Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

Durch den Brand des Jahres 1302 wurde diese Kirche fast zerstört. Nach ihrem Wiederaufbau war sic, wie aus Stiftungen zu ersehen ist, mit einer Orgel25 * 27 * 29 30 ] und einer Emporekirche, auf der sich drei Altäre befanden,25) ausgestattet. Im Jahre 1404 stifteten die Eheleute Hans und Katharina Kammerhubcr drei Güter in Aichet für ein ewiges Licht vor „Unserer Frauen Altar" und eines vor dem „Heiligen-Drei-König-Altar".22) Nicht bekannt ist der Titelheiligc des dritten Altares.23) Die äußere Gestalt des Gotteshauses zeigt uns zum Teil eine aus der Zeit um 1470 stammende Ansicht der Stadt Steyr in der Weltchronik von Hartmann Schedel (1493). Das Chorhaupt der Kirche ist schon gotisch ausgebaut, Turm und Langhaus lassen die spätromanische Bauweise erkennen.2') Bauteile der alten Kirche dürften sich noch in den Grüften feststellen lassen. Vielleicht stammt aus diesem Gotteshaus auch der eigenartige Torbeschlag am kleinen Südportal der Stadtpfarrkirche. Während das untere Torband zu einem Baumstamm mit Astansätzen ausgeschmiedet ist, zeigt das obere eine Drachenge statt am Fuße eines Strunkes, ein Vogel und ein Apfel befinden sich am Ende desselben. O. Kästner sieht in diesem Beschläge einen Aggdrasilbaum und weist ihn der Gotik zu?°) Aber erinnert diese Darstellung nicht auch an Lindwurmgestalten an romanischen Bauten wie z. B. am Portal der St. Peterskirche in Straubing oder am Schottentor in Regensburg? Es hat auch den Anschein, als ob die Astansätze nur mehr Reste spiralenartiger Äste wären, die wie der Stamm bei neuerlicher Verwendung gekürzt wurden. Überaus bescheiden sind die Reste romanischer Bauweise in den Häusern der Bürger. Im ältesten Stadtteil, in der Enge, lassen einige Gebäude eine vorgotische Anlage vermuten, so die Häuser Enge Nr. 8, 10 und 12. Im Hause Enge Nr. 8 zeigt der südseitige Teil romanische Spuren?') Anläßlich der Restaurierung des ehemaligen Messerer-Zechhauses, Kirchengasse Nr. 1, im Jahre 1954, wurde in demselben ein romanischer Bogen freigelegt?2) Die von F. Berndt der Romanik zugeordneten fünf Säulen im alten Stadtbad, Stadtplatz Nr. 37, sind meines Erachtens der Renaissance zuzuschreiben?5) Es ist nicht ausgeschlossen, daß bei Bau- und Renovierungsarbeiten noch romanische Relikte zum Vorschein kommen. Eine erhebliche Ausbeute aber kann nicht 25) In dem 1398 von der Stadt Steyr der Katharina Tungössinger über einen gestifteten Jahrtag ausgestellten Revers wird der Kalkant erwähnt: „. . . die auf den Palgen zu der Crpen plasent 6 d" (d — Pfennig). Stadtarchiv Steyr, Falz. Gottesdienst-Stiftungen 1364—1779, Kasten XI, Lade 34, Nr. 9). “) Stift- B. Rcversbrief d. Abtes Florian u. d. ganzen Konvents zu Garsten ans d. Jahre 14041 „Eine ewige tägliche Meß auff einen der 3 Altar auff b(er) Porkirchen in hieriger S. Aegidi und Colma Phorkirchen". Stadtarchiv Steyr, Fasz. Pfarrkirche 1601—1651, Kasten XI, Lade 26, Nr. 108: „Register über die Pfarrkirchen S. 3tgibi et Colomani zn Steyr briefliche Urkunden, Gab- und Stistbrief 1621". 27) F. Berndt, Die alte romanische Stadtpfarrkirche von Steyr. Steyrer Zeitung. Unterhaltungsbeilage, 1958, Nr. 39. 2S) I. Lenzenweger, a. a. D., S. 236. 29) I. Ofner, Eine Ansicht der Stadt Steyr ans dem Mittelalter? Amtsblatt der Stadt Steyr, Jg. 4, Nr. 9 v. 1. 9. 1961. S. 139—141. 30) D. Kästner, Eisenknnst imi Lande ob der Enns (1961), S. 41, 153. 31) O. Ehler. Bauaufnahmen: H-ünsor Enge Nr. 10—16. Veröffentlich nmen des Knltmramtes d. Stadt Steyr. Helft 17 (November 1957), S. 51. — Dcrs., Banaufnahmen : Häuser Enge Nr. 2—8. Veröffentlichungen des Knlturamtcs der Stadt Stevr. Heft 16. (Dezember 1956), S 28 fe 32) E. Krobath, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs (Stadtplatz. Enge) und ihre Besitzer. Deröffentlichungm des Knltiiramtes der Stadt Steyr. Heft I6 lDczember 1956), S. 28. ") F. Berndt, Akte Badstuben in Steyr. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage Nr. 20 (1953), S. 3. 35

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