Leuten, die den Wochenmarkt belieferten, die Waren „ab vnd Hin weckh namben", so daß die Anlieferung von Lebensmitteln aus Furcht vor diefen Dragonern ernst lich gefährdet toar.59 * *) Von einer Abordnung unter Führung des Bürgermeisters wurde der Herzog von Braunschweig und Lüneburg am 16. September 1676 als neuer Kommandant des Sporrifchen Regimentes empfangen, der die in der Stadt befindlichen Rekruten des Regimentes besichtigte«9) und beim Gastwirt Adam Paumbgartner Quartier bezog.«i) Durch den Eisenverlag, den die Stadt als Partner der Innerberger Haupt- gewerkschafi führte, waren die wirtschaftlichen Interessen des Magistrates mit denen dieses Unternehmens verknüpft. Der Rückgang des Ausfuhrhandels wegen der Kriege in Nord- und Westeuropa, die hohe Zinslast für Leihgeld, mangelhafte Pro- buEtion62) und auch Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung wirkten sich auf die Wirtschaft lähmend aus. Ohne Berücksichtigung der Wechselschulden, die zur Fortführung der Erzeugung gemacht wurden, betrugen die Darlehensverpflichtungen der Hauptgewerkschaft im Jahre 1668 891.798 Gulden, für die jährlich 61.861 Gulden, also rund 14,5 Prozent Zinsen zu zahlen toaren.63) Eine neue Gefahr für das Unternehmen bedeutete der Türkeneinsall. Im Jahre 1663 schlugen die leitenden Beamten der Gewerkschaft vor, daß man wegen der drohenden Besetzung des Landes durch den Feind die m Steyr lagernden 1079 Zentner Scharsachstahl, die beste Stahlsorte dieser Zeit, ins „Römische Reich" (Deutschland) verschicken und 47.696 Zentner sonstigen Stahles und anderer Eisensorten an einer seichten Stelle der Enns versenken solle, um sie dann nach Abzug des Feindes wieder bergen zu können. Der Magistrat lobte die Vorsorge der Obervorgeher und Vorgeher, war aber der Ansicht, daß die Türken, falls es ihnen wirklich gelingen sollte, dieses Land zu erreichen, doch sicher von der „Versenkung" erfahren und dann das Eisen bergen würden.«4) Die Vertreter der Rad- und Hammermeister wieder waren der Ansicht, daß es besser wäre, das Eisen in unzugängliche Gebiete des Ennstales zu verlagern, als es in den Fluß zu versenken.«3 *) Schließlich einigte man sich auf einen weiteren Vorschlag der Obervorgeher und Vorgeher, das gesamte Vorratslager nach Deutschland auszuführen. Bürgermeister Luckhner und zwei weitere Herren wurden ersucht, nach Regensburg und Nürnberg zu fahren und hier das Eisen zu verkaufen.««) Einige Zeit hatte die Hauptgewerkschaft den Steyrer Kaufleuten Zahlungsfristen bis zu einem Jahr ängeräumt.67 * * ) Da die Steyrer aber „schlechte Zahler"«3) waren, wurde ihnen diese Begünstigung entzogen. Die Angelegenheit bildete den Gegenstand einer Ratssitzung«9) Um über des „gesambten werckhs (bei Hauptgewerkschaft) gegenwärtigen gefährlichen Zustand" zu beraten, beriefen die Obervorgeher und Vorgeher für den 20. November 1668 eine Konferenz ein, zu der jedes der drei Glieder der Gesellschaft zwei Vertreter entsandte. Bei dieser Zusammenkunft wurde über Mittel und Wege beraten, wie man den Absatz fördern, den Kredit erhalten und die Zinsen für das Leihkapital bezahlen könnte. An dieser wichtigen Beratung nahmen über •>9) RP 1674, 183. «0) RP 1675, 143. «1) RP 1676, 51. 62) RP 1662, 10. «3) LV 6, 151; LV 5. — Für einen Gulden Leihgeld wurde im Jahre 1661 ein Schilling an Zinsen gegeben (RP 1661, 57). «4) RP 1663, 162. — „Scharsach" kommt vom mittelhochdeutschen Worte fifiar sahs = Schermesser. Scharsachstahl war ein Stahl, der nur Spuren von Phosphor enthielt. 65) RP,1663, 192. 6«) RP 1663, 235. 67) RP 1660, 222; RP 1668, 343. «s) RP 1673, 136. «9) RP 1676, 310. 12
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