Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

knüpft war, seine Handlung aufzngeben. Einen Monat später überantwortete er den Handel seinem Sohne Thomas, der in späteren Jahren (1722 bis 1733) der Stadt als Oberhaupt Vorstand. Im Alter von 69 Jahren ereilte Matthias Schoiber am 10. März 1705 der Tod.16) Schoiber war zweimal verheiratet. In erster Ehe mit Dorothea Hayden- brunnerin,11) in zweiter mit Susanne Löchnerin.12) Den zwei Ehen enlspropen sieben Kinder, von denen zwei in frühester Jugend öerftai&en.13) Zur Erhaltung des Gedächtnisses an ihren Ehcgemahl hinterlegte die Witwe Susanne beim Magistrat „auf Ewig" ein Kapital von 2000 Gulden, dessen jährlicher Zinsertrag von 5 % dem Dominikanerkonvent Steyr auszusolgen toar.14 * 16 ) Im Verlaufe der Kümpfe gegen die Türken waren im Jahre 1688 Stadt und Festung Belgrad, damals auch Griechisch Weißenburg genannt, von den kaiserlichen Truppen erobert worden. Aus diesem Anlasse richtete der Landeshauptmann an den Magistrat die Aufforderung, eine „Festivität und Danksagung" abzuhalten.^iS) xtm sich der Mitwirkung der kirchlichen Stellen zu versichern, entsandte der Magistrat den Stadtrichter Schwarzeigl und den Stadtschreiber Gasser zum Garstener Abte Anselm Angerer. Dieser erachtete den Anlaß als geeignet, durch Übertragung der Reliquien der heiligen Columba, in deren Besitz er im gleichen Jahre gelangt toar,16) die Bedeutung der Feier zu unterstreichen. Die Tumba mit den Reliquien wurde am 25. September von Garsten in die Kapuzinerkirche gebracht und am nächsten Tage in einer feierlichen Prozession, die über den Stadtgraben (heute Promenade), durch das Schloß und später über den Stadtplatz führte, in die Stadtpfarrkirche getragen. Hier fand die Tumba ihre endgültige Aufstellung. Magistrat, Handwerkszünfte, religiöse Bruderschaften, Geistlichkeit und Angehörige der Orden nahmen am Umgänge teil. Die jenseits der Enns und Steyr ausgestellten städtischen Geschütze feuerten Salven, die Musiker spielten und alle Glocken der Stadt wurden geläutet. Diesem Ereignisse verdankt das Heimathaus in Steyr die älteste in Ol gemalte Ansicht der Stadt. Im Oktober 1690, einer Zeit, da die Türken mit neuen Kräften den Kampf führten und einige Erfolge erzielen konnten, erließen die Stände ein Patent, das dem Magistrate austrug, 50 Fußsoldaten anzuwerben und sie bis Ende Feber 1691 nach Linz zu schicken.1?) Zur Bestreitung der Ausrüstung der Neugcworbenen wurde im ganzen Land anfangs 1691 eine Kopfsteuer (je Kopf der Bevölkerung und mit Berücksichtigung des Standes) ausgeschrieben. Außerdem wurde der Stadt ein bis Lichtmeß zu bezahlendes „ganzes" Rüstgeld vorgeschrieben.16) 16) RP 1705, 60, 68, 69; Totenregister 1700—1770, S, 61, Stadtpfarrkirchenamt. n) Eheregister I, S 419, Stadtpfarrkirchenamt Steyr. 12) Eheregister I, S. 487, Stpf. Steyr. 13) Barbara, Eva, Rosina, Margarethe, Thomas, Johann, Ignaz. 14) RP 1707, 23, 28. 15) RP 1688, 194, 195. — Im Monate September tourbe aus diesem Anlasse die Kanzel in der Stadtpfarrkirche beschleunigt fertiggestellt. 16) LV 1, 314. n) RP 1690, 172; RP 1691, 43, 61. — Der Rat mußte jedoch Ende Feber bekanntgeben, daß es ihm nicht gelungen war, die vorgeschriebene Anzahl von Fußsoldaten anzuwerben. Der Magistrat wurde beauftragt, die Werbung fortzusetzen. !8) RP 1691, 10. — Auch dleise Steuer wurde für Kriegsrüstungszwecke und zur Ausrüstung des aufgerufenen 30., 20. und 10. Mannes verwendet. 37

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