Johann Egger von Marbach (1646— 1650) Um die Wende des 16. Jahrhunderts lebte in Eisenerz der Ratsbürger Anton Egger. Von seinen drei Söhnen, Johann, Georg und Ludwig, verzog der Erstgenannte nach Steyr') und machte sich hier im Hause Stadtplatz 14 als Eisenhändler und Gastwirt ansässig?) Nach und nach erwarb er verschiedene Liegenschaften: in Ennsdorf ein Brauhaus/) ein Haus „an der oberen Zeil", das anschließende Werfferische Haus, ein weiteres mit Garten und die Aignerischen Gründe?) Auch der Topfenhof (heute Altgassc, früher Ennsdorf, obere Zeil) mit Grundstücken/) eine Drahtzieherei und ein Garten des früheren Besitzers Ebhardt im Aichet gehörten ihm. In der Berggasse besaß er einen Kräuter- und Blumengarten/) verschiedene Grundstücke vor dem St.-Gilgen-Tor und an der Steyr eine Pulverstampfe sowie einen Kupferhammer?) Der große Bedarf an Rüstungsgegenständen für die Soldateska mag ihn bewogen haben, eine eigene Plattner- werkstätte") 311 errichten, die er vermutlich im Ennsdorf betrieb. Es ist nachzuweisen, daß er 1649 allein in Steyr Eigentümer von 13 Häusern war?) In der Gemeinde Reichraming kaufte Johann Egger 1631 vom kaiserlichen Burggrafen zu Steyr, Johann Max Freiherrn von Lamberg, ein großes Grundstück, „Marbach" genannt, das mehr als 100 Tagewerke (rund 34 ha) umfaßte. Dieses war in der Ortschaft Brunnbach, im Gemeindegebiet von Großraming gelegen.'") Nach diesem Besitze wurde ihm am 25. August 1635 das Prädikat „von Marbach" verliehen.") Die Nachfrage des Messererhandwerkes nach Messing mag Egger veranlaßt haben, im Jahre 1628 die an der Mündung des Reichraminger Baches in die Enns gelegene Messinghütte zu erwerben. Diese war 1623 stillgelegt worden und in den Besitz der Eisenhandelsgcsellschaft übergegangen, obwohl die Stadt Steyr, um die für das Messcrerhandwerk so wichtige Produktion zu erhalten, die Summe von 2000 Gulden dem Betriebe leihweise zur Verfügung gestellt hatte. Am Messingwerk beteiligte Egger auch die Steyrer Bürger Achtmarkt und Riß, die beide während der Gegenreformation aus Bozen zugcwandert waren. Um der Messingproduktion ein gesichertes Absatzgebiet zu schaffen, gewährte Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1635 Johann Egger das alleinige Verlagsrecht für Messing in Steyr. Obwohl Egger den Zentner Messing um 44 Gulden verkaufte, also um 4 Gulden teurer als die ausländische Konkurrenz, die überdies noch sorgfältiger gegossenes Material lieferte, mußte er 1651 den Konkurs ansageu. Egger betrieb and) Ham- ') LV IO, 35-36. — Im Eisenwesen waren zwei Familien Egger tätig. Die zweite Familie dieses Namens war in St, Gallen seßhaft. Ein Sohn dieser, Hanns, war 1641—1642 Obervorgeher in Stepr (RP 1641, 199; RP 1642, 125). 2) Stb. 1635, 20. 3) RP 1650, 136. 4) RP 1635, 20. 5) RP 1652, 302. 6) RP 1644, 142. 7) RP 1650, 334; RP 1643, 172: „Gerhaben der Leonhard Zcuncrisch unvogtbaren Pupillen contra M. Luckner Khauffbrieiffs anhendigung über ainen Herrn Johann Egger vcrkhaufften khupfser hamber." RP 1652, 144. 8) LV 11, 56. — Die Plattncr stellten Harnische, Sturmhauben, Helme mit Kamm und Krempe usw. her. ’) RP 1649, 377. Pritz berichtet, daß Kaiser Ferdinand III. 1650 befahl, aus den Mitteln der Eisengewerkschaft Johann Egger 8800 Gulden auszufolgen, „da er sonst die Armaturs-Arbeit nicht Herstellen könne und so die Zeughäuser entblößt würden" (LV 1, 33). '") Der heutige Eigentümer eines Teiles desselben, Landwirt Ahrer, führt noch den Vullgarnamen „Marbachler" (lt. freundlicher Auskunft des Herrn Oberforstrates Glöckler, Reichraming). ") LV 10, 35. 11
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