Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

her ein leerer Platz, ober Brand-Staette gewest, zu bauen, welcher erst int dritten Jahr Hernach voellig aufgefuehret worden; Ist ein sehr nuetzlich und zu einem Getra«d-Kasten ein ansehnlich schoen Gebaeude: Stadl-Cammerer oder Baumeister war damahleit Joachim Haettdel. Als man nun int Werck mit solchen Bau begriffen war, nähme der Abt von Garsten den Grund in Anspruch, daß selbiger zum Pfarr-Hof gehoerig sey; Erhielte von dem Landes-Hauptmann Einstellung dieses Baues, biß man sich mit ihme guetlich verglichen, jaehrlichen von gemeiner Stadt dem Pfarrer zu Steher, ein benanntes in Geld, und Saltz fuerohin zu reichen. Ben dieser Baufuehrung hat sich ein Maurer zu tobt gefallen." Dieser ehemalige Getreidespeicher ist zu den schönsten Gebäuden der Renaissance in Stehr zu zählen. Hervorzuheben sind die prachtvolle Fassade mit dem Doppelgiebel, das Ritstikaportal und die reichen Sgrasfiti, welche die Fenster und Türen umrahmen. Att den ursprünglichen Zweck des Gebäudes erinnert noch ein Fresko über dem Hauptportal mit einer Darstellung aus der „Genesis" und der Inschrift: „Josephs Brüder Kommen in Egypten Traidt zukauffen." Inmitten der breiten Fassade befindet sich ein Wappen, das auf die Zeit der Innerberger (Eisenerzer) Hauptgewerkschaft hinweist; im Jahre 1628 war der Speicher in deren Besitz übergegangen. Die Jahreszahl 1612 zwischen Fresko und Wappen deutet die Bauzeit an. Bor dem Ersten Weltkrieg drohte diesem so bedeutenden Gebäude eine große Gefahr: der Innerberger Stadel sollte einem Postgebäude weichen. Der Meister des Stahlschnittes, Michael Blümelhuber, brachte es jedoch mit dem Aufgebot seiner Energie und einflußreichen Verbindungen zu Erzherzog Franz Ferdinand zustande, daß dieser Renaissancebau erhalten blieb. Das Heimathaus Steyr umfaßt eine Reihe von bedeutenden Sammlungen. Die beiden großen Säle, in denen früher das Getreide gelagert war, geben den Schaustücken einen stimmungsvollen Rahmen. Im ersten Stockwerk istim wesentlichen die stadtgeschichtliche Abteilung untergebracht, während der Bestand im 2. Stock als volkskundliche Abteilung zu bezeichnen ist. Ganz besonders spiegelt sich die alte Bürger- und Handwerkerkultur der Eisenstadt in den reichen Sammlungen. Man wird selten ein Heimatmuseum finden, das eine so reiche Folge von Zunftaltertümern besitzt. Auch das „Steyrer Kripperl", das in einer Halle des Innerberger Stadels zu Hause ist, erfreut sich zur Weihnachtszeit guten Besuches von jung und alt. Unter den Beständen des Heimathauses befinden sich Gegenstände, die über den historischen Rahmen weit hinausragen und künstlerisch bemerkenswert sind, zum Beispiel das Stadtrichterschwert von Steyr (eine Renais- j'ancearbeit mit Rollwerkornamentik) sowie spätgotische und barocke Statuen. Die Holzplastiken schmücken die Pfeiler der beiden Stockwerke. Zu den besten Bildwerken gehören zwei frühbarocke Gestalten, die vom ehemaligen Hochaltar der mittelalterlichen Benediktinerstiftskirche Garsten stammen. Sie wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Hans Spindler d. Ä. gefertigt. Eine Figur hält das Stiftswappen von Garsten vor sich, die zweite das Wappen des Auftraggebers, des Abtes Anton II. Spindler von Hofegg. Der Zeit um 1500| gehört der größte Teil der gotischen Plastiken zu. Im ersten Stockwerk, das nun kurz behandelt wird, ist auch eine kleine geologische vor- und frühchristliche Sammlung von Steyr und Umgebung ausgestellt. Baugeschichtlich äußerst interessant sind die Stadtansichten von Steyr vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Unter diesen befindet sich ein Kupferstich nach einer Zeichnung des bedeutenden Stiftsmalers von Garsten, Johann Karl von Reslfeldt, aus dem Jahre 1693. Den weiträumigsten Teil bildet jedoch das Zunftwesen. Die Zunfttruhen, -orduungen, -bilder, -zeichen, -sieget, -pokale und -bücher vermitteln einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des Handwerks und Gewerbes der Stadt. Sechs mit dem Stadtwappen versehene Rathaushumpen aus Zinn sowie eine Reihe von alten Steyrer Drucken, Bildern und Büsten von Steyrer Persönlichkeiten (Werndl, Pritz, Blumauer, Vogl, Gürtler, Redtenbacher, Wickhoff, Holzmayr, Schroff, Blümelhuber u. a.) sind ebenfalls erwähnenswert. Auch Rechts57

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