Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

Dr. Josef Ofner Kunstchronik der Stadt Steyr (Architektur, Bildhauerei und Malerei) Wie die Überschrift anbeutet, haudelt es sich bei dieser Arbeit keineswegs um eine Kunstgeschichte der Eisenstadt. Eine solche zu schreiben, ist die Aufgabe des Kunsthistorikers. Hier geht es vielmehr darum, die zahlreichen, vorwiegend in den Archivalien des Stepret Stadtarchivs und in der einschlägigen Literatur vorhandenen Notizen, die ich in jahrelanger Sucharbeit gesammelt habe, in chronologischer Zusammenfassung für eine künftige Kunsttopographie der Stadt Stepr bereitzustellen. Das Hauptgewicht wurde demnach nicht auf die kuusthistorische Wertung, sondern auf die Erforschung der rein geschichtlichen, die städtischen Kunstdenkmäler betreffenden Daten gelegt. Auf eine Vollständigkeit derselben kann kein Anspruch erhoben werden, da in der Hauptsache nur das Stadtarchiv benützt werden konnte. Bei Durchsicht der bisher zur Kunstgeschichte der Eisenstadt veröffentlichteil Aufsätze fällt auf, daß nur in ganz wenigen Fällen die städtischen Quellen ausgewertet wurden. Die mühevolle Archivarbeit aber hätte sich gelohnt. Das zusammengetragene Material besitzt natürlich größtenteils nur lokale Bedeutung, es zeigt aber auch, daß Stepr schon am Ausgang des Mittelalters im Kunstschaffen des Alpenvorlandes westlich und östlich der Enns eine beachtenswerte Rolle spielte. Die romanische Zeit Der romanische Stil beherrschte das Kunstschaffen des Abendlandes in der Zeit voir 1000 bis um 1270. In dieser Epoche konnte Österreich unter der Herrschaft der Babenberger (976 -1246) erstmalig seine Macht selbständig entfalten. So wurde die nach der Lechfeldschlacht (955) errichtete Markgrafschaft im Osten („Ostarichi") 1156 zum Herzogtum erhoben und 1192 durch die Anglic- berung der Steiermark gewaltig vergrößert. Parallel mit dem politischen Aufstieg vollzog sich in unserer Heimat die Entwicklung der bildenden Künste, deren Wurzeln zurückgreifen in das Keltisch-Romanische, in das Baprischc und Slawische. Wenn in Österreich, im Herzland Europas am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege, fremde Kräfte nitS Süd und West das bodenständige Kunstschaffen schon in der Zeit der Romanik beeinflußten, so darf uns das nicht überraschen.') In die Babenbergerzeit fallen auch die Anfänge der Stadt Stepr. Ans diesen Jahrhunderten stammen die ersten Nachrichten über die Stnrabnrg und über die Siedlung am Fuße des Burgfelsens, aus der sich unsere Stadt entwickelte. Die erste Erwähnung der Stprabnrg findet sich im ältesten Traditionsbuch des Hochstiftes Passau, das über die Synoden des Bischofes Pilorim berichtet. Nach der Niederlage der Ungarn bei Augsburg suchte Pilgrim die alten kirchlichen Zehentrechte auf beit Synoden zu Mistelbach bei Wels, m Lorch und Mautern wieder zu ordnen. Im Bericht über die Mistelbacher Versammlung, die nach ') R. K. Donin, Die romanische Baukunst in Österreich. Festschrift Richard Kurt Donin (1951), S. 99—126. — Ders., Romanische Portale in Niederösterreich. Jahrbuch d. Kunschistor. Institutes d. k.k. Zentralkommission f. Denkmalpflege. Bd. IX (1915), S. 10 f. 30

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