Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Landeshauptmannes und der anderen Obrigkeiten wurden deshalb die der Linzer Handwerkslade ungehörigen Maurer in Linz versammelt. Je vier der von ihnen Anwesenden mußten Zettel ziehen. Drei Viertel der Zettel waren weiß, ein Viertel schwarz. Jene Maurer, die schwarze Zettel zogen, mußten zum Festungsbau. Um den obrigkeitlichen Befehlen zu entsprechen, beschloß der Rat, die in Linz angewandte Methode der Stellungmachung von Maurern auch in Steyr auszuüben. Der Krieg hatte auch an Steyr wieder bedeutende finanzielle Anforderungen gestellt. So waren nach Bezahlung der städtischen Verpflichtungen zum Linzer Ostermarkt des Jahres 1662 im Stadtsteueramte an barem Gelds noch rund 682 Gulden vorhanden.3«) Im Mai 1664 hingegen war man im Rathaus nicht mehr in der Lage, für rückständige Verpflegungs- u. Fourragekosten einer abziehenden Truppe rund 1200 Gulden zu bezahlen. Der Rat mußte Bürgermeister Luckhner „freundlich ersuchen", diese Summe auf die Dauer von acht Tagen aus eigenen Mitteln vorzustrecken, bis man im Exekutionswege einige Steueraußenstände hereingebracht ptte.37) Noch öfters hatte Luckhner in seine eigene Tasche zu greifen, um Schulden der Stadl zu decken. So z. B. im Jahre 1666, als er einem Herrn von Selmb 500 Gulden aushändigtc. Als er den Rat hievon verständigte, meinten die Stadtväter „man erindere sich von selbsten", daß man dem Bürgermeister bereits eine „Zimbliche post schuldig" war. „Wenn nur ainige mittl vorhanden wären", würde man ja gerne die ausgelegten Beträge ersetzen. Luckhner solle selbst „raten woher man das Geld nemen" solle, der Rat würde dann sein Möglichstes tun.38) Der Mangel an barem Gelds in dieser Zeit wird am besten dadurch ersichtlich, daß im Jahre 1663 Landschaftsschuldverschreibungen um 45 Prozent des Nennwertes und die dafür angefallenen, bis zu diesem Zeitpunkte nicht bezahlten Zinsen, um ein Achtel ihrer Summe der Stavt zum Kaufe angeboten wurden-38) Hohe Steuern, der völlige Niedergang der Handels- und Gewerbetütigkeit, Schwierigkeiten, die durch Truppeneinquartierungen verursacht wurden und nicht zuletzt die Beschränkung der Religionsfreiheit, bewirkten weiterhin ein Abwandern vieler Personen aus Steyr.4«) Hand in Hand mit dem Absinken der Einwohnerzahl verringerte sich das Steueraufkommen, was dem Rate schwerste Sorgen bereitete. Es wurden daher alle Möglichkeiten erwogen, wie man den Stadthaushalt wieder in Ordnung bringen könne. Man bemühte sich weiterhin, einen Nachlaß der Steuern für unbewohnte Häuser zu erreichen.44) Man ging auch daran, den Verkauf der vielen von ihren Bewohnern verlassenen, teilweise schon ganz verfallenen Häuser mit allen Mitteln in die Wege zu leiten.42) Kleinere und nicht mehr bewohnbare Gebäude wurden unter der Bedingung, daß sie vom künftigen Besitzer wieder instandgesetzt werden müßten, auch verschenkt.43) Die Stadt hoffte, auf diese Art, versiegte Stcuerquellen wieder zu erschließen, da ja Hauseigentümer gewisse Abgaben zu entrichten hatten. Bürgern, die in der Lage waren, einen solchen Besitz zu erwerben, schrieb man vor, dies innerhalb einer gewissen Frist zu tun. Folgten sie dem Gebote des Magistrates nicht, wurden ste bestraft. So war auch z. B. der Apotheker Johann Philipp Tilmez int März 1663 aufgefordert worden, binnen sechs Wochen ein Haus zu erwerben, widrigenfalls er mit einer Strafe von 30 Reichstalern belegt würde. Da er diesem Aufträge des Rates nicht nachkam, wurde er im Juni in der „Bürgerstubcn" unter Arrest gehalten, bis er die angedrohte Geldstrafe bezahlt und sich überdies erbötig zeigte, sich binnen acht Tage „häuß-36 37 38 39 * 36) RP 1662, 88. 37) RP 1664, 88. 38) RP 1666, 263. 39) RP 1663, 96, 160. 4«) RP 1668, 161. «) RP 1662, 80; RP 1663,167. 42) RP 1663, 52, 61, 176. «) RP 1670, 59. 8

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