Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

um so jene erfassen zu können, die nicht dem behördlichen Gebot Folge geleistet hatten.") Im übrigen bemühte sich der Magistrat, die geistlichen Orden nach bestem Vermögen finanziell zu unterstützen und auch zu Prozessionen und anderen kirchlichen Veranstaltungen Beiträge zu leisten.") Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war der politische Himmel Europas wieder umwöikt. In Spanien war am 1. November 1700 König Karl II., der letzte männliche Nachfahre der spanischen Linie des Hauses Habsburg gestorben. Kaiser Leopold I., das Haupt der österreichischen Linie des habsburgischen Hauses, erklärte das Testament des Verblichenen, worin Philipp von Anjou, ein Enkel König Ludwig XIV. von Frankreich, zum Erben der spanischen Monarchie eingesetzt wurde, als null und nichtig und machte die seinem Hause durch die Verträge zukommenden Erbrechte gegen Frankreichs Ansprüche durch Waffen geltend?") Am 7. Juli 1702 wurde im Rate die „Khriegsdeklaration Jhro Kahl. Mäh: des Römischen Kaysers vnd aßergiebigsten. Landtsfürsten, datiret 15. May 1702 wieder den König von Franckreich dessen Ennkhl der Herzog von Aniou vnd ihrer Helffer wegen der vnbefugt sich anmassenten Spännischen Monarchiae vnd was derselben anhengig", zur Verlesung gebracht und beschlossen, diese am Pfingstsonntag an den üblichen Plätzen in der Stadt, dem Steyr- und Ennsdorf durch „öffentlichen trumbl- schlag" (Trommelschlag) zu publizieren?') In der Ratssitzung vom 30. September 1702 berichtete Bürgermeister Schwarz- eigl, daß er von Kaiser Leopold I. zum Obervorgeher der Gewerkschaft in Steyr bestellt worden war. Wie den Ratskollegen bekannt wäre, fuhr er fort, hatte die „jüngst in der Stadt gewesene kaiserliche Wirtschaftsuntersuchungskommission" festgestellt, daß die Verwaltung des Bürgermeister- und des Obervorgeheramtes durch eine und dieselbe Person unvereinbar wäre. Das Obervorgeheramt hatte er bereits im Mai dieses Jahres in der Erwartung angetreten, in der Zwischenzeit würde eine „allergnädigste resolution" seitens der Regierung erfolgen, die die Neubesetzung des Bürgermeisteramtes regeln sollte) „Wider Besseres verhoffen" verzögerte sich diese "Verfügung der Regierung, weshalb er es für notwendig hielt, nochmals bei der Landeshauptmannschaft zu ersuchen, daß die Amtsübernahme durch einen anderen Ratsherren anbefohlen werde. Diesem Ansuchen wurde nun stattgegeben und der damalige kaiserliche Stadtrichter Johann Reichend Höger bis zur nächsten Wahl mit der vorläufigen Übernahme des Bürgermeisteramtes betraut?2) Schwarzeigl verblieb auch als Obervorgeher weiterhin Mitglied des Inneren Rates der Stadt und Bruderhausverwalter?2) Am 13. Jänner 1706 ereilte ihn im 53. Lebensjahre der Tod.") Seine Gattin Polixena, geborene Paumbgarttner, war ihm schon im Jahre 1704 den Weg in die Ewigkeit vorangegangen.") ") RP 1701, 46. ") RP 1692, 9, 91, 113, 179; RP 1693, 125, 195; RP 1697, 101. 50) Des Kaisers Verbündete in diesem Nachfolgestreit waren England; Holland, Braun- schweig-Lüneburg, Preußen und einige andere Reichsglieder. Auf Frankreichs Seile traten der Kurfürst von Köln, der Kurfürst Max Emanuel von Bayern, Braun- schweig-Wolfenbüttel, Savoyen und der Herzog von Mantua. 51) RP 1702, 98. — Beim spanischen Erbe handelte es sich um Spanien selbst, Neapel, Sizilien, Sardinien, Spanisch-Amerika, die Philippinen, die Lombardei, Belgien und um Besitzungen in Afrika. 52) RP 1702, 142, 143. ") RP 1703, 84. ") Matr. mort., Bd. III, Stadtpfarramt. “) Polixena Schwarzeiglin war um 15 Jahre älter als ihr Mann (Matr. mort., Bd. III. Stadtpfarramt; RP 1704, 174, 183, 212). —• Das Schwarzeiglische Haus in der Stadt wurde im April 1706 im Aufträge der einzigen Tochter des Ehepaares, durch 12

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