Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 24, Dezember 1963

mar. daß sich die allgemeine wirtschaftliche Situation bessern werde, mußte Schröffl feststellen, daß die furchtbare Krise anhielte. In Stehr war fast alle Gewerbc- tätigkeit zum Stillstand gekommen, viele Handwerker und andere Leute waren abgewandert, um anderswo Arbeit zu finden. Dies hatte zu einer weiteren Verminderung der Bevölkerungszahl Stevrs geführt. Zu dieser Zeit waren von den insgesamt 600 im Grundbuch eingetragenen Häusern (Häuser der bürgerlichen Einlage) 70 ganz verfallen und weitere Hl verlassen und leer. Von weiteren 191 Käufern waren die Eigentümer so verarmt, daß sie xu Steuerleistungen nicht mehr herangezogen werden konnten.") Die ausständigen Abgaben für diese Gebäude betrugen 116.350 Gulden. Wegen dieses ..Ellenden Status" der Stadt bliebe nur übrig, sich wieder an Kaiser Ferdinand III. um .fSilfe zu wenden Der Bürgermeister schloß seine Ausführungen mit dem Vorschläge, den Kaiser zu bitten, eine „Resolution zu erteilen", daß die Stadt die folgenden zehn Jahre „nicht mehr als was auf eine Feuerstätte (Haus) im Land angeschlagen wird ins Landhaus zu geben schuldig sein solle". Unter Schilderung der Bedürftigkeit Stevrs sollten weiters die anderen xtoei Partner (Rad- und .<5ammermeister) der Innerberger .5auvtgewerkschaft oufgeforbert werden, dem Magistrate mit 2000 Gulden beixu- svrinoen. damit man nicht gezwungen wäre, zu anderen „feindelligen Mitteln" zu greifen. Über Ersuchen der Räte unternahm Schröffl mehrere Reisen an den kaiserlichen Hof. um dort die Anliegen der Stadt vorzubringen. Bei einer Audienz im Juli 1652 bat er den Kaiser, daß er auf die Dauer von fünf Jahren alle vom Lande vorgeschriebenen Steuern „auf sich nemben" möge.* 15 * * * * * ) Eine weitere Reise in Stadtangeleaenbeiten führte Schröffl im September 1.652 wieder an den kaiserlichen .fSof nach Prag ") Um die Kosten dieser Reise xu decken, mußte der Magistrat vom Stadtschreiber Hans Leonhard Vogt von Vootberg 2000 Gulden borgen ") Bei dieser Gelegenheit brachte der Bürgermeister auch Anlieoen der anderen sieben landessürstlich-m Städte beim Hofkanzler vor") Über den Erfolg seiner Vorsvrachen berichtete Schröffl dem Rate am 7. Oktober. Es war ibm gelungen, mit dem Präsidenten der n.-ö. .'öoffammer. Gral von Weißenwolfs, über alle wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Stadt „fundamentalster" xu konferieren. Wegen der Landessteuern war ihm gesagt worden, daß diese mir die „Ständ genissen" und der Kaiser von ihnen nichts habe. Immerhin zeitigte diese Vorsvrache vor allem das Ergebnis, doß eine Enthebung von allen Rüstgeldern verfügt wurde.1') Gerade das Rüstgeld, eine Abgabe für Rüstungsxweckc. war von der Bevölkerung als besonders drückend emhfunben worden. Ebenso wurde die Besteuerung des Eioentunis der in Stehr ansässigen geistlichen Orden ausgehoben. Den bexüglichen kaiserlickwn Erlaß, der auch die Befreiung von den Landessteuern auf die Dauer von fünf Jahren beinhaltete, überreichte Schröffl den Ständen anläßlich einer Versammlung in Linx persönlich.'11) Bei dieser kam auch zur Sprache, daß der Kaiser das in Ungarn liegende Militär nicht abrüsten ") LV 1, 295 f. 15) RP 1652. 225. — Für diese Bemühung Schrofsts zeigte sich der Rat durch ein«’ „Dankbarkeitsremuneration" in Gestalt einer Anweisung über 400 Gulden auf Erträge der -stauptaewerkschaft erkenntlich. D>e Begleit-'r des Bürgermeisters d'e Ratsberren Mittermavr und Bürger, erhielten ebenfalls Anweisungen über 800 bzw. 150 Gulden. — Prih iLV 1. 299) schreibt, daß der Kaiser schon am 6. Juni eine Abaabenfreiheit auf fünf Jahre (1653 —1658) verordnet habe. ") RP 1652, 313. ") Dieser verlangte eine 6-prozentige Verzinsung des Geldes und ar§ Sicherstellung die Verpfändung gewisser Manteinnahmen der Stadt. ") Für notwendige ..Verehrungen" hatten anfzukoinrn"-: Stehr mit 180. Linz mit 112. Enns mit 61. Freistadt mit 63. Gmunden mit -12 und Vöcklabruck mit 30 Gulden lRP 1652, 322). "l RP 1652. 332 — 335. '») Am 1. 12. 1652. RP 1652, 362. 20

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2