Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

erwartet werden. Die im 14. und 15. Jahrhundert zu großer Wohlhabenheit gelangte Bürgerschaft hat, wie schon hingewiesen, mit den alten Bauten aufgeräumt. Tritt also im alten Stadtgebiet von Steyr heute die Romanik kaum in Erscheinung, so finden sich noch liberblcibscl dieser Kunstrichtung in der ehemaligen Klosterkirche Gleink. Die Gründung dieser und anderer Benediktiner-Abteien entsprach dem vom burgundischen Kloster Cluny und vom Schwarzwaldkloster St. Blasien ausgehenden asketischen Geist des 11. Jahrhunderts. Verkünder dieses Geistes war im Ostalpenraum Bischof Altmann von Passau (1065 1091).34) Es ist begreiflich, daß die religiösen Erneuerungsideen auch den Kirchenbau wesentlich beeinflußten und förderten. Häufig zitiert findet man in der Kunstliteratur folgende Stelle aus der Lebensbeschreibung Altmanns, die dessen Bemühungen um den Bau der Gotteshäuser erkennen läßt: „Vor seiner Ankunft waren fast alle Kirchen jenes Bistums aus Holz und schmucklos, allerdings waren auch deren Priester, wenn ich so sagen darf, ,hölzern', weil sie, in Ehen und weltliche Geschäfte verstrickt, des Gottesdienstes völlig unkundig waren. Statt des Kanons lasen sie ,Miserere mei Deus’, statt der Leidensgeschichte ,Attendite\ Jetzt aber sind durch seinen Eifer fast alle Kirchen im Bistum aus Stein, mit Büchern versehen und mit Bildern oder Zierat geschmückt und, was das Wichtigste ist, mit sittenstrengen und gebildeten Männern gut besetzt."33) Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarre Gleink findet sich 1111 in einer Bestätigungsurkunde des Klosters St. Florian.34) Um diese Zeit ließ Arnhalm I. von Glunich (Gleink) seine Burg, die auf dem Grunde des Babenberger Bischofs stand, in ein Benediktinerkloster umgestalten. Sein Sohn Bruno brachte um 1120 die Stiftung zum Abschluß.33) In der ehemaligen Klosterkirche (heute Pfarrkirche), geweiht dem hl. Andreas, wurden 1123 zwei Altäre konsckriert.33) Die Weihe der Kirche erfolgte im Jahre 1273. Drei Jahre später zerstörte ein Brand Kirche und Kloster.3'h Bauteile des romanischen Gotteshauses stecken jedenfalls noch bis zum östlichen Mittelschiffjoch im heutigen Mauerwerk des basilikalen Langhauses. Der Westturm zeigt einen quadratischen Grundriß. Ob sich in ihm noch Kernmauern aus der ersten Erbauungszeit vorfinden, ist nicht nachgewiesen.4") Das Eingangstor schmücken zwei romanische Türzieher aus Bronze. Es sind Löwenköpfe, die nach W. Mrazek „wohl die gleiche symbolische Funktion erfüllen wie die Portallöwen an den großen romanischen Kathedralen".4') Löwengestalten gelangten schon zur Zeit der ausklinoenden Langobardenherrschaft wahrscheinlich durch Bautrupps aus Como („Comasken"), die bis nach Bayern und an den Rhein kamen, in unsere oberöstcrreichische Heimat.43)34 35 * 37 * * * 41 * 34) O. Fraß. Die Zeit der Babenberger. Geschichte Österreichs in Einzeldarstellungen (1946), S 23. — I. Lenzenweger,. Berthold — Abt von Garsten (1958), S. 23. L. Arthoser, Geschichte van Garsten (o. I.), S. 18. 35) W. Buchowiecki, Die gotischen Kirchen Österreichs (1952), S. 454 fVita Altmanni episcopi Piitav. Hrsg. v. SS. Wattenbach, in: Mon. Germ, hist SS. XII (1856). 3S) A. Rolledcr, a. a. Ö., S. 373. 37) F. Sekker, Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Obcrästerreichs (1925), S. 94. — Die Stiftungsurkundc stammt aus dem Jahre 1125. Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. E. Harnisch Oberösterreich (1958), S 89. — Der erste Abt war Ulrich, er kam aus dem Kloster Garsten. I. Lmzenw-gger, Bertholll, Abt von Garsten (1958), S. 45. 3S) Dehio. a. a. O.. S. 89. — Nach Pritz konsekrierte Ekbcrt. Bischof von Bambero, den Altar der hl. Magdalena und des hl. Nikolaus im Avril 1°23. F. X. Brill, Beschreibung u. Geschichte der Stadt Stever ». ihrer nächsten Umgebung (1837). Beilage IV, S. 460. 3’) Dehio. a. a. CX, S. 89. '") Ebenda, ,S. 90. 41) Baldaß, Buchowiecki. Mrazek, a. a O.. S. 99. ,2j O. Kästner, a. a. £>., S. 30. —• H. Decker, Jtalia Romanica (1958), S. 13, 47. 36

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