Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Dem Handwerk der Schwertschmiede gehörten auch die Kreuzschmiede an, die Degenkreuze herstellten?") Die Schwertfeger, die nach A. Hoff- mann'25) Säbelgriffe und Scheiden erzeugten, nach £>. D, Potthoff'") Schwerter polierten, werden in den Steyrer Archivalien manchmal den Schwertschmieden gleichgestellt?22) Das Schleifen der Klingen übernahmen die Schleifer und Polierer. Die Erzeugnisse der Steyrer Schwertschmiede wurden um 1690 hauptsächlich in die südlichen Länder Österreichs verhandelt. Im Jahre 1689 z. B. gelangten in Steyr 805 Stück Säbel und Degen zur Vermautung. Davon 198 Stück nach Graz, 300 nach Villach, 200 nach Klagenfurt und 27 nach Laibach geliefert?") In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war der bedeutendste Schwertschmied der Eifenstadt Hans Hasch, dessen Werkstätte in der Sierninger Straße lag. Er lieferte seine Klingenwaren größtenteils nach Graz?2') Eine wesentliche Steigerung der Produktion zeigt sich nach 1750. Um 1761 erzeugten die Meister Führer, Mayer und Schnürmann zusammen monatlich 900 Kürasse und 2100 Bajonette, die Schwertschmiede Feldberger, Hilbert, Herzog und Forstbauer etwa 3000 Stück Säbel?") Abschließend kann sestgestellt werden, daß sich in Steyr die am Ausgang des 16. Jahrhunderts angebahnte Waffenproduktion nach dem Dreißigjährigen Krieg gewaltig entfaltet hat. Ausschlaggebend hiefür war der durch die vielen Kriege bedingte Bedarf an Armaturen aber auch die merkantilistische Lehre von der Drosselung des Imports fremder Waren durch Vermehrung inländischer Produktionsstätten mag mitgespielt haben. Das „Kaiserliche Armaturs-Werk" schuf die Grundlagen für die weltberühmte Waffenindustrie Josef Werndls im 19. Jahrhundert. '") RP 1646, 181; 1647, 275; 1669, 76. ’25) A. Hoffmann, a. a. O., S. 379. ’26) O. D. Potthoff, a. a. O., S. 128. ’22) RP 1683, 14, 29. — Auch in dm böhmischen Ländern wurden die Schwcrt- schmicde als Schwcrifcger bezeichnet. C. Halova-Jahodova, Vergessene Handwerkskunst (Prag 1955), S. 58. ’28) Mautbuch 1689—1692, Handschrift Nr. 313. ’2') Steuerbuch 1694, Handschrift Nr. 114. 13°) A. Hoffmann, a. a. £)., S. 366. Adolf Bo dingbauer: Zwei bemerkmswekie Wchnschlsbilöer in slepr Unter den vielen Barockgemülden, die das Stadtgebiet von Steyr beherbergt, sind besonders zwei Darstellungen der Geburt Christi mit der Anbetung der Hirten bemerkenswert. Von diesen beiden Ölgemälden befindet sich das eine in der Petrus-Canisius- Kapelle der Marienkirche, während das andere in der Pfarrkirche von Christkindl das