Wappen auf dem Umschlag: Nach dem Siegel des Markgrafen Otakar I. (V) von Steter, 1160, Original im Stiftsarchiv zu Neun Aus Anthony D. Siegenfeld, Das Landeswappen der Steiermark, Tafel V, Figur 12 (der Panther wurde nach anderen zeitgenössischen Siegeln ergänzt) Zeichnung und Text: Dkfm. Engelbert Eßlctzbichler
Dr, Erlefricd Krobstth Die Bürgermeister der Stadt Steyr aad iyre beit tZoasehung) Josef Achtmarkt von Achtmarktstein ans Engelseck (1642—1645); Johann Egger von Marbach (1646—1650); Gottlieb Schröffl von MannSpcrg (1651—1659) Josef Achtmarkt von Achtmarktstein auf Engelseck') (1642 -1645) Die durch die Gegenreformation bedingte Abwanderung vieler erfahrener Kaufleute aus Steyr verursachte einen empfindlichen Niedergang des städtischen Handels, der Quelle des Wohlstandes der Stadt. Nach und nach füllten diese Lütten andere Kaufleute, auch solche aus Tirol, die als zuverlässige Katholiken galten und daher dem herrschenden Regime genehm waren. Diese Tiroler Handelsleute verfügten über geschäftliche Beziehungen nach Italien und ins Reich und waren daher in der Lage, die Abgewanderten unb die ihres evangelischen Glaubens wegen Ausgewiesenen zu ersehen. Nach Steyr waren neben anderen Zuwanderern auch Mitglieder der Familie Achtmarkt aus Bozeu gekommen. Es waren dies der älteste, im Jahre 1600 geborene Sohn dieser Familie, wie sein Vater Josef genannt, unb dessen jüngster Bruder Adam?) Josef Achtmarkt erwarb im Jahre 1629 die Christoph Richterischc Eisenhandlung im heutigen Hause Stadtplatz Nr. 2 und führte diese, gemeinsam mit Matthäus Riß, weiter?) In den Ratsprotokollen kann Achtmarkt erstmalig nachgewiesen werden, als er am 8. Oktober 1633 um „Linderung der angelegten Leibsstcuer" bat?) Gegen Erlag voir 20 Reichstalern erlangte er im Jahre 1635 das Bürgerrecht?) Am 20. Oktober 1636 wird er als Pfarrkirchenverwalter erwähnt, der beim Magistrat den Antrag stellte, das baufällige Haus des Organisten Herstellen zu lassen?) Im Jahre 1640 kaufte er das in der Garstener Pfarre gelegene Gut am Rosenberg. Als Wohnsitz erwarb Achtniarkt um 1641 den vor dem St.-Gilgen-Tor gelegenen Ansitz Teufelseck (so wegen seiner Lage am Teufelsbach genannt) und dazu den Wasch- unb Rinnhof im Aichet. Nach Instandsetzung des Gutes Teufelseck1 * 3 * 5 6 1) Schreibweise in den Ratsprotokollen meist „Achtmarckht von Achtmnrckhtstain": Verlass.-J»v. Niklas Frizler, K. XI, L. 17, St.A. 2) LV 10, 8—9. 3) Nachbesitzer wurden die Brüder Michael unb Wolfs Strauß *) RP 1633, 95. 5) RP 1635, 31; Bgr. 54. 6) RP 1636, 156. 3
erlangte Josef Achtmarkt Don Kaiser Ferdinand III. die Erlaubnis, Teufelscck in Engelscck umpbenemiett.7 8) Schon am 14. November 1614 waren dein Vater Josefs von Erzherzog Maximilian ein Wappen und die Lehensfähigkeit verliehen worden. Josef Achtmarkt und seine Brüder, Tobias und Adam, erhielten am 18. September 1636 eine Wappenverbesferung und das Prädikat „von Achtmarktstein". Anläßlich der Umbenennung von Teufelseck gestattete ihm der Kaiser, wegen seiner und seiner Vorfahren Verdienste um das Haus Österreich, für sich und seine Nachkommen weitere Renten, Zehenten und Gülten (Grundstückscrträge) im Werte von 20.000 bis 24.000 Gulden zu erwerben und sich „auf Engclseck" zu nennen. Uber Auftrag der Landeshauptinanuschaft war nach dem Tode Bürgermei sters Mann im Februar 1641 das Steyrer Bürgermeisteramt provisorisch mit Niklas Frizler besetzt worden?) Dieser Zustand währte bis Mitte Juni 1641,') zu welchem Zeitpunkt Josef Achtmarkt auf Befehl des Landeshauptmannes pm „angesetzten" Bürgermeister ernannt wurde. Auf Grund dieses Befehles wurden ihm und dem gleichzeitig zum Stadtrichter ernamrten Georg Wernbergcr die Ämter übergeben.'") Für 1642 wurde Achtmarkt gewählt, die Wahl wurde auch vom Kaiser im Mai des gleichen Jahres bestätigt.") Um der Stadt die Wahlkosten zu ersparen, wurde mit kaiserlicher Resolution entschieden, künftig nur alle zwei Jahre Wahlen vorzunehmen. Daher verblieb Achtmarkt mit allen anderen Gewählten auch 1643 im Amte.'-) Als man im Dezember 1643 bei der Landeshauptmannschaft uni Genehmigung der Wahlen für die folgenden zwei Jahre bat, ließen Landeshauptmann und Vizedom mitteilen, daß sie dienstlich verhindert wären nach Steyr zu kommen und außerdem die Stadt mit den für ihren Besuch auflaufenden Unkosten verschonen wollten.'-) Sie hätten deshalb den Abt Roman Rauscher von Garsten beauftragt, die Wahl durchzuführen. Im Beisein dieses geistlichen Würdenträgers wurde am 3. Jänner 1644 Josef Achtmarkt neuerlich für die folgenden zwei Jahre zum Dbcr- haupte der Stadt erkoren.") An die Spitze des schwedischen Heeres war Ende Mai 1641 Leonhard Tor- stenson, der letzte Schüler aus Gustav Adolfs Fcldherrenschulc, getreten. Nach dem Siege über die kaiserliche Armee unter Erzherzog Leopold wollte er gegen Wien vorrücken. Schon breiteten sich die schwedischen Truppen im Marchfeld aus u. streiften bis in die Gegend Wiens, als Torstenson, wegen des inzwischen ausgebrochenen schwedisch-dänischen Krieges, eiligst nach dem Norden zurückkehren mußte. Hier schlug er das dänische Heer und stand Ende Februar 1645 mit seinen Scharen wieder in Böhmen, rückte dann über Dürnstein, Stein, Krems und Korneuburg bis in die Gegend der heutigen Brigittenau vor. Inzwischen war auch der Woiwod von Siebenbürgen, Stefan Rakoczi, in Ungarn eingefallen. Torstenson hoffte nun, nach der Vereinigung mit Rakoczis Truppen, Wien einzunehmen. Dieser schloß jedoch 7) Umbenennungsurkunde; Berndt behauptet, daß zu Eugelseck auch die Häuser Redtenbachergassc 10 und Spitalskyg. 2 gehört haben (LV 7). Ju den Ratsprotokollen (1644, 19 und 1647, 12) spricht Achtmarkt selbst nur von eine m Haus und einem Garten und davon, daß er ein im „Ebhardtischeu Garten gelegenes Häusl" abgebrochen habe. Die Grundmauern einer Schmiede des Ansitzes wurden bei Errichtung des Städt. Gesundheitsamtes (Redtenbachergasse 3) in den Jahren 1953/54 festgestellt. 8) RP 1641, 194, 199. *) RP 1641, 262, 14. Juni. '») RP 1641, 266. ") RP 1643, 30, 3. Juni: „Vor einem Jahr haben die Wahlen stattgefunden." '-) Nr. 547, Mk, L. 10, 61.21. ") RP 1643, 208, 215. ") LV 9. 4
