (das schlechte Wetter) oder die Zusamben gezogen Zimblich grosse macht" der kaiserlichen Truppen oder vielleicht gar die Möglichkeit, daß Bayern „von oben herab" durch kaiserliches Militär bedrängt wurde, schuld. Da Schäffler und Dr. Merckhl auch erfahren hatten, daß die „Leuth nur .. . mit dem Blossen Brodt von der löblichen Landschaft auß Verpflegt wurdten, mithin der Statt (Steyr) demselben vnterhaltung (Unterhalt) am Hals gebliben wehre (wäre)", wurde beschlossen, heimzukehren, nachdem man auch Rücksprache mit dem Landschaftssekretär und dem Prälaten von Garsten als Mitglied der Stände gepflogen hatte. Die beiden Erwähnten waren auch der Ansicht, daß der Magistrat die Rückkehr der ausgeschickten Mannschaft nicht mißbilligen werde, da sich die täglichen Kosten für deren Unterhalt auf 100 Gulden beliefen. Der Rat beeilte sich aus diesem Grunde die Anordnung gutzuheißen, daß unter den gegebenen Verhältnissen der „ruckhweg ergriffen wurde."") Während die Mannschaft nachhause marschierte, begab sich das mitausgerückte Ratsmitglied Johann Jacob Schoiber mit drei anderen Bürgem nach Wels, um dort dem kommandierenden General der kaiserlichen Miliz, Cronsfeld, Beschwerden „so man wider die hochlöblichen Stände, sonderlich der gegenwärtigen Kriegsverfassungen wegen hätte", vorzubringen.") Cronsfeld war der Ansicht, daß die aufgebotenen Steyrer entweder bis auf weitere Verordnung der „hohen Generalität" in Enns bleiben oder überhaupt zum Haupflorps marschieren hätte sollen. Anfangs Februar 1704 wurden für das Landesaufgebot wieder 25 Mann zur Verfügung gestellt, die durch den Ratsdiener Joachim Prunner an ihren Einsatzort geleitet wurden.") Da die Kttegslage für Oberösterreich wieder bedrohlich wurde, erließ die Landschaft ein Patent, das Bürgermeister Höger am 14. Februar 1704 im Rate verlas.") Steyr wurde aufgefordert, alle wehrhaften Männer der Stadt mit einem Gewehr, Schanzzeug, Munition und Proviant für fünf Tage auszustatten und dieses Aufgebot am 16. desselben Monates in Schwanenstadt, Wels, Grieskirchen oder Eferding, wie es eben die augenblickliche Kampflage erlaube, stellig zu machen. Die anschließende Beratung ergab, daß cs den Stadtvätern wegen der „sich aufbürdenden gefahr vnd Veranthworttung" nicht ratsam erschien, sich diesem strikten Befehle zu widersetzen. Es Wurde daher beschlossen, in der Stadt etwa 500 Mann auszubringen. Brot und Fleisch sollte ihnen in natura mitgegeben und außerdem jedem Mann täglich vier Kreuzer für Bier ausgehändigt werden. Zwei Tage später glaubte der Rat, daß die Beistellung von 200 Bürgern und 100 Stadtuntertanen zur Landesverteidigung genügen würde. Die Bürger sollten täglich 17 Kreuzer, die Stadtuntertanen Naturalverpflegung und einen kleineren Geldbettag für Bier bekommen. Die nötigen Mittel für die Expedition wollte man ") RP 1704, 18. ") RP 1704, 20; RP 1705, 217. 3‘) RP 1704, 28. ") RP 1704, 32. ") RP 1704, 40. 21
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