Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Die Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen für die Jahre 1688 und 1689 wurden über Befehl des Landeshauptmannes Graf Franz Josef Lamberg am 22. und 23. Oktober 1687 vorgcnommen. In der am 30. Juni 1688 ausgefertigten Wahlbestätigung wurde ausdrücklich erwähnt, daß der neue Bürgermeister Matthias Schoiber ein „alt: meritirt (altverdienter) Rathsverwandter sehe vnnd in bisheriger bedienung der Ihme aufgetragenen vnnderschiedtlichen Stattämbter sich gethreu, vleissig, vnnd in seinen darüber abgelegten Raittungen (Abrechnungen) allezeit ganz richtig erzaiget" hatte. Am 5. Juli wurde Schoiber das neue Amt feierlich übergebend) Ein Ausschuß der versammelten Bürger legte ihm das „Hanndtglübt (Handgelübde) wegen crweißung des schuldtigen Gehorsambs vnnd respect..ab. Anschließend wurden die Reugewählten, Schoiber vom Inneren und Stadtrichter Johann Schwarzeigl vom Äußeren Rat, „unter Blasen der Turner" in ihre Wohnungen geleitet. In der Wahlbestätigung wurde dem Magistrat auch mitgeteilt, daß Kaiser Leopold die Wirtschaftsuntersuchungs-Kommission angewiesen hatte, ihre Untersuchungen nicht nur fortzusctzen und einem Ende zuzuführen, sondern auch die „Vor- khombene Special denuneiation wider (den früheren Bürgermeister) Schinnerer" zu untersuchend) Als nach Ablauf der Amtsperiode Schoibers im September 1690 Neuwahlen stattfanden, erachtete es der kaiserliche Landschreiber als notwendig, hervorzuheben, daß die Amtsführung in diesem Zeitabschnitt als „Lobwirdig . . . gebrisen (gepriesen)" werden müsse. Auch der von den Wahlkommissären befragte Ausschuß der Bürger und ihr „Fürsprecher" Johann Adam Paumbgartner. erwideren auf die Frage, ob die Stadtverwaltung untadelig wäre, daß die ganze Bürgerschaft diese nur „geriembt vnd gelobt" hatte. Matthias Schoiber verblieb weiterhin Mitglied des Inneren Ratest) 1692 legte er das Stadtkammeramt zurück^) und ersuchte den Magistrat, ihm einen für dieses Amt vorgcschossenen Betrag von rund 947 Gulden zurückzuzahlen. Im gleichen Jahre bot man dem ehemaligen Bürgermeister die Obervorgeherstelle des Steyrer Gliedes der Innerberger Hauptgewerkschaft an,4 5 6 7 8 9) doch erklärte sich Schoiber erst im März 1693 zur Annahme bereit,8) weil an diese die Bedingung ge4) RP 1688, 128. 5) Der Magistrat versuchte eine Verschiebung der Wahltevmine zu erreichen, da die zweijährige Wahlperiode noch nicht abgelaufen war und der Kremser Simoni- markt im Oktober viele Steyrer Bürger zum Besuche anlockte. Außerdem war in der für die Wahl vorgesehenen Zeit eine andere Anzahl von Bürgern wegen der Weinlese in Niederösterreich abwesend. Da aber der Landeshauptmann eine Verschiebung ablehnte und das CSrfudrn darum bei ihm sooar Vugleiche oedankbeu erweckht hatte", wurden die Ratsherren Wolfgang Furthmüllner unb1 Maximilian Schinnerer angewiesen, am 21. Oktober morgens mit entsprechendem Fuhrwerk nach Linz zu reifen, um Vizedom Johann Anton Eckhardt von der Thann und den Landschreiber abzuholen und nach Steyr zu geleiten. Der Landeshauptmann erwartete b'ic Linzer Herren beim ..Würth im Felt, Vuweith Diettach". Zu seinem Empfange wurden die Ratsmitolieder Höger Und Schäffler beordert. Als die Wagen gegen 8 Uhr abends am Stadtplatz einrollten. bliesen die Stadtturner auf ihren Posaunen einen Willkommengruß. Vor beim Eingangstor des Gasthofes Johann Adam Paumbgartner hatte sich der aesamte Rat mit dem Bürgermeister und dem Stadtrichter an der Spitze zum Empfang eingesunden. Stadtschreiber Gaffer entbot den Wahlkommissären die „gewöhnlichen Gmpfangs-Complemeute". Nach Besuch einer Melle in der Dominikanerkirche um 7 Uhr des nächsten Tages, beaaben sich die Wahlkommissäre ins Rathaus. 6) RV 1692. 140; RP 1693, 124; RP 1696, 161; RP 1697, 162; RP 1700, 96; RP 1705, 12. 7) RV 1692, 98. 8) RP 1692, 19. 9) RP 1693, 52, 78. 36

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