im August 1645 mit dem Kaiser Frieden. Der schwedische Feldherr zog nun aus der Wiener Gegend ab und rückte vor Brünn, das er im Mai zu belagern begann. Da er diese Stadt nicht erobern konnte, trat er im August den Rückmarsch an. Wenngleich Steyr durch diese Kriegshandlungen nicht direkt berührt wurde, so erwuchsen der Stadt doch durch die laufenden Einquartierungen kaiserlicher Truppen ungeheure Kosten und große Beschwernisse. Fast immer forderte die jeweils in der Stadt liegende Garnison neben den normalen Kosten der Einquartierung auch Sonderabgaben. Im Dezember 1642 war das Regiment Lüttich in Steyr etngemcft.’5)' Ein Oberstleutnant dieser Truppe, Johann Stadlmahr, verlangte vom Magistrate, daß ihm für jedes Pferd des Regimentes ein täglicher Zuschuß von einem Groschen geleistet werde.") Der Rat lehnte diese Forderung ab. Um aber nicht den Groll dieses Offiziers auf sich zu laden, bot man ihm statt des begehrten Geldes eine „Verehrung" von vier Eimern Wien an. Als dieses Regiment anfangs Mai 1643 verlegt wurde, wollte der Kommandant, Oberst Lüttich, einen Fuhrwagen und eine Fuhre Wein von der Stadt haben. Obwohl die Stadt mit „Vnerschwinglich Villen Dorgaben bedrängt" war, wurden dem Oberst, wegen ,,guet gegoltener Disziplin", der gewünschte Fuhrwagen und ein Faß Wein zugebilligt. Die der Stadt aufgelaufenen Kosten der Einquartierung dieses Regimentes betrugen 25.087 Gulden.'Z Wappen des Bürgermeisters Josef Achtmarkt von Achtmarktstein (1636) Gevierter Schild. Feld 1 und 4 ein goldener, nach rechts gewandter Greif aufsteigend, Feld 2 und 3 in Rot ein silberner Schräglinksbalken. Offener gekrönter Helm mit einem wachsenden goldenen Greif (LV. 13, 9). ,s) RP 1642, 250. ") RP 1643, 7, 20. ") RP 1643, 88, 92; LV 1, 292 5
(Srft im April 1645 scheint man in Steyr den Eindruck gehabt zu haben, daß sich die „Feindtsgefahr etwas nachet",") daß also die Stadt in Gefahr stand, in die unmittelbaren Kriegsereignisse einbezogen zu werden. Da im ganzen Lande ein Aufgebot für Wehrfähige angeordnet wurde, verlangten die Stände im Juni vom Magistrate nicht nur die Stellung des 20. Mannes und eine gewisse Menge Mehl, sondern auch von jedem Haus einen Taler.") Die alten Befestigungsanlagen am Tabor und auf den Anhöhen um die Stadt mußten instandgesetzt oder wieder- hergestcllt werden. Der militärische Befehlshaber des Landes, Erzherzog Wilhelm, kam in die Stadt und unterzog die Anlagen einer Besichtigung. Schon im Februar des gleichen Jahres war beschlossen worden, fünf Regimenter zum Schutze, „aber auch zur Plage der Bewohner", wie Pritz schreibt, in das Land ob der Enns zu verlegen;* 2") Steyr war als Standort für das Regiment Colloredo vorgesehen?') Kurz nach seinem Amtsantritte beschäftigte sich Bürgermeister Achtmarkt mit dem brennenden Probleme der städtischen Schulden. Da fast keine Barmittel in den Magistratskassen vorhanden waren, empfahl er in der Sitzung vom 8. Februar 1642, wegen des zu Ende gehenden Moratoriums für die städtischen Schulden, den Stadtschreiber Vogt von Vogtberg und den Ratsherrn Zacharias Prcnner zum kaiserlichen Hofe nach Wien zu entsenden, um dort eine Verlängerung zu erwirken.^) Dieser erste Versuch eine Zahlungserstreckung für die Stadtschulden herbeizuführen, scheint fehlgegangen zu sein. Einer neuen Abordnung, bestehend aus dem Stadtschreiber und dem Ratsherrn Johann Egger, war endlich Erfolg beschieden, als sie am 20. Oktober 1643 nach Wien reiste. In der Ratssitzung am 12. Dezember berichteten die beiden über den Ausgang ihrer Mission. Es gelang, am kaiserlichen Hofe nicht nur ein weiteres auf drei Jahre befristetes Moratorium, sondern noch zusätzlich eine Mautbefreiung für Steyrer Waren, die Mauthausen passierten, ju erlangen. Schließlich konnten die geschickten Unterhändler noch erwirken, daß ein Ansuchen des Steinbacher Messcrcrhaudwerkes, den Handel mit Venediger Waren und mit Waren, deren Handel privilegierten Städten und Märkten Vorbehalten war, betreiben zu dürfen, abgelehnt wurde. Damit hatten sich die Steyrer einer möglichen Konkurrenz entledigt. Der Hoskanzler, wie auch der geheime Sekretär des Kaisers, Johann Michael von Schlcrzi, und der Kanzler des niedcrösterrei- chischen Regiments,") Carl Perger, verlangten für ihre Bemühungen in den von den Steyrer Abgesandten vorgebrachten Angelegenheiten „Verehrungen". Da sich in den Stadtkassen jedoch kein bares Geld befand, wollten sich die Genannten mit Waren zufrieden geben. Bürgermeister Achtmarkt sollte ihnen „so Zeitlichen als Immer möglich", Hufnägel, Hufeisen, eiserne Reifen und andere „Eisenzeugssorten" nach und nach übersenden lassen. Die vielen leeren Häuser in Steyr, für die niemand Steuern zahlte, bereiteten der Stadtverwaltung besondere Sorgen. Im Februar 1642 schlug daher der Bürgermeister vor, mit Emigranten und Ausländern, die in Steyr unbewohnte Häuser besaßen, in Verbindung zu treten und sie zu ermahnen, die ausständigen Abgaben zu entrichten. Widrigenfalls sähe sich die Stadt genötigt, die Häuser zu verkaufen. Dieser Vorschlag wurde im Rat mit Beifall ausgenommen, die Ratsmitglieder verlangten noch zusätzlich, daß man vermögende Bürger der Stadt auffordere, solche Häuser zu erwerben.") Fast bei jeder Ratssitzung mußte auch über Forderungen und Klagen von Gläubigern verhandelt werden. Da jedoch die Mittel fehlten, war man gezwungen, die Gläubiger nahezu ausnahmslos zu vertrösten.") Einen umfassenden Be'«) RP 1645, 77. ") RP 1645, 99. 2°) RP 1645, 32; LV 1, 292. 2’) RP 1645, 47, 65. 22) RP 1642, 24. ") RP 1643, 218. ») RP 1642, 33. ") RP 1642—1645. 6
richt über die verzweifelte finanzielle Lage erstattete der Bürgermeister in der Sitzung vom 9. Juli 1644. Eingangs führte er aus, es sei den Ratsmitgliedern ohnehin bekannt, daß die Bürgschaft wegen der bedeutenden Kosten, die durch die Einquartierung von. Krigsvolk entstanden, so belastet wäre, daß man nicht mehr wüßte, wie man die unvermeidlichen laufenden Ausgaben der Stadt bestreiten könne. Nicht nur die Einkünfte aus der Maut und allen Gefällen, das „jus locati" aus dem Ungeld," das Scheckenamt, ja sogar das Rathaus selbst würden von allen „Tri- bunatys (Gerichten) auß mit Clag (Klage) vnd Execution angefallen". Es sei nicht mehr möglich, den tügliehen Zahlungen und schon gar nicht den Forderungen bevorzugter Gläubiger nachzukommen. Wegen des darniederliegenden Handels könne auch nicht tntt Erträgnissen des von der Stadt bei der Hauptgewerkfchaft eingebrachten Geldes gerechnet werden. Am Ende seines Vortrages bat Achtmarkt die Ratsherren, sich Gedanken zu machen, wie man dieser finanziellen Bedrängnis Herr werden könnte.") Man kam zur einhelligen Ansicht vorerst den Stadtschreiber zu beauftragen, ein Verzeichnis der Summen anzulegen, die seit 1628 den „Cre- diths Partheyen" und dem Landhaus bezahlt werden mußten. In einer weiteren Aufstellung sollte er auch die Ausgaben für militärische Einquartierungen