Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

der ausschließliche Versand des Quecksilbers vom Hauptgewinnungsorte Jdria (Krain, heute Jugoslawien) nach dem damaligen Haupthandelsplatze für dieses Metall, Amsterdam. Das Quecksilber wurde in Fässern mit Fuhrwerken nach Steyr angeliefert und von hier mit Schiffen toeiterbeförbert88). Hanns Ludwig Mittermayr gelang es, den gesamten Ausfuhrhandel der Innerberger Hauptgewerkschaft an sich zu ziehen, weil er dem immer geldbedürftigen Unternehmen jeweils benötigtes Betriebskapital vorstreckte.89 *) Im Jahre 1679 jedoch beschloß das „Raith Collegium" der Gewerkschaft, daß die Gewerkschaft selbst den Handel mit Stahl durchzuführen hätte. Bürgermeister Luckhner berichtete im Rat, daß Mittermayr „solches hoch empfinde vnd Zu seiner Ver- schimpsung ausdeuthe". Der Handel mit Stahl wurde nun den Steyrer Geschäftsleuten angeboten, die jedoch nicht gesonnen waren, diesen zu betreiben. Wenn die Gewerkschaft nicht selbst mit Stahl handeln wolle, war man geneigt, den Stahl in Kommission zu übernehmen. Die noch immer unbefriedigende Wirtschaftslage Steyrs zeichnete sich im starken personellen Rückgang der Messerer ab. Im Jahre 1677 werden als Mitglieder dieses früher so bedeutenden Handwerkes nur mehr 71 Meister, bzw. Witwen nach Meistern erwähnt.") Häufig beklagten sich die Messerer beim kaiserlichen Eisenobmann und Altbürgermeister Schröfsi, daß sic für ihre Arbeit von den Verlegern und sonstigen Handelsleuten, die mit Messern und anderen „Eisenschmidt Wahren" handelten, nur mit Getreide und Waren entlohnt würden. Von Schröffl, dem langjährigen, mit den Verhältnissen der Stadt wohlvertrauten Bürgermeister, erhofften sie sich Verständnis für ihre verzweifelte Lage. Dieser erließ an die betroffenen Händler zwei Dekrete, in denen er sie aufforderte, künftig den Handwerkern nicht mehr Waren sondern Bargeld zu geben.91 92) Die Handwerker und Handelsleute der Stadt begehrten vom Magistrat im Mai 1670, den Jahrmarkt wieder acht Tage vor dem vierten Sonntag nach Ostern beginnen und acht Tage nach diesem Sonntag enden zu lassen, wie es im Marktprivilegium des Herzog Ernst im Jahre 1410 festgelegt worden war. Der Rat entschied jedoch bei der durch Jahre geübten „Observanz" zu verbleiben. Am Samstag vor dem Fest Jubilate (dem vierten Sonntag vor dem Pfingstsonntag) werde nach wie vor die „Freyung" ausgesteckt und am folgenden Samstag (Samstag vor Cantate) der Markt cingeläutet. Am Tage nach Christi Himmelfahrt wird auch künftig der Markt durch Ausläuten beendet. Bei dieser Beratung kam zur Sprache, daß sich zu diesem Markt viele Fremde „vnd sonderlich Welsche und Savoier" in Steyr befinden. Die letzteren haben „fl)einer khein Hütten" am Marktplatz errichtet, sondern sie „lauffen in der Statt von Hauß zu Hauß herumb" um ihre Waren zu verkaufen. Durch diesen Hausierhandel wird „sowohl denen alhießigen als frembden Handlsleuthen die Losung abgestrickht". Es wurde daher festgesetzt, „kheinem dergleichen Italiener oder Savoier das Hausiren zu verstatten, Sondern welche des Marckhts will genüessen, der solle auch ain ordentliche Hütten (aufstellen). vnd (dem Magistrat) die gebühr hievon raichen"9^) 88) RP 1670, 219; RP 1661, 161. — Hanns Ludwig Mittermayr teilte dem Magistrat am 23. 12. 1675 mit, daß,'ihm matt kaiserlichem Patent auch die „administration" des Villacher Bleies (wahrscheinlich des in Blciberg und Raibl geförderten Bleies) „anvertraut" worden war. Er bat, in Steyr durchfahrende, mit Blei beladene Wagen, deren Begleitpersonen keinen „Paß" vorweisen könnten, zu beschlagnahmen (RP 1675, 210; RP 1689, 155). 8«) LV 10, 203. — Der Magistrat versuchte, für die die Stadt passierenden Quecksilber- und Bleitransportc eine Pflaster- und Brückenmaut zu bekommen. — Im Juni 1678 beklagte sich Mittermayr, „dz Er vil gewerb Zur Statt gebracht" und statt eines Dankes erlebe, daß seine Leute immer mehr Abgaben entrichtm müßten. m) LP 3, 102. 91) RP 1660, 221. 92) RP 1670, 135. 16

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