Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

klaffen wurden zur Kriegsdienstleistung einberufen; Kriegsreifeprüfungen wurden abgehalten, dafür fanden dann Reifeprüfungen im ordentlichen Sommertermin mit 2 Kandidaten statt. Ein Professor und 59 ehemalige Schüler waren der Blutzoll der Anstalt. Nach dem verlorenen Krieg und dem Zerfall der Habsburgermonarchic führte das Bundesministerium für Unterricht der jungen Ersten Republik eine Reihe von Maßnahmen zur Demokratisierung der Schule durch. Elternvereinigungen wurden gegründet, Berufsberatungsstellen wurden eingerichtet, die körperliche Ertüchtigung weiter gefördert und Wandertage eingeführt. Rach dem Mittelschulgesetz von 1927 wurde auch die Realschule zu einer achtklafsigen Anstalt ausgc- baut und dem Bund unterstellt. 1924—1939 Für die Mädchenbildung standen in Steyr bis zum Jahr 1924 nur eine Bürgerschule und ein sechsklassiges Lyzeum zur Verfügung. Durch die Geldentwertung kam der Lyzealverein in eine schwierige finanzielle Lage und auch die Stadt Steyr konnte nicht helfen. So wandten sich die interessierten Eltern an das Untercichts- ministerium mit der Bitte, die Mädchenschule der Oberrealschule anzugliedern. Im Zusammenhang daniit entschlossen sich die maßgeblichen Stellen, die Bundes-Obcr- realschule in ein Bundes-Realgymnasium umzuwandcln. Die letzte Realschulmatura wurde im Jahre 1930 abgehalten und die erste Reifeprüfung nach dem Lehrplan des Realgymnasiums folgte 1932. Der Typus des Realgymnasiums erwies sich für Steyr als besonders geeignet, denn ec war für Knaben und Mädchen gleich günstig und ermöglichte den Maturanten alle Arten von Hochschulstudien. Durch die Einrichtung der Mädchenklaffen stieg die Klassen- und Schülerzahl rasch an und das Raumproblem wurde immer drückender. Am Realgymnasium wurden (und werden bis das Schulgesetz 1962 in Kraft tritt) folgende Fächer unterrichtet: Religion, Deutsch, Latein, Englisch, Geschichte, Geographie, Naturgeschichte, Chemie, Physik, Mathematik mit geometrischem Zeichnen, Darstellende Geometrie, Philosophischer Einführungsunterricht, Zeichnen, Schriftpflege, Kurzschrift, Handarbeit, Gesang, Körperliche Übungen. 1939 — 1945 Nach der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich am 13. März 1938 wurde begonnen, das Realgymnasium in eine Oberschule nach reichsdeutschem Muster umzuwandeln. An Stelle der demokratischen Einrichtungen der Schule trat die Parteidisziplin, die kollegiale Verfassung wurde aufgehoben und durch das FührerPrinzip ersetzt, an die Stelle der Semester traten Trimester und die Ferien wurden gekürzt, die Bezeichnungen Studienreferendar, Studienassessor und Studienrat ersetzten den Titel Professor, aus dem Direktor wurde ein Oberstudiendirektor, mit Rücksicht auf den Reichsarbeitsdienst wurde die Reifeprüfung in den März, verlegt. Die Schließung der Privatschulen brachte einen großen Schülerzuwachs im Schuljahr 1938/39. Folgende Fächer wurden unterrichtet: Leibeserziehung, Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Kunsterziehung, Musik, Biologie, Chemie, Physik, Rechnen und Mathematik, Englisch, Latein, Konfessionsunterricht. Der Zweite Weltkrieg forderte noch härtere Opfer als der Erste, 15 Professoren und zahlreiche Schüler der Oberstufe wurden zum Kriegsdienst einberufen, unter Verantwortung des Direktors wurde ein Lustschutzdienst eingerichtet, Schüler der 6. und 7. Klasse wurden als Lustwaffenhelfer eingesetzt. An Stelle der Kriegsmatura gab es jetzt ohne Prüfung eine Reifeklausel. Am 24. Feber 1944 fielen drei Bomben in den Schulhof und eine traf den Nordtrakt; die phnsikalischen und naturhistorischen Sammlungen sowie die Schülerbücherei wurden fast völlig vernichtet. Professoren und Schüler konnten die ärgsten Schäden so weit beheben, daß der Unterricht bald wieder ausgenommen werden konnte. Am 27. Jänner 1945 wurde der Unterricht eingestellt und das Schulgebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen verwendet. Ein Teil der Professoren übernahm die Betreuung der Flüchtlinge, ein Teil wurde in den 52

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