Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

len", die er für eine gute Arbeit jener Zeit hielte) Selbst die Renaissance^ Schallfenster des schlanken Turmes wurden lange als romanisch hingestellt. Rie- wel vermutete noch, daß Wohl an Stelle der alten (also romanischen) Kirche die neue gotische Kirche gebaut worden wäre, die uns noch heute in verbautem Zustand erhalten geblieben ist. Für ihn ist unsere gotische Svitalskirche identisch mit der von Preuenhueber für das Jahr 1305 genannten.7 8 9 * * ) Die Existenz einer alten romanischen Spitalskirche dürfen wir aber bestenfalls als möglich hinstellen. So vermutete Dir. Dr. Ofner,») an der Stelle der Eingangshalle könne sich eine romanische Kapelle desselben Grundrisses befunden Habens») diese wurde dann im 16. Jahrhundert verändert. Diese Meinung möchte ich für wahrscheinlich halten. Jedenfalls kam es zu Beginn des 14. Jahrhunderts zu einer Neuaründung oder Wiederbelebung der Spitalsstiftung durch Elisabeth, die Gemahlin Albrcchts I. Preuenhueber weiß für das Jahr 1305 folgendes zu berichten:") „Um diese Zeit hat Koenigin Elisabeth, gebohrne Graefin von Tyrol, Kay- sers Alberti Gemahlin, welche damahls das Schloß und Herrschafft Steher innen gehabt und besessen, das Spital allhie zu Steher samt d»r Kircben. welche in honorem St. Elisabethae, St. Leopoldi, und St. Floriani con- secriret worden, fundiert und erbauet..." An anderer Stelle schreibt er wie folgt:12 * * * * * ) „An. 1302 erlitte das Schloß Steher einen mercklichen Brunst-Schaden, von einem Feuer, so den 27. Febr. im Ennsdorff 6et) einem fSoffner auskommen, und durch den Wind in die Stadt und Schloß getrieben worden." Aber Preuenhueber vermerkt nicht, daß das Spital etwa dabei zugrundegegangen wäre. Rolleder18) und andere mit ihm bringen die Feuersbrunst von 1302 mit Spital und Stiftung der Königin in Verbindung. Die Zeit des Interregnums war auch für Stehr eine unruhige gewesen; unter anderem war es verpfändet worden. Es ist nicht undenkbar, daß die Spitalsstiftung zum Erliegen gekommen war oder wenigstens schwer gelitten hatte. 1305 wurden eine Spitalskirche und die Burgkapclle von Bischof Ruger von Bozen einaeweiht.") Aber es ist offensichtlich, daß diese 1305 geweihte Kirche nicht identisch ist mit jener, die wir heute noch in verbautem Zustande besitzen. Im 14. und im 15. Jahrhundert wurden das Spital und sein Gotteshaus mit vielen Stiftungen begabt, es fällt auf. daß meist von einem „Gotteshaus" und nicht von einer Kapelle die Rede ist. Noch 1490 hat diese Kirche sicher bestanden. In diesem Jahr stiftete der Stehrer Bürger und Messerer Stephan Praunauer mit 600 Pfund Pfennig vier Wocbenmessen im Spital.^) Aber am Ende des 15. Jahrhunderts genügte die alte Spitalskirche nicht mehr den Anforderungen des ständig größer gewordenen Stevrdorfs. Wir müssen berücksichtigen, daß Stehr über keine ausreichend großen Kirchen verfügte; die 1443 begonnene Stadtpsarrkirche war zu Ende des Jahrhunderts noch nicht vollendet; die Dominikanerkirche ab 1477 oder später 7) Riewel, H.: Das Bürgerspital in Stadt Steyr. In: Mitteilungen der k. k. Centralkommission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler (SBien 1868) Pag. VI—VIII. lDieser Aufsatz beschreibt die! Eingangshalle und die Säulen derselben.) 8) Preuenhueber a. a. O. p. 40. 9) lt. mündlicher Mitteilung. Herzlichen Dank für die Hinweise, die mir die Arbeit erst ermöglichten! 10) vgl. dazu Ofner, Joses: Kunstchronik der Stadt Stehr. VKSt Hest 24 (Steyr, Dezember 1963) p. 33. 11) Preuenhueber a. a. O. p. 40. is) Preuenhueber a. a. O. p. 368. is) Rolleder a. a. O. pp. 120, 137. ") Oö. Urkb. Bd. IV. S. 479; Rolleder a. a. O. p. 120. is) Eder, Karl: Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung. In: Studien zur Reformationsgeschichtc Oberösterreichs, Band I (Linz 1932) p. 59. 65

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