Meerfräuleinbrunnen vor der Dominikanerkirche, anläßlich des Kaiserbesuches mit Girlanden geschmückt. Im Jahre 1683 war der mit den Türken geschlossene auf 20 Jahre befristete Friede von Vasvar abgelaufen. Sultan Mehmed IV. wurde vom Großvezier Kara Mustapha bewogen, den Frieden zu brechen unb ein Heer von 200.000 Mann gegen Österreich zu entsenden. Von Adrianopel aus setzte sich dieser ungeheure Heereshaufen unter dem Befehl Mustaphas am 31. März in Bewegung und erreichte Wien am 13. Juli, noch ehe es Kaiser Leopold gelungen war, eine größere Truppenmacht zur Verteidigung zu sammeln. Nachrichten von dem Türkeneinfall erreichten die Stadt am 6. Juli, weshalb Bürgermeister Schinnerer empfahl „etwas von stukh Kugeln und ain thunnen Pulfer (eine Tonne Pulver)" anzuschaffen, da in der Stadt weder Kanonenkugeln noch Pulver vorhanden mären.52) Die Türken schienen aber noch so ferne, daß man im Rate nicht wesentlich beunruhigt war. Inzwischen erhielt der Bürgermeister, der Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft war, von seiner Vorgesetzten Stelle den Auftrag, eine Ladung Stahl und Kartaunenkugeln mit dem Schiffe nach Wien zu bringen. Da von „ainiger gefahr nichts gehört toorben", fuhr er am Morgen des Pfingstmontages, dem 8. Juli 1683 von Steyr ab. In seiner Begleitung befanden sich sein Sohn Gregor und der Steyrer Eisenwarenhändler Christoph Kuef- farth. Um 1 Uhr nachts erreichten die Schiffe Krems. Hier „empfing Schinnerer den ersten schröck..Trotz der so frühen Morgenstunde fand er an den Anlegeplätzen viele hundert Leute „lamentieren!" vor. Von diesen erfuhr er, daß in Wien alles „Yber und yber" gehe. Auch Kaiser Leopold war mit seinen Angehörigen und dem ganzen Hofstaat, „wer nur mitgehen khönnen", am selben Tage in Krems angekommen. Der Bevölkerung dieser Stadt hatte sich eine Panik bemächtigt, alles 27
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