Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

von der heutigen Promenade aus geführt wurde, die Burg erobern.11) Erst unter Johannes Beckenschläger, Erzbischof zu Gran, dem der Kaiser Burg und Herrschaft Steyr um 100.000 Gulden pfandweise überlassen hatte, wurden die am Gebäude und an der Befestigung durch die Belagerung verursachten beträchtlichen Zerstörungen weitgehend ausgebesscrt. Der Erzbischof, Inhaber der Herrschaft Steyr von 1476 bis 1489, ließ auch im südwestlichen Burggelände einen Hofgarten1-) anlegett.13) Zur Zeit Kaiser Maximilians I. (1493—1519) arbeitete an der Burg in Steyr der kaiserliche Baumeister Hans Geyer, der 1494 als „oberster Baumeister in Österreich" bezeichnet wurde und als Beamter der landcsfürstlichen Finanzverwaltung eine bedeutende Rolle spielte. Geyer wurde um 1457 in Franken geboren, war 1484 Diener Friedrichs III. und unter Maximilian I. kaiserlicher Mautner, Pfleger und Bausachverständiger. Als solcher war er beteiligt am Umbau der Wiener Hofburg und an der Errichtung einer Donaubrücke bet Hainburg. Er nahm Adaptierungen vor an den Schlössern Kahlenberg, Persenbeug, Purkersdorf und Hamburg und am Kloster Baumgartenberg. Als Jagdsitz für den Kaiser erbaute er zwischen 1510 und 1515 das Schloß Neubau bei Hörsching. Zu seinen Kirchenbauten zählen die Langhaus-Erweiterung der Pfarrkirche in Klein-Pöchlarn und der Chor der Pfarrkirche in Ubbs. Hans Geyer, der dem Ritterftand angehörte, starb am 8. September 1525 und wurde in Dbbs bestattet. Im Jahre 1508 erhielt Geyer vom Kaiser den Auftrag zum Umbau des Schlosses in Steyr. Der damalige Pfleger Johann Hillcin hatte dem Baumeister die Abrechnung über die Einkünfte aus der Herrschaft Steyr vorzulegen.") Kaiser Maximilian besuchte in den folgenden Jahren zweimal die Sthraburg, am Tage des Apostels Matthias (24. Februar) 1512 und int Dezember des Jahrs 1518. Die um diese Zeit vorgenommene Renovierung des mächtigen Turmes") sowie die Erneuerung einiger Gebäudetrakte13) sind wohl auch Geyer zuzuschreiben. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß zu Anfang des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich nach den Anleitungen Geyers, der „bildschnitzer v o n S t e y r " für die Bauten des Herrschers Holzmodelle anzufertigen hatte.") Einzelheiten über die erwähnten Bauarbeiten sind uns nicht bekannt. Zu den Wehranlagen der Burg gehörten der etwa 35 Meter breite und 7 Meter hohe, für den Bau der Feste ausgeschachtete Burggraben und drei Tore in der Hofgassc13) an der stadtseitigen Burgmauer. Nach F. Berndt lagen in frühester Zeit auch das Steyrtor und der Platz zwischen den Brücken samt Hofmühle mit den Nebengebäuden innerhalb der Burgbefestigung. Den Abschluß gegen die Stadthäuser in der Enge dürfte ein Mauerzug13) bis zu der Enns gebildet haben. Nach Abtragung dieser Burgmauern siitd vermutlich auf deren Fundamenten über* 12 13 ") V. Preuenhueber, a. a. O., S. 373. — Eugen Büttner, Schilderung der kriegerischen Ereignisse in der Stadt Steyr und deren Umgebung (1905), S. 7 f. 12) Heute Schloßpark. 13) V. Preuenhueber, a. a. £)., S. 130, 374. — F. 3f. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr (1837), S. 159 f. ") H. Kühnel, Die landesfürstlichen Baumeister der Wiener Hofburg von 1494—1569. Sonderabdruck aus dem Anzeiger der phil.-hist. Klasse der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Jg. 1959, Nr. 24 (1960), S. 297—304. is) Erstmals erwähnt 1396. V. Preuenhueber, a. a. £>., S. 71. 16) Ebenda, <§. 376 ") 1501 sollte Geyer dem Steyrer Bildschnitzer für die gelieferten fülobette das Geld überweisen. H. Kühnel. a. £>., S. 301. !8) Heute Berggasse (Schloßberg) 13) Innere und äußere Matter, dazwischen der Zwinger. 45

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