auszeigen. Im Mai 1644 beschloß man, die Herrschaft Steyr, die Klöster Garsten unb Gleink und Herrn von Grienthal in Dietach „beweglich anzuhalten", ihre noch ausständige „Zuetragsgebiihr" (auf Anordnung der Landesregierung zu leistende Zuschüsse) für die Einquartierungen in der Stadt zu bezahlen.") Zum Jahresende 1644 verfügte der Magistrat, alle noch irgendwo ausständigen Abgaben und Gefälle ohne Ansehen der Person einbringen zu lassen.") Anfangs 1645 tagte in Steyr eine kaiserliche Visitationskonimission, die den wirtschaftlichen Zustand der Stadt zu untersuchen hatte, um geeignete Vorschläge für die Sanierung unterbreiten zu können?" Wohl hatte der Kaiser der Stadt eine Steuerbefreiung für die 228 von ihren Bewohnern verlassenen Häuser gewährt, doch die oberen Landstünde hielten sich nicht an diesen Befehl. Sie trieben die Steuern nach wie vor ein. Nun wandte sich der Magistrat neuerlich an Ferdinand III., der am 27. August in unmißverständlichen Worten die Stände auswies, die unrechtmäßig geforderten Steuern der Stadt rückzuvergüten. Es wurde am 19. Oktober auch ein weiteres auf drei Jahre befristetes Moratorium gewährt, ein Getreideaufschlag bewilligt und den Ständen der Ersatz von Einquartierungskosten vorgeschrieben?') In dieser Zeit wurden an den Magistrat die vielfältigsten Ansuchen um Hilfe, die nicht gewährt werden konnte, gerichtet. Die in den Ablehnungen angeführten Gründe zeigen am besten die Notlage der Stadt auf. So baten die Dominikaner im Mürz 1642 vergeblich um Unterstützung. Der Rat lehnte mit der Begründung ab, daß er nicht einmal den „vilfeltig... ob dem Halß habendten Crcditoren (Gläubigern) darunter vil Arme wittib vnd Waißen (Witwen und Waisen)" ihre Guthaben auszahlen könne. Der Orden möge mit den fünf Gulden, die er wöchentlich von der Stadt als Unterstützung erhalte/2) zufrieden sein. Doch stelle die Stadt gerne ein Empfehlungsschreiben zur Verfügung, falls der eine oder andere Bürger zum Bau der Kirche beitragen wolle?') Ungefähr ein Jahr später sah sich die Stadt genötigt, auch die wöchentliche Beihilfe von 5 Gulden auf die Dauer eines halben Jahres einzustellen. Wie geneigt der Rat auch war den Dominikanern zu helfen, sah er sich dazu außerstande wegen „auß-26 * * * 30 31 26) Da. Ungeld war eine von Rudolf IV. am 21. 3. 1359 eingeführte Getränkesteuer. ") RP 1644, 133. ") RP 1644, 133. ") RP 1644, 194, 302. 30) RP 1645, 26. 31) LV 1, 292. 32) RP 1642, 13. 33) RP 1642, 88. 7
gstandter trangsale (ausgestandener Drangsale) bub säuberlich" wegen der drük- kenden Unterhaltskosten für bas hier liegende Militär, bas die Stabt über Gebühr belastete. Der Rat ersuchte bte Patres, dies nicht „zu argen vernehmen" zu wollen.") Endlich wurde im Dezember 1643 versprochen, daß man im folgenden Jahre wieder den Wochenbcitrag von 5 Gulden flüssig machen wolle.") Diese Summe erhielt der Orden auch im Jahre 1645. Über Vorschlag des Bürgermeisters empfingen auch die Kapuziner 1642 eine Beihilfe von 50 bis 60 Gulden und 5 bis 6 Eimer Wein.") Eine größere Summe. 1200 Gulden, wurde dem Jesuitenorden vom Einnehmeramte aus der Landessteuer zuerkannt. Rektor Johann Baptista Lackncr bat den Magistrat im Dezember 1643 diesen Betrag anzuweisen.") Im Mai 1645 wurde Rektor Martin Klingenberger SJ. beim Rate um Wachskerzen zur Abhaltung des Gottesdienstes vorstellig.") Oft hielt man Steyr noch für wohlhabend, da auch aus anderen Orten des Landes Bittschreiben cinlangten. Ein Adam Cronhimbl, Provisor „bey vnser lieben frauen zu Ennß", ersuchte im Mai 1644 um Beihilfe zur Erbauung eines Wohnhauses für die geistlichen Personen in diesem Orte. Der Rat sah sich veranlaßt zu antworten, daß er, obwohl er die Ehre Gottes und der Jungfrau Maria nach allem Vermögen „Zubefürdcrn schuldigster Massen ganz begierig", doch keine Barsumnie zur Verfügung stellen könne, da ihm „der Zeit alle gelts mitl entwichen." Doch wollte man das für den Bau nötige Eisen in natura beistellcn.") „Zur besürderung der Ehr Gottes" wurde auch den Franziskanern in Pbbs, ungeachtet der der Stadt „auf den Hals kigendten Nöth", Baumaterial im Werte von 100 Gulden gegeben.40) Beim Magistrate wurden auch viele Ansuchen cingc- bracht, Almosen sammeln zu dürfen. Willfahrte man der Bitte, wurde dem Bittsteller vom Stadtrichtcr ein „Petlzaichen" (Bcttelzeichen) ausgefolgt.* 3 4') Im Rathause scheint eine große Raumnot geherrscht zu haben, denn die städtische Registratur war in einigen Zimmern des Dominikanerklosters untcrge- bracht. Im August 1642 bat der Prior, man möge die aufzubewahrenden Akten und Bücher anderweitig unterbringen, da die benützten Räume vom Orden gebraucht würden.4') Stadtrichtcr Wernberger berichtete auch dem Rate im September desselben Jahres, daß er beini Fragner Hans Aichinger eine ganze Truhe voll Bücher, die aus der Registratur stammten, beschlagnahmen und zu sich habe bringen lassen. Der Rat ordnete ans diese Mitteilung hin an, daß Wernberger die Kanzleipersonen verhören solle, wie cs zur Verschleppung der Bücher kam und ob noch weiteres Material aus der Registratur verbracht worden wäre. Den Fragner sollte der Stadtrichter befragen, ob er von den Büchern schon etwas verkauft oder verschenkt habe. Solchenfalls sollte er auch die Käufer namhaft machen.43) Erst unter Bürgermeister Schröffl wurde 1652 „ain eigener Orth" für die Ablage errichtet, da dem Magistrate an „einer ordentlichen wollverwarthen Registratur merckhlich gelegen" war.44) Wegen des Geldmangels konnte in dieser Zeit an den stadtcigenen oder den durch den Magistrat verwalteten Gebäuden nur das Notwendigste repariert wer- ") RP 1643, 213. “) RP 1643, 213 ") RP 1642, 108, 202. ") RP 1643, 221. 3=) RP 1645, 83. 3’) RP 1644, 122. 4°) RP 1642, 105. 4') RP 1645, 212. «) RP 1642, 170. 43) RP 1642, 222. ") RP 1652, 352. 8
y •: iti'.i in vvs ,v< uv.i'.'in^fifea x,; 1 ' :ivm>)it3w uij'iiitu mvllü oh .ii.'.i /ri'iifiimM -'M-i.%m ■ x . I < - -xu* Xi/I 2‘v , ' i'üiiifX .: »;m ;T’./ mu,:.' . .1 üi'a A-'-u "iv ' l t' chh'1 1) ;>ilv Ar 8' WIM ÄlMM > v'tir: liinm 'M7MHM iVi Hi unuMv:. Jim :v vh- ./<£ * Äfe'sije BiqchnW iiiäao imln liiitii 4'. nwN, vi -;mMUWii ittSfnu: 5ntififii %nM iW-maWM inWVivÄXMizgvW? wm s ii. 'fw' x imx ifjyV^cr M\.. r'H', ‘ 4 vdijzi aY •r.r U'1uuvs|i«;ijv!!u[imh mv x - . im Oiv x^umimixiv« ,a, ri« ? mv^Donr^)#^t'ch iUVSlHTi aÜitiüM VVIU) «avfn M«,, - ‘ ‘ v»7 & IHM ,x Gedenktafel für Bürgermeister Adam Achtmarkt im Heimathauö Steyr Ausnahme: Wenig
