Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Befestigungsanlagen Dis Wehrbauten mit ihren wuchtigen Türmen und Toren verliehen den mittelalterlichen Städten ein besonders reizvolles Aussehen. Wo sie noch ganz oder teilweise erhalten geblieben sind, entzücken sie auch heute noch das Auge des Beschauers. Aus diesem Grunde erscheint es angezeigt, auch diese gotischen Bau- wcrke, obgleich sie „mit einer selbständigen künstlerischen Gestaltung wenig zu tun haben"ch8) hier anzuführen. Über die Befestigung der Stadt Steyr im Hochmittelalter sind wir nicht unterrichtet. Einen natürlichen Schutz gewährten gegen Osten und Norden die Flüsse Enns und Steyr. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts dürften Wchranlagen schon vorhanden gewesen sein, da das älteste Stadtsiegel an einer Urkunde aus bcin Jahre 130588 9 * * * 93 ) nicht nur den Panther, sondern auch ein von zwei Türmen flankiertes Tor zeigt.99) Nach der Weisung Herzog Albrechts II. aus dem Jahre 1340: „Wir wellen auch, daz einem igleichen purger sin hous sein vest sei und ein sicherer zueflucht, im und seinen mitwesern und einen igleichen, der darin vleucht",94 *) war wohl auch manches Steyrer Bürgerhaus wchrhast gebaut. So sollen nach August Hinterleit- ner Gras die Wohncrker ursprünglich Pechnasen oder Schuß- und Wurferker gewesen sein. Das eine oder andere Haus war auch mit einem Wehrturm ausgestattct, der gegen Ende des Mittelalters abgetragen wurde. Erker, die bogenförmig die Kragsteine überspannen, stammen vielleicht noch aus der Zeit der Hochgotik.9^) Das hochgiebelige Haus Berggasse Nr. 55, das im Dachgeschoß eigenartige Baureste aufweist, war mit einem Turm versehen.99) Die Befestigung der inneren Stadt (Enge, Stadtplatz, Berg- und Pfarrgasse) schloß in der Enge jedenfalls an die Burgmauer an.94) Es wäre möglich, daß sie im 14. Jahrhundert verstärkt wurde, da auch die Stadt Enns im Jahre 1364, wahrscheinlich im Aufträge Herzogs Rudolf IV., der in diesem Jahre gegen Bayern kämpfte,99) die Ringmauer und die Türme ausbessern liefe.96) Die Vorstädte Ennsdors und Steyrdorf wurden wohl erst nach ihrer Einbeziehung in den städtischen Burgfried um 1407 befestigt. Nachrichten über die städtischen Wehrbauten in diesem Jahrhundert verdanken wir Preuenhueber. Er berichtet, daß 1467 Jörg von Stein beim St.-Gilgen-Tor nächst der Stadtpfarrkirche gegen die kaiserlichen Truppen zu Felde zog und die Kirche damals „etwas" befestigt wurde. Besonders massiv dürfte der Mauerring in Steyrdorf gewesen sein, da die Vorstadt von den böhmischen Söldnern, die Stein angeworben hatte, erst beim achten Sturmangriff erobert werden tonnte.97) Die Befestigung umschloß nur „Jnnerstehrdorf", also den Raum zwischen dem Haus Kirchengasse Nr. 16 (DunkelApotheke) und dem Ortstor. Die zum Teil mit Schießscharten versehene Stadtmauer 88) R. FeuchtmüKer, Die gotische Architektur Niederösterreichs; in: Die Gotik in Niederösterreich, herausgegeben von F. Dworschak u. H. Kühnel (1963), S. 177. 88) OO. Landcsarchiv, Garstencr Archiv, Urkunde Rr. 101, Steyr 1305, III. 17. ") Vgl. H. E. Baumert, Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs (1958), S. 46, 55, 85.1 . | 94) August Hinterleitner-Graf, Unter Lauben, Erkern und Schwibbögen. ÖsterreichReihe. Bd. 71/72 (1959), S. 56. 92) Ebenda, S. 56—63. , | 93j Möglicherweise lag dieses Haus ursprünglich noch im Burgfried der Styraburg. 94) F. Berndt, Die Wehrbefestigungen der Stadt Steyr. VKSt. (1949), S. 28. (1949), S. 28. ") M. Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Bd. 2 (1927), S. 165. 98) Den Bürgern von Enns mürbe gestattet, im Raume zwischen Enns und Steyr Kalksteine zur Ausbesserung der Stadtbefestigung zu sammeln. UOO., Bd. 8 (1889), S. 186. 97) V, Preuenhueber, a. a. O., S. 119. , 57

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