Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

Kreuzigung, enthält?") Ein zweites Missale schmücken 67 in Gelb und Rot gehaltene Initialen. Das vorzügliche Kanonbild stellt auf blauem und grünem Grunde den Gekreuzigten sowie die Muttergottes und den hl. Johannes dar?') Beide Handschriften entstanden offensichtlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.") Schließlich sei erwähnt, daß auch das Kloster Seiten st etten eine von Göttwcig ausgehende Gründung darstellt. Die von 1112 bis 1116 erbaute Stiftskirche weihte der Passauer Bischof Ulrich.") Im heutigen Gebüudekomplex des Stiftes ist die aus dem 12. Jahrhundert stammende, 1254 bis 1261 spätromanisch gestaltete Marienkapelle (Ritterkapelle) bemerkenswert. Der einschiffige Kapcllen- raum, der im Westen ein zweimal abgetrepptes Tor mit Wandsäulchen und Knospenkapitelle besitzt, wird durch zwei Wandsäulen, deren Würfelkapitelle Menschenköpfe und Rankenwerk zeigen, in zwei quadratische Joche geteilt und durch eine halbkreisförmige Apsis abgeschlossen. Die Außenseite der Apsis, geziert mit einem Rundbogenfries, ist durch fünf romanische Fenster und ebenso viele Blendarkaden auf Halbsäulen gegliedert.") Unter den noch erhaltenen Bauwerken der romanischen Kunstepoche nimmt die Seitenstcttener Marienkapelle im Raume von Steyr zweifellos den ersten Rang ein. (Fortsetzung folgt) ") Linz, Studienbibliothek, Kob. 466. 6,j Linz, Studienbibllothek, Kob. 286. 62j K. Holter, Romanische Buchmalerei, a. «. £).; S. 231 — 234. 63) „Sie hat b* klare Umrißdiktion von Gurk bereits im zweiten Dezennium des 12. Jhs. erreicht." R. Pühringer, Früh- und hochromanische Baukunst in Österreich. Akademie d. Wissenschaften in Wien. Phil.-hist. Klasse, Denkschriften, 70. Bd., 1. Abhandlung (1931), S, 89. — Baldaß, Buchowiccki, Mrazek, a, a. O-, S. 19. ") Dchio, Handbuch ber Kunstdcnkmüler Österreichs, R. K. Donin, Niederösteirreich (1953), S. 320. — Reclams Kunstführer, Österreich, Bd. I (1961), S. 421 f. — Natürlich wurde auch die Buchmalerei in dieser Abtei schon in der Zeit der Romanik geübt. Ein Seitenstettner Evangeliar, entstanden um 1247, gelangte in die Pierpont Morgan Library in New Kork. Baldaß, Buchowiccki, Mrazek, a. a. £)., S. 82. Univ.-Prof. Dr. Moriz Enzing er Steyr im Werke der Enrica von Handel -Mazzetti Ist auch die Schilderung der äußeren Umgebung nicht immer wesentlich für eine Dichtung, so käme sie doch, und gerade in der epischen Form des Romans, weittrageilde Bedeutung gewinnen, da sie Schauplatz, Hintergrund und Atmosphäre zu bieten imstande ist und so bereits bei der Konzeption einer Dichtung mitbestimmend sein kaim. Gewiß ist das nach Stilform und Zeitverlangen verschieden, bei Enrica von Handel-Mazzetti aber spielt der Handlungsort zumindest immer mit, so daß man keinen ihrer Romane in eine andere Umgebung versetzen könnte, ohne daß aber die Umgebung zu symbolischer Bedeutung gelangte. Doch sind ihre Romane landschaftlich gebunden, wie sie auch zeitgebunden sind, mag ihre Tendenz zur Aufgipfelrnrg, zur barocken Übersteigerung, ja der Aufbau ihrer Bücher, der oft pseudodramatisch ist, das epische Moment anscheinend zurückdrängen. Als Handel-Mazzetti nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Onkel Anton und Tante Luise nach Steyr gezogen war, wo sic die Jahre 1905 bis 1911 blieb, machte sie die Stadt Steyr, deren altertümliche Schönheit damals erkannt und betreut wurde, zum Schauplatz von drei Dichtungen: „Deutsches Recht" (1908), „Die arme 39

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