den. So mußte 1642 das baufällig gewordene „Armen Herren Haus; bei der Steyr" instandgesctzt werden.") Auch mit den Gewerbetreibenden gab es allerlei Schwierigkeiten. Es uei> langten zum Beispiel die Wirte und Weinhändler der Stadt eine Ermäßigung der Weinsteuer um zwei Schilling je Eimer. Der Rat ließ die Bittsteller wissen, daß er ihnen ein Drittel der Steuer Nachlassen wollte, obwohl jene „trotz des geleisteten Treueides und Gewissens dem Kaiser die schuldige Gebühr sträflich unterschlagen und überdies meistens feurigen Wein anschlagen, aber nur vierttigen <minderen) verkaufen."") Am 21. Jänner 1646 übte Achtmarkt letztmalig das Amt des Bürgermeisters aus.") Er diente der Stadt jedoch noch weiterhin als Ratsherr"") und Kirchenpropst."') Letztere Stelle hatte der streng katholisch gesinnte Mann zwölf Jahre inne. Bei Abwesenheit des neuen Bürgermeisters vertrat er auch dieseir zuweilen im Amte, dies noch am 23. Februar 1647. Im besten Mannesalter von 47 Jahren starb Josef Achtnwrkt an; 14. März 1647 an der „Dörre" (Auszehrung)."") Unter dem Geläute aller Kirchenglocken wurden seine sterblichen Überreste in der Stadtpfarrkirche bcigesetzt. Die Witwe bat am 13. April 1647 um Eröffnung des im Rathause erlie- getibcu Letzten Willens des Verblichenen."') In ihrer und in Gegenwart der Steyrer Bürger Wolfs Strauß, des Gatten einer Nichte Achtmarkts,") wurden; die Bestimmungen des Testamentes am 15. April kundgetan."") Der Bürgermeister hatte allen Angehörigen Legate ausgesetzt, seinem Bruder Tobias, Ratsbürger und Gastwirt in Bozen und dessen Kindern 4000 Gulden."") Dem Kloster Garsten vermachte der Verstorbene 1000 Gulden mit der Aufgabe, für ihn 1000 Seelenmessen zu lesen."") Der Abt erklärte sich bereit, das Legat anzunehmen und die daran geknüpften Bedingungen erfüllen zu wollen."") Auch der anderen Orden wurde im Testamente gedacht. Für die Errichtung einer Kapelle und eines Altares in der Stadtpfarrkirche widmete Achtlnarkt 1000 Gulden. In der Kapelle wurde eine hölzerne Gedächtnistafel angebracht, die nachfolgenden Wortlaut trägt: „Disen Altar vnd Capelln haben vorderist Gott dem Allmechtigen zu Lob: Dann der Muetter Gottes vnd Himmel Khönigin Marie, dem Heilligen Joseph vnd der Heilligen Muetter Annae: vnd Junckfraven Catharinac: Zu sondern Ehrn, Ihnen aber zu Ewigen Seelen Trost vnd Angedenckhen: Der Edl vnd Gestrenge Herr Joseph Achtmarckht von Achtmarckhtstain auf Englßcgg Röm: Khay. May. Diener in das Fünffte Jahr gewester Bürgermeister der Statt Steyr: deß Alten Raths: Handelsmann: auch diser Pfarrkhürchen in das zwölffte Jahr gewester Khürchprobst alda, So den 14. Manaths Tag Marty deß 1647igist Jahrß in Gott sccligkhlich endtschlaffen* 49 50 * * "") RP 1642, 40. ") RP 1642, 25. "') RP 1646, 20. "=) RP 1646 und 1647. 49j RP 1646 333. 50) RP 1647, 72; Totenregister II, Stadtpfarrkirche Steyr. "') RP 1647, 124. ") RP 1647, 128. S3) Die Schwester Achtmarkts hieß Maria Edtl, deren Tochter Elisabeth. "") RP 1647, 131, 169, 186; RP 1648, 120, RP 164-9, 26, 105. "") RP 1647, 144. “) RP 1647, 147. „Prior der Dominikaner bittet ihm vom ausgeworfenen Legat 300 Gulden zu appliciren" (RP 1647, 131). 9
tmb dessen Herzliebste Ehefrau Anna Catharinn ein gebornc Mozlin noch im Leben aufrichten vnd machen 1 affen." Nach Abbruch der Kapelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertes wurde die Gedenktafel geborgen und befindet sich heute im Heimathause, der Stadt Zwei große Fragmente des Marmorgruftdeckels sind noch erhalten und derzeit an der Nordwand der Margarethenkapelle angebracht. Sie tragen, in vertiefter Kanzleiminuskelschrift die Worte „Der Edllen Achtmarckhtischen Begröbnuhz 1647". Man sieht noch die Vertiefung für drei der fehlenden massiven Deckelringe, die vierte ist nicht mehr vorhanden.") Der Ehe Achtmarkts waren keine Kinder entsprossen. Die Witwe Anna Ca- tharina blieb Eigentümerin des Gutes Engelseck. Vorsorglich hatte Achtmarkt schon im Jahre 1644 den Rat gebeten, ihm und seiner Gattin künftig die jährlich anfallenden Steuern für diesen Ansitz und den dazugehörigen Garten zu erlassen. Der Rat stimmte dieser Begünstigung mit der Begründung zu, daß der Bürgermeister bei Ausübung seines Amtes stets „besonderen Fleiß, Emsigkeit und Wachsamkeit" bewiesen hatte.") Auch das Haus Stadtplatz 2 war der Witwe vermacht, sie verkaufte es im Jänner 1649.") Anna Catharina Achtmarkt heiratete wieder, das Ladeschreiben zu ihrer Vermählung mit dem kaiserlichen Forstmeister Johann Christoph Staindl wurde am 4. Jänner 1649 im Rate verlesen. Dieser bewilligte als Hochzeitsgeschenk ein „Silber Stuck von 4(1 — 50 Lot" Gewicht"), auf welchem das Stadtwappen angebracht wurde?') 57) Die Achtmarktische Kapelle mit der letzten Ruhestätte des Bürgermeisters befand sich in der Nähe des 2. Gewölbejochcs des rechten Chores der Stadtpfarrkirche an der Stelle, da heute der Herz-Jesu-Altar errichtet ist. ") RP 1644, 19. 59) RP 1946, l. ">) 1 Pfund '(0,56 kg) waren 32 Lot. — RP 1946, 2, 76, 227. 61) RP 1659, 10. Staindl scheint, lt. Contributionsbuches im Stadtarchiv, 1651 als Eigentümer des Engekscck auf. Am 14. 2. 1653 teilte er dem Magistrat mit, daß er das Gut dem Bürgermeister Schröffl verkauft hatte und ersuchte um Ratifizierung des Verkaufes (RP 1653, 37). Schon eine Woche später veräußerte Schröffl das Gut an Matthias Riß (RP 1653, 41). Dieser lieh Engclseck in seine heutige Form umbauen. — Adam Achtmarkt, der Bruder des Bürgermeisters war schon zu dessen Lebzeiten in das Handelshaus eingetreten und leitete das Zweiggeschäft in Krakau. Er wurde in dieser Stadt Bürger. Im Juli 16-16 (RP 1646, 162) ist er wieder in Steyr, am 15. Mai 1648 teilte er dem Magistrate mit, daß er das Krakauer Bürgerrecht zurückgelcgt hatte (RP 1648, 153). Mitte November 1652 heiratete er zum zweiten Male (RP 1652, 352). Wie aus den bezüglichen Ratsprotokollen hervorgeht, geriet er in den folgenden Jahren in fiitangieHe Schwierigkeiten. 1669 verkaufte er sein Haus in Steyr. Am 5. 2. 1680 starb er im Alter von 72 Jahren (Totenregister II der Stadtpfarre Steyr). — Adam Achtmarkt war auch Eigentümer des Berg- und Hammerwerkes Wendbach (Archiv der Eisenobmannschaft, Nr. 18 ex 1670, Landesarchiv Linz). 10
