Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

gesurcht, wieder andere sind bündelpfeilerartig gestaltet und ähneln den massiven Bündelpfeilern der Notre-Dame zu Paris aus der Zeit der Frühgotik. Tragen Pfeiler, Kapitale, Gurten und andere architektonische Baugtieoer unverkenntlrch das Gepräge der welkenden Gotik, so ist der gleiche Verfall auch bei den Fenster- und Türgewänden bemerkbar, wo oer edelgeglieverte Spitzbogen in konstrutüve Spielereien ausartet und an technische Künsteleien mahnt. Die Türen sind meistens dom Kragsturz, ■ mitunter auch vom geraden Sturze oder vom slachgedrückcen Spitzbogen mir den überschnitlenen Stäoen, gerade so wie mit dem lercytgewotvlen Segmenrbogen überbrüctl. Gegenüber dem Hoseingang konstruiert der Bogengang einen balkonartigen Ausbau, der von Kragsteinen getragen wird und dopen Gewände spätgotiscy gefeldert sind; diese Felder waren einst auch mit dem Zumb- herumschen Wappen dekoriert, bis dieselben durch ein sarben- und bilderscheues Geschlecht mit Mörtel überdeckt wurden. Bei der im Jahre 1904 vorgenommenen Restaurierung wurden die Wappenschilder ausgedeckt, sielen jedoch unglücklicherweise der Unvorsichtigkeit von arbeitenden Maurern zum Opfer. Die architektonischen Gliederungen, wie Pfeiler, Maßwerke, Basen, Profilierungen, Wasserabschlage uno Gewänder, sind aus Sandstein gemeißelt, wahrend die tragfähigen und druckwiderstanderforderlichen Strebepfeiler und Bogeir aus jenem Kongtomerat gearbeitet sind, mit welchem die Stadlpsarrkirche zu Steyr erbaut ist und welcher in unmittelbarer Nähe der Stadt gebrochen wurde; die Gemäuer bestehen aus einem unregelmäßigen Gefüge von angcschwemmten Quarz-, den sogenannten Kügelsteinen und Ziegeln. Durch eine sachverständige Restaurierung des gesamten Gebäudes wurden die seit Jahrhunderten in mehrfache Mörtelschichte gehüllten Steinpartien bloßgelegt und ihre Schäden ausgebessert, so daß dasselbe — recharakterisiert —• als ein ritterlicher Bürgersitz davon Zeugnis abtegen kann, welchen geläuterten Kunstsinn und welche Wohlhabenheit sein Bauherr, Stadtrichter Hieronymus Zumbherum,««) besaß".««) Spätgotische Bauteile, und zwar Portal und Kragsteine, sind sichtbar am Hause S t a d 1 p l a tz Nr. 12. Es war um 1522 im Besitze der oben erwähnten Prandtstetter, 1543 gehörte es dem Kaufherrn Jörg Preiner und bis iit das 17. Jahrhundert dem Handelsgeschlechte der ©uetpiot.61 62 * * * * ) Das Haus Stadtplatz Nr. 8 ist gleichfalls mit einem Vortragenden ersten Stockwerk und mit einem gotischen Torbogen ausgestattet. Im Jahre 1543 besaßen es die Erben des Venediger Händlers Achaz Fenzl.«?) Die südlich Dom Bummerlhaus in der oberen Stadtplatzzeile liegenden Häuser lassen ebensalls den gotischen Charakter deutlich erkennen. Im ersten Hos des Hauses Stadtplatz Nr. 34, das um 1567 der Bürgermeister Wolf Händl zu Ramingdorf««) inne hatte, finden sich nach Dehio kielbogige Tore.«4) Die Gasthäuser Stadtplatz Nr. 36 (zu den „Drei Rosen") und Nr. 38 (zu den „Drei Alliierten") zeigen vorkragende Obergeschosse. In letzterem, um 1543 dem Handelsmann Joachim Händl gehörig,««) schmückt die linke Hofseite ein zweigeschossiger Gang mit sehenswerten gelauteten und gedrehten Säulen aus deni zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts.««) Die vorzüglichen Fenstergewände des Hauses Stadtplatz N r. 40 wurden erst vor wenigen Jahren sreigelcgt. 1543 bewohnte es der Han««) H. Zuvernumb (gest. 1. 5. 1547) war Stadtrichter 1521, Bürgermeister 1522—23, 1527—28, 1531—36. E. Krobath, a. a. £)., S. 15. \ ««) I. Harter, Der Zumbherumsche Patriziersitz in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post. Jg. 1908, Nr. 6, 6. 2. 1908. «!) Dehio, Oberösterreich, a. a. O., S. 336. — I. Krenn, a. a. O., Nr. 73. 62) Dehio, ebenda, S. 336. — I. Krenn, ebenda, Nr .75. ««) E. Krobath, Die Bürgermeister d. Stadt Steyr u. ihre Zeit. VKSt., Heft 19 (Februar 1959), S. 43—58. «4) Dehio, a. a. O., S. 337, ««) I. Krenn, Häuserchronik, Diss„ a. a. 0„ Nr. 59. ««) Dehio, a. a. O., S. 337. Auch in diesem Hause bestand eine Kapelle. 53

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