Ein neuerlicher Befehl der kaiserlichen Reformationskommissäre, in dem auf die Ausweisung etwa noch in Steyr seßhafter Nichtkatholiken aufmerksam gemacht wurde, kam am 19. Juli 1660 im Rat zur Sprache. Auf die österliche Beichte wurde großer Wert gelegt und eventuell noch vorhandene „vncatholische" Bücher sollten eingezogen werden.^) Trotz aller dieser Maßnahmen^zeigte es sich jedoch, daß es noch immer Bekenner der protestantischen Lehre in Steyr gab. Dies erwies sich, als beim Durchzug schwedischer Hilfstruppen im Jahre 1663 von diesen in der Stadt „Lutherische exercitia" gehalten wurden. Den evangelischen Gottesdienst besuchten auch „unterschiedliche Burgersleuth", was Prälat Roman Rauscher von Garsten veranlaßte, beim Bürgemeister eine Bestrafung zu fordern. In seiner Ratssitzung wurde deshalb beschlossen, alle Viertelmeister und jene Personen, von denen es bekannt war, daß sie am evangelischen Gottesdienst der Schweden teilgenommen hatten, vorzuladen. Die Viertelmeister hatten die Teilnahme im vorhinein zu unterbinden, da künftige Vorkommnisse dieser Art mit „öffentlichen Leibsstrafen" geahndet würben.55 56 57 58 ) Stadtpfarrer P. Amilian Reittenberger klagte dem Rate im Juni 1666, daß die Handwerkszünfte nicht mehr gesungene Gottesdienste abhielten. Dies mindere nicht nur die Einkünfte der Musikanten, sondern schwäche auch die „schuldige devotion vnd andacht."5«) Auch in diesen Jahren waren in der Stadt laufend größere Truppenkontingente längere Zeit oder vorübergehend untergebracht gewesen.5?) Um „eventuelle Angelegenheiten" mit den Soldaten zu vermeiden, bzw. abzustellen, wurden z. B. 1662 vom Magistrat 40 junge mit Gewehren bewaffnete Männer bereitgestellt, die mit Assistenz der damals in Steyr garnisonierenden Offiziere des Cobbischen Regimentes zu Fuß die Stadttore zu besetzen, bei Bedarf einzugreifen und Streitigkeiten zu verhindern hatten.5«) Besondere Schwierigkeiten bereiteten Dragoner des Woppingischen Regimentes, die im Jahre 1674 in der Stadt anwesend waren. Über sie berichtete der Bürgermeister im Rate, daß sie den Bauern und anderen 54; RP 1660, 142. 55) RP 1663, 249. 56) RP 1666, 143. 57) Am 7. 10. 1662 bezogen 4 Kompanien des ZwMngischen Regimentes, 800 Mann, Nachtquartiere. Im gleichen Monat übernachteten noch drei Regimenter. Ihnen folgten Angehörige des Cobbischen Regimentes. Vier Kompanien Rekruten und der Stab des Schönngggischen Regimentes aus Böhmen lösten jene ab. Jeder Dtami dieses Kontingentes hatte täglich 1 Pfund Fleisch, iy2 Diaß Bier und 2 Pfund Brot zu erhalten. Für Dienstpferde mußten täglich 1k Metzen Hafer und 5 Pfund Heu, für Bagagcpfcrde 4 Pfund Heu geliefert werden. Die Verpflegung hatte jeder Bürger, der Soldaten beherbergte, selbst bereitzustellen und durste sich hiefür von den Landessteuern den von der Landesregierung festgesetzten Betrag abziehen. Je „Portion" waren dies im Dezember 1662 fünfzehn Kreuzer. Leutnant Ulrich von Stauffenberg des Kaisersteinischen Regimentes war im Jänner 1663 „commendant" der Stadt; im Juni des gleichen Jahres wird für den Abtransport der Garnison „eine Fuhr auf dem Wasser" bestellt. Kurkölnische Hilfstruppen (1000 Mann) übernachteten hier im Dezember 1663 auf dem Durchmarsch. Im Winter 1663/64 war der Waltherische Regimentsstab mit einer berittenen Kompanie in Quartier. Erst iimi Mai 1664 rückten die Reiter ab. Diesen folgtest unmittelbar „Laherische" Hilfsvölker. Eine Wüttembergische Kompanie Reiter war kurze Zeit im Monat August in der Stadt. Teile des Monlfortischen Regimentes waren 1665 in Steyr, Sparrische Rekruten im Jänner 1666. 171 Woppingdragoner mit 2 Hauptleuten kamen im Jänner 1674, auch zwei Kompanien Kroaten des Lodronschen Regimentes übernachteten 1674. 1676 waren wieder Woppingische Dragoner anwesend, die in Stehrdorf „greuliche insokentien" verübten (RP 1660r 144; RP 1662, 176, 185, 199; RP 1663, 9, 123, 233, 236; RP 1664> 94, 95; RP 1666, 6: RP 1674, 2, 111; RP 1676, 72, 185). 58) RP 1662, 185. 11
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2