Johann Egger von Marbach (1646— 1650) Um die Wende des 16. Jahrhunderts lebte in Eisenerz der Ratsbürger Anton Egger. Von seinen drei Söhnen, Johann, Georg und Ludwig, verzog der Erstgenannte nach Steyr') und machte sich hier im Hause Stadtplatz 14 als Eisenhändler und Gastwirt ansässig?) Nach und nach erwarb er verschiedene Liegenschaften: in Ennsdorf ein Brauhaus/) ein Haus „an der oberen Zeil", das anschließende Werfferische Haus, ein weiteres mit Garten und die Aignerischen Gründe?) Auch der Topfenhof (heute Altgassc, früher Ennsdorf, obere Zeil) mit Grundstücken/) eine Drahtzieherei und ein Garten des früheren Besitzers Ebhardt im Aichet gehörten ihm. In der Berggasse besaß er einen Kräuter- und Blumengarten/) verschiedene Grundstücke vor dem St.-Gilgen-Tor und an der Steyr eine Pulverstampfe sowie einen Kupferhammer?) Der große Bedarf an Rüstungsgegenständen für die Soldateska mag ihn bewogen haben, eine eigene Plattner- werkstätte") 311 errichten, die er vermutlich im Ennsdorf betrieb. Es ist nachzuweisen, daß er 1649 allein in Steyr Eigentümer von 13 Häusern war?) In der Gemeinde Reichraming kaufte Johann Egger 1631 vom kaiserlichen Burggrafen zu Steyr, Johann Max Freiherrn von Lamberg, ein großes Grundstück, „Marbach" genannt, das mehr als 100 Tagewerke (rund 34 ha) umfaßte. Dieses war in der Ortschaft Brunnbach, im Gemeindegebiet von Großraming gelegen.'") Nach diesem Besitze wurde ihm am 25. August 1635 das Prädikat „von Marbach" verliehen.") Die Nachfrage des Messererhandwerkes nach Messing mag Egger veranlaßt haben, im Jahre 1628 die an der Mündung des Reichraminger Baches in die Enns gelegene Messinghütte zu erwerben. Diese war 1623 stillgelegt worden und in den Besitz der Eisenhandelsgcsellschaft übergegangen, obwohl die Stadt Steyr, um die für das Messcrerhandwerk so wichtige Produktion zu erhalten, die Summe von 2000 Gulden dem Betriebe leihweise zur Verfügung gestellt hatte. Am Messingwerk beteiligte Egger auch die Steyrer Bürger Achtmarkt und Riß, die beide während der Gegenreformation aus Bozen zugcwandert waren. Um der Messingproduktion ein gesichertes Absatzgebiet zu schaffen, gewährte Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1635 Johann Egger das alleinige Verlagsrecht für Messing in Steyr. Obwohl Egger den Zentner Messing um 44 Gulden verkaufte, also um 4 Gulden teurer als die ausländische Konkurrenz, die überdies noch sorgfältiger gegossenes Material lieferte, mußte er 1651 den Konkurs ansageu. Egger betrieb and) Ham- ') LV IO, 35-36. — Im Eisenwesen waren zwei Familien Egger tätig. Die zweite Familie dieses Namens war in St, Gallen seßhaft. Ein Sohn dieser, Hanns, war 1641—1642 Obervorgeher in Stepr (RP 1641, 199; RP 1642, 125). 2) Stb. 1635, 20. 3) RP 1650, 136. 4) RP 1635, 20. 5) RP 1652, 302. 6) RP 1644, 142. 7) RP 1650, 334; RP 1643, 172: „Gerhaben der Leonhard Zcuncrisch unvogtbaren Pupillen contra M. Luckner Khauffbrieiffs anhendigung über ainen Herrn Johann Egger vcrkhaufften khupfser hamber." RP 1652, 144. 8) LV 11, 56. — Die Plattncr stellten Harnische, Sturmhauben, Helme mit Kamm und Krempe usw. her. ’) RP 1649, 377. Pritz berichtet, daß Kaiser Ferdinand III. 1650 befahl, aus den Mitteln der Eisengewerkschaft Johann Egger 8800 Gulden auszufolgen, „da er sonst die Armaturs-Arbeit nicht Herstellen könne und so die Zeughäuser entblößt würden" (LV 1, 33). '") Der heutige Eigentümer eines Teiles desselben, Landwirt Ahrer, führt noch den Vullgarnamen „Marbachler" (lt. freundlicher Auskunft des Herrn Oberforstrates Glöckler, Reichraming). ") LV 10, 35. 11
merwerke und eine Schrottschmiede in der Ascha und im Gmünd (Gemeinde Großraming). Diese mußte er 1653 an einen Gläubiger abtreten.12) Es ist verständlich, daß ein Mann mit so viel Unternehmungsgeist und persönlichem Einfluß sehr bald das Augeirmerk der Stadt auf sich lenkte und daher in die Stadtverwaltung berufen wurde. Vorerst wurde ihm das Brücken- und Brunnenamt anuertraut, von 1637 bis 1640 war er Stadtrichter,12) ehe er nach Ablegung des Amtsgelöbnisses beim Landeshauptmanne") von seinem Vorgänger am 22. Jauner 1646 erstmalig das Bürgermeisteramt übernahm.12) Im solgenden Jahre wurde er bei der durch den Landeshauptmann und den Vizedom am 13. Jänner durchgeführten Wahl wieder zum Bürgermeister erkoren.12) Für 1649 wurden die Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen durch die vorgenannten Wahlkommissäre am 5. und 6. Jänner abgehalten. Nach der kaiserlichen Wahlbestätigung wurde Egger aufgefordert, am 21. Juli in Linz das „glübdt" abzulegen.12) Die vielfältige private Geschäftstätigkeit des Bürgermeisters bewirkte, daß er wenig Zeit für sein Amt im Rathause aufbringen konnte uno sich deshalb häufig uenreien lassen mußte. Oft waren Entscheidungen zu treffen, oie die Gegenwart des Bürgermeisters erfordert hätten und deren Beurteilung dem Stellvertreter manche Schwierigkeiten bereiteten. Es entstand zwischen dem Bürgermeister einerseits und dem Großteile der Ratsherren und dem Stadtrichter Prenner anderseits eine Spannung, die 1649 soweit gediehen war, daß letztere am 1. Oktober beschlossen, den Kaiser „allergehorsamst" zu bitten, „am anderes Subieetum" für das Bürgermeisteramt oorzusehen. Egger wäre nicht nur mit „eignen Haus gschäfften allzusehr beladen", sondern auch krank.12) Ratsherr Schröffl überreichte dieses Ansuchen an den Kaiser beim Landeshauptmanne. Dieser verlangte jedoch, die Beschwerden gegen den Bürgermeister aufgegliedert vorzubringen, bis dahin wolle er mit der Abnahme des Amtsgelöbnisses zuwarten.") Alle Versuche des Rates, den offiziellen Antritt des Bürgermeisteramtes durch Egger für das Jahr 1649 zu verhindern, scheiterten.2") Die Ratsherren tarnen überein, Johann Egger von Marbach durch den Stadtschreiber Vogtberg und das Ratsmitglied Aichholzer mitteilen zu lassen, daß man den Befehl des Landeshauptmannes, wonach der Bürgermeister sein Amtsgelöbnis oblegen sollte, erhalten habe. Doch wolle der Rat einen Bericht an den Landeshauptmann verfassen, der sich mit der Tätigkeit des Bürgermeisters befasse. Er solle daher mit dem Antritt des Amtes noch zuwarten („in geduld stehen"), überdies überprüfe man derzeit seine amtliche Rechnungsgebarung. „Zur abschneidung aller Weitläufigkeit" werde der Rat deshalb auch um Entsendung eines Kommissärs der Landeshauptmannschaft ersuchen.21) Am 26. November kamen im Rate die Forderungen an Egger zur Sprache.22) Nach Aufrechnung der Gegenforderungen wurde festgestellt, 12) LV 5, 313 f. LV 11, 56; Archiv der Eisenoibmannschaft, Akten von 1733, Schuber 1 —14, Nr. 12, 1642 (Landesarchiv Linz). 13) LV 7. ") Am J9. 1. 1646. 15) sftsp 1646, 15, 20. ") RP 1647' 23; LV 7; RP 1647, 240, 268, 286. — Am 16. 8. 1647 wird im Rat bek'aiintgegeben, daß ein Befehl des Landeshauptmannes eingelangt ist, wonach über „ergangene Wahl" Johann Egger zum Bürgermeister und Johann Wagendorfer zum Stadtrichter „erwölt vnd confirmirt" sind. Erst nach Einlangen dieser im Amtswege zugesandten kaiserlichen Wahtbestatigung wurden die Gewählten der Bevölkerung am 23. 9. 1647 bekanntgegeben. ■2) RP 1648, 348; RP 1649, 204. 1=) RP 1649, 299. ") RP 1649, 53, 354, 361. 2°) RP 1649, 371. 21) RP 1649, 372. 22) RP 1649, 377. 12
daß der Bürgermeister zum Ende des Jahres 1649 der Stadt 3570 Gulden 14 Kreuzer für nicht bezahlte Steuern schuldete.") Wieder wurde über diese Angelegenheit dem Landeshauptmanne tm Dezember 1649 berichtet,") um damit eine weitere Amtsführung Eggers zu verhindern. Auch weitere Versuche, den Bürger- mcister aus seinem Amte zu verdrängen, scheiterten.") Er verblieb Stadtoberhaupt bis zum 7. Februar 1651, an welchem Tage ihm durch ein Schreiben des Landeshauptmannes mitgeteilt wurde, daß ihni, über kaiserlichen Befehl, das Bürgermeisteramt „erlassen" werde.") Wappen des Bürgermeisters Johann Egger von Marbach lgezcichnet nach Siegeln aus dem Jahre 1626) Gevierter Schild. Feld 1 und 4 drei rechte Seitenspitzen, Feld 2 und 3 aufsteigender Löwe. Offener gekrönter Helm, zwischen zwei Hörnern der Löwe wachsend (LV 13, 37). Da der Bürgermeister nicht in der Lage war seine Schulden abzudecken, forderte ihm der Rat am 2. Juli 1650 sogar das mittlere Siegel der Stadt ab. Damit wollte man Eggers Amtsgewalt beschränken. Weiters wurde ihm mitgeteilt, daß ihm noch eine dreitägige Frist zur Begleichung der Steueraußenstünde an die Stadt gegeben werde. Bei Nichteinhaltung des Termines drohte man ihm, seine „liegende und fahrende Habe im Burgfried" zu exekutieren.") Die Haupt-* 24 23) RP 1650, 142, 154. 24) RP iß49 399. “) RP 1650,' 71, 87, 106; RP 1651, 32. — In Anwesenheit des Bürgermeisters hielten Stadtrichter und Ratsherren Sondersitzungen ab, auch Verhöre bei der Laudeshauptmaunschast fanden statt. ") RP 1651, 85. ") RP 1650, 219. 13
augriffspunkte des Rates gegen den Bürgermeister bildeten nach wie vor seine häufige Abwesenheit im Rathause23) und seine große Verschuldung, die nicht zuletzt eine Folge der darniederliegenden Wirtschaft nach dem Dreißigjährigen Kriege war. Außenstände waren kaum einzubringen und es fehlte nicht nur Egger, sondern auch der Bevölkerung an Kapital, um den wirtschaftlichen Verfall aufzuhalten oder gar die Blüte von einst wiederherzustellen. Wohl machte Egger angestrengte Versuche, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. So bot er dem Magistrat seine Pulverstampfe um 130 Gulden 20 Kreuzer Leihkauf an. Um diesen Betrag sollten seine künftigen Landesumlagen gekürzt werden.") Um zu Geld zu kommen, wollte er 1650 auch sein Ennsdorfer Brauhaus dem Hanns Georg Windter verkaufen, doch versagte ihm der Magistrat die Ratifikation des Verkaufes, bis er seine Gefälle an die Stadt bezahlt hätte?") Der Magistrat verlangte von Egger auch die Abrechnung des von ihm verwalteten Pfarrkirchenkapitales. „Da Bei Burgermaister Egger nichts verfangen will"?') gab der Rat am 5. Dezember 1650 den Auftrag, ihn um das der Stadtpfarrkirche gehörige, in seiner Verwahrung befindliche Kapital samt Zinsen einzuklagen. Wenngleich Steyr in dieser Zeit nicht mehr unmittelbar in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges verwickelt war, so hatte es doch weit über sein wirtschaftliches Vermögen an den Lasten desselben mitzutragen. In fast ununterbrochener Folge lagen Truppen im Quartier,2 * * * * * * 32) die erhalten und deren Sonderwünsche berücksichtigt werden mußten?3) Für die Ausrüstung der im Lande liegenden Reiter hatte die Stadt im Mai 1648 anteilmäßig Sättel, Stiefel, Sporen und je Reiter einen halben Monatssold von 6 Gulden 30 Kreuzer aufzubringen.33) Als int September 1648 die Stände beschlossen, zur eventuellen Verteidigung des Landes 1200 Mann anzuwerben, wurde Stenr, ebenso wie Linz, Wels und Freistadt, beauftragt, Magazine zu errichten und von jeder Fatnilie („Feuerstätte") eine gewisse Menge Korn und Hafer als Beitrag einzuheben.33) Die Bürger hatten die Einguartierungskosten für das bei ihnen untergebrachte Militär vorläufig aus eigener Tasche zu tragen, sie verlangten natürlich von der Stadt den Ersatz der ausgelegten Kosten. Erst Mitte 1649 wird erstmalig von einer Herabsetzung der im Lande liegenden Anzahl von Truppen gesprochen.33) Anfangs September 1649 beriet man, woher die Mittel zu nehmen wären, um die schon sechs Tage nicht bezahlte Verpflegung für die in Steyr ftationierten Reiter vom Werth'schen Regiments zu begleichen. Um rasch Geld zu beschaffen, 2S) RP 1650, 154; „Um da sich Herr Egger ain Zeit hero des Burgermaisterambts Verrichtungen genzlichen nichts vdter 9ttmißt: sondern altes auf Herrn Stattrichter schiebt dz, ober dz Burgermaister Ambt Zu gleich neben dein Stattgericht durch aiuen allein zu bedienen all Zu schwöhr... sollen 3men des Raths neben dein Stattschreibeir mit discin vermelden geschicktst werden, dz Er sich des Burgermaister Ambt mit Mehrern Ernst: vd Eifer an nemben... solle." ") RP 1650, 334. 3°) RP 1650, 136. 3’) RP 1650, 374. 32) In Steyr waren anwesend im Dezember 1646 : 2 Offiziere und 203 Knechte zu Fuß (RP 1646, 345); 1648: Kürassiere des Khcvenhüllcrischen Regimentes (RP 1647, 247; RP 1648, 195), Reiter des Papp'schen Regimentes (RP RP 1648, 127), Teile des Ranfftischen Regimentes (RP 1648, 83). Am 18. 8. befanden sich 18 Mann des Tapp'schen Regimentes in beir Stadt, zu denen noch 25 Offiziere und 300 „Khnccht, Weiber vnd Jung" vom Graf Buechhambischen Regiment kamen (RP 1648, 211). i3) Ein Oberstleutnant begehrte im Mai 1649 für seine Frau ein Kleid oder heil Kalcschwagen des Stadtschreibers (RP 1649, 99). 3<) RP 1648, 159. 3=) RP 1648, 261. 3‘) RP 1649, 158. 14
wurden Stadtrichter und Stadtschreiber zu einem Arzt geschickt, um ihm ein der Stadt heimgefallenes Haus gegen Barzahlung anzubieten, dessen früherer Eigentümer nicht für die Steuern hatte auffernmen können?') Ratsherr Wernberger, der als stellvertretender Biirgermeister in der Ratssitzung vom 29. ©eptember 1649 präsidierte, klagte, daß er über Ersuchen Eggers, diesen schon seit der Fastenzeit vertrete und das Amt auch „nach aller mägligkhait bedient habe." Weiter führte er aus, daß das Militär nicht länger auf die ihm zustehende und von der Stadt zu liefernde Verpflegung und Fourrage warten wolle. Es hatte gedroht, sich selbst mit „würkhlicher Execution" zu helfen. Man müsse die Bevölkerung aber vor einer Selbsthilfe der Soldateska schützen und wieder einen Weg finden, um zu Geld zu kommen. Wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit erboten sich die Ratsmitglieder Wagendorfer und Hofmann, 240 Gulden aus eigener Tasche vorzuschießen, um das Ärgste abzuwenden. 90 Gulden von dieser Summe wollte man sofort dem Oberstwachtmeistcr Schmer auSfoIgen.37 8 39 * 41 ) Zur Erleichterung der Einquartierungslasten hatte der Kaiser über Vorsprache der Stände verfügt, daß Truppen aus dem Lande ob der Enns abgezogen würden, berichtete Bürgermeister Egger am 4. Jänner 1650 im Rate?') Wegen der fortschreitenden Zerrüttung der städtischen Finanzen sah sich der Magistrat gezwungen, zur Natural-Teilversorgung des in der Stadt liegenden Militärs überzugehen. Am 3. März wurde dem Oberstwachtmeister mitgeteilt, daß ihm künftig die Fourrage (Hafer, Heu und Stroh) für seine Reiter in natura geliefert würde, da die Stadt nicht mehr in der Lage sei, die bisherigen Ablösungsbeträge zu bezahlen. Nur die für die Pferde des Oberstwachtmeisters benötigte Fourrage sollte weiterhin mit Geld abgelöst werden, und zwar der Metzen Hafer (61,487 1) mit 10 Schilling und das Pfund Heu (0,56 kg) mit 6 Kreuzern?") Allerorts mußte im Magistrat gespart werden. Ende Oktober sah sich der Stadtschreibcr sogar gezwungen zu verlangen, daß künftig bei Sitzungen des Stadtrates geheizt werde."') Nach Überwindung bedeutender Schwierigkeiten war am 24. Oktober 1648 der Westfälische Friede zustandegekommen. Dieses bedeutende Ereignis, das ein dreißigjähriges Ringen abschloß, wird in den Ratsprotokollen der Jahre 1648 und 1649 nicht erwähnt. Die Ursache hievon mag gewesen sein, daß ja erst im Frühjahr 1649 in Nürnberg ein Kongreß zusammentrat, der sich mit der Durchführung der Friedensvertragsbestimmungen beschäftigte."') Deshalb konnte der „angesetzte" Bürgermeister Wernberger erst am 2. Juli 1650 im Rate berichten: „der Hl. Friden Schluß ist zu Nürnberg geschlossen, Gott she Ewiges Lob.""3) Ob dieses Ereignisses wurde am 19. September 1650 in der Stadt ein Friedensschießen abgehalten. Bei diesem wirkten die „Schießfreunde" mit, die den Magistrat ersuchten, ihnen ihre Zehrungskosten von 55 Gulden zu ersetzen, da sie beim Feste ihre eigenen Gewehre gebraucht und auch ihr eigenes Pulver verwendet batten."") Da sie iedoch um die „Mahlzeit? übernamb vorhero gebührlicher Massen nicht Ersuecht", bewilligte ihnen der Rat vorerst nur die Hälfte der erbetenen Summe und auch diese nicht in barem Gelde. Sie wurde einfach dem Schühen- mcister und Ratsmitgliede Simon Faistl von dessen noch zu entrichtenden Gefällen abgerechnet. Auf neuerliches Ansuchen, auch die andere Hälfte des verbrauchten Betrages zu ersehen, zeigten sich die Stadtväter gnädiger und willfahr37) RP 1649, 257. 3S) RP 1649, 295. 39) RP 1650, 1. "») RP 1650, 72. 41 i RP 1650, 326. «) LP 4, 208. "3) RP 1650, 205. "") RP 1650, 295. 15
ten dem Begehren.") Auch Richter und Rat uo» Gaflenz und Weyer veranstalteten am 23. Oktober 1650 ein Friedensschießen, zu dem der Steyrer Magistrat geladen wurde. Da die hiezu entsandten Ratshcrren Gottlieb Schröffl und Simon Egerer aber nicht als Schützen initwirken sollten, mürbe auf Kosten der Stadt der als vorzüglicher Schütze bekannte Bürger Jakob Abrauffer ebenfalls nach Weyer geschickt.") Mit Ausnahme unbedeutender Konzessionen hatte sich Ferdinand III. bei Abschluß des Westfälischen Friedens zu keinerlei religiösen oder politischen Zugeständnissen für seine Erbländer Österreich, Böhmen und Mähren herbeigelassen. Dies führte in der Folge zu wcitereu Maßnahmen gegen die Protestanten. In der erwähnten Sitzung vom 2. Juli 1650 wurde ein kaiserliches Patent verlesen, ivorin dem Magistrate aufgetragen wurde, zu erheben, wieviele „Unkatholische" sich noch in der Stadt befänden. Diese wären auszuweisen und künftig Nichtkatholiken nicht mehr in Steyr aufzunehmen. Im Lande ob der Enns waren nunmehr Ständeniacht und Protestantismus gebrochen. Nach zeitgenössischem Denken hatte Gott selbst gegen die Protestanten entschieden, die vollkommene katholische Restauration konnte daher in Steyr ohne wesentlichen Widerstand durchgeführt werde». In Steyr entwickelte sich ein lebhaftes katholisches Leben. Schon im Jahre 1631 hatten sich die Jesuiten niedergelassen, die in der Folgezeit durch die Betreuung des höheren Schulwesens bald einen nachhaltigen Einfluß auf das geistige Leben der Stadt erlangten. Der Predigerorden (Dominikaner) begann 1642 mit der Erbauung seiner Kirche imb ersuchte auch den Magistrat, hiefür einen Zuschuß zu leisten. Trotz der Geneigtheit des Rates, den Kirchenbau zu unterstützen, konnte er kein Bargeld zur Verfügung stellen. Aber er übermittelte dem Orden eine Zahlungsanweisung auf ein künftiges Einlagserträgnis bei der Eisengewerkschaft mit dem Bemerken, daß seit neun Monaten wieder eine große Menge Soldaten in der Stadt wäre, für deren Unterhalt er aufkommen müßte.") Aus bem gleichen Grunde konnte dein Jesuitenorden eine bewilligte Beihilfe von 20 Gulden für die Aufrichtung einer Orgel nicht bar ausbezahlt werden.") Mit Unterstützung Eleonoras, der Gemahlin und späteren Witwe Ferdinand III., machten sich im Jahre 1646 aus Pontarlier (Burgund) stammende Nonnen vonl Orden der Augustinerinnen von der Verkündigung Mariens (Annun- ziatinnen, Cölestinerinnen genannt) in Steyr ansässig. Wie das Ratsprotokoll vom 5. Dezember 1648 vermerkt, erwarb die Kaiserinwitwe zur Unterbringung der Klosterfrauen drei Häuser („Feuerstätten").") Die Rönnen erhielten auch von der Stadt in den folgenden Jahren Unterstützungen, die sich in der Höhe von jährlich 10 bis 20 Gulden bewegten.4")* 47 ") RP 1650, 327. “) RP 1650, 321. 47j RP 1649, 251. ") RP 1650, 120. ") RP 1648, 97, 325. — Es handelt sich hier um die Häuser Berggasse 6, 8 und Promenade 3. deren Vorbesitzer Ernst Martin Plautz war. Diese Häuser hatte der Steyrer Arzt Dr. Anomäus (gestorben 20. 12, 1630) zuscnnmenbauen lassen. In dem von „der Wolsfin erkauften Hause am Berge" bezogen die Nonnen Unterkunft und ersuchten den Magistrat am 5. 7. 1656 (RP 1656, 96) eine Türe zum Schkoßgarten zumauern zu dürfen. Da? Gebäude Berggaffe 10 erwarben die Cölestinerinnen 1660 vom Ratsmitgliede Hoffmann. Auf dem Platze dieses Hauses wurde 1676—1681 eine Kirche erbaut. 1662 bekamen die Nonnen die Erlaubnis die erworbenen Gebäude in sin Kloster umzubauen; am 24. Juli desselben Jahres wurde von Abt Roma!, Rauscher aus Garsten der Grundstein für dieses gelegt. -°) RP 1647, 356; RP 1656, 25. 16
Johann Egger verblieb nach Nicderlegung des Bürgermeisteramtes weiterhin im Inneren Rate?') In der folgenden Zeit hatte er einen erbitterten Kampf mit feinen Gläubigern zu führen. Im November 1651 betrug Eggers Steuerschuld an die Stadt noch immer mehr als 2000 Gulden. Bürgermeister Schroff! äußerte sich hiezu im Rate, daß man aus Egger nichts herausholen könne, bei einer Exekution wäre nur auf die derzeit unverkäuflichen und keinen Ertrag abwerfenden Häuser des Schuldners zu greifen.") Mehrere Gläubiger drängten weiter auf Bezahlung und klagten Egger schließlich.") Vorerst nahm er eine Hypothek auf den Kupferhammer auf.54) Für die Schuld an das Pfarrkirchenamt bot er als Sicherstellung den Topfenhof und einen Garten,55) um einen Teil der Schulden an das Altersheim Herrenhaus abzudecken, verkaufte er Gründe an Göttlich Schröfsl.55) Außenstände beim Linzer Handelsmann Hanns Hölbling wollte er mit Armaturen und Harnischen bezahlen,5 6') doch dieser begehrte Bargeld. Es kam zum Verkauf des Kupferhammers an seinen „nächsten Blutsverwandten" Hanns Georg Windter im Oktober 1653. Für diesen hatte der Käufer 1200 Gulden bar zu erlegen.55) Ende Oktober 1653 war die Notlage Eggers bereits so groß geworden, daß Bürgermeister Gottlicb Schröffl als Verwalter des Pfarrkirchenamtes, im Einvernehmen mit dem Garstener Abte, im Rate vorschlug, Egger den verpfändeten Topfenhof, den Topplerischen Garten und dazugehörige Gründe auf zwei Jahre zur Nutznießung zu überlassen, damit „Egger etwas Nahrungsmittel habe".5') Wegen des Kupferhammers entspann sich mit Windter ein einige Jahre währender Streit, da Egger ein Rückkaufsrecht verlangte?") 1655 wurde im Rat Klage geführt, daß Egger schon seit zwei Jahren nicht mehr an den Sitzungen teilnehme. Es solle ihm nahegelegt werden, seine Ratsstelle zurückzulegen?') Zur Konkursverhängung über das gesamte Eggerischc Vermögen lam es im Jahre 1659.") Im April des gleichen Jahres fand sich auch ein Käufer für das Stadthaus. Egger wurde aufgetragen, dieses binnen 14 Tagen zu räumen, die Stadt stellte ihm jedoch eine Wohnung im Wolfs Bürgerlichen Hause zur Verfügung?5) Schließlich sah sich Egger, noch immer Mitglied des Inneren Rates, im Februar 1660 genötigt, den Rat um eine Alimentationsbeihilfe zu bitten. Dieser bewilligte ihm wöchentlich drei Gulden, „solange es der Stadt möglich sein wird."54) Ein Versuch Eggers, im Juli 1660 vom Rate ein weiteres Unterbalts- geld zu bekommen, wurde mit der Begründung abgewiesen, daß er und seine Frau ihr ganzes Vermögen ihren Gläubigern an Zahlungsstatt abgetreten hatten und dieses auch ordnungsgemäß an die Kreditoren verteilt wurde?5) Im folgenden Jahre 1661 wurde Egger wieder bei der Stadt vorstellig, ihm auch weiterhin die wöchentliche Beihilfe von drei Gulden zu gewähren. Diesmal erklärten die Räte, 5') RP 1651—1660. ") RP 1651, 430. ") RP 1652, 126, 139, 187 , 373; RP 1653, 58, 182. Stadtgerichtsprotokolle 1652/53, Hs. Nr. 196, 197, St. A. -4) RP 1652, 219. S5) RP 1652, 288 . 302. “) RP 1652, 377. ”) RP 1653, 83. 5S) RP 1653, 177, 181. ”) RP 1653, 178. «) RP 1654. 161,; RP 1655, 99. 107; RP 1657, 31, 46, 48, 82, 107; RP 1658, 14, 28; RP 1659, 31. 55. 134; RP 1660, 77. 6') RP 1655. 21. Der Rat beschloß am 19. 11. 1660. Johann Prcvenhuebcr, den Schwiegersohn Schröffls, anfzufordcr», für den Unterhalt der Schwiegereltern zu ioroe» lRP 1660, 204). ") RP 1659, 150. ”) RP 1652, 126, 139, 187, 373; RP 1653, 58, 182. Stadtgerichtsprotokollc 1652/53, ") RP 1660, 26. «) RP 1660, 125. 17
sie wollten ausnahmsweise noch einmal, für die Dauer eines Vierteljahres, zwei Gulden wöchentlich auszahlen lassen, jedoch nur unter der Bedingung, daß sich Egger bei seiner „begüterten adeligen Freundschaft" um weitere Unterhaltsmittel betocrbe.66) Ein letzter Versuch im folgenden Monate, die Erhöhung der Unter stützung auf drei Gulden zu erreichen, fand einstimmige Ablehnung.") Johann Egger von Marbach starb im Jahre 1661. Sein Todesfall ist in den Sterbematriken der Stadtpfarre Steyr nicht verzeichnet. Die Gattin des Bürgermeisters, Susanne, wird in einem Ratsvrotokoll des Jahres 1644 erwähnt, als sie beim Rate um Vergütung für ihre Mühewaltung bei „verschiedenen" Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen und bei Fronleichnamsmahlzeiten ersuchte. Die Ratsherren versprachen, sich der Eggerin, deren Tätigkeit sie „Wohl zu estimiern" wußten, durch den Kauf eines ..Angedenkhens" beim nächsten Linzer Markte dankbar zu erweisen.") Susanne Egger starb am 16. März 1661 „an der Gewalt Gottes" (vom Schlage getroffen) und wurde am Taborfriedhofe beerdigt.") "'> RP 1661, 26. ") RP 1661, 73. ") RP 1644, 19. ") Liber mort., Bd. II, S. 190, Stadtpfarramt Stell r, — Der Ehe Eggers waren eine Tochter und ein Sohn iRP 1651. 222) entsprossen. Die Tochter Susanne Dorothea vermählte sich im Jahre 1644 mit Johann Prevenhueher in Eisenerz iRP 1644, 85). ©oftlieb Schröffl von Mannsperg (1651 —1659) Gottlieb Schröffl von Mannsperg erblickte am 1. Mai 1610 als drittes von sieben Kindern des Steyrer Handelsherrn') Abraham Schröffl und der Elisabeth geb. Mann das Licht der Welt?) Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1636 ließ er sich in dem von ihm ererbten Hause Stadtplatz 1 — Ennskai 18 als Handelsmann nieder?) Schon im Alter von 33 Jahren bekleidete er die Stelle eines Obervorgehers des Verlagsglicdes Steyr der Innerberger Hauptgewerkschaft. Diese einflußreiche Stellung, die er 17 Jahre innehatte, verdankte er nicht nur seinen bedeutenden persönlichen Fähigkeiten, sondern auch den verwandtschaftlichen Bindungen zu den Familien, die nach der Gegenreformation die wirtschaftlichen Schlüsselstellungen in Steyr an sich gezogen hatten?)* 2 3 4 ') LV 10, 311 f. 2) Abraham Schröffl (geh. 1569, gest. 1636; Heirat am 3. Feber 1604) war auch Vorgeher in Weber. Er hatte sechs Kinder. 3) Stb. 1620, 67; RP 1651, 437: Schröffl ersucht, daß er „ainc Claim Spuelen Wasser von der Großen durch den Platz aehendten Prunröhr ... in sein Wohnhaus fiehren dürste". RP 1650, 292: Schröffl hat seine „Aigenthumbliche behaußung am plaz, neben des Herrn Randt und Obingers Häusern" (heute Stadtplatz 42 —• Blörggasse 59), dem Handelsmanne Caspar Premier veräußert. — Am 1 i 2 1653 teilt I. Chr. Staindl dem Magistrat mit, daß er Gottlieb Schröffl sein Gut Engelsegg verkaufte. 4) Seine Mutter war eine der drei Schwestern des B"roermeisters Eosman Mann von Mannsperg, sein Schwager, der spätere Bürgermeister der Stadt Maximilian von Luckner, der mit Anna Barbara Schröffl vcmählt war. Luckuers Schwester wiederum hatte den bedeutendsten Großhändler jener Zeit, Georg Mittelmayer von Waffenberg, zum Manne. 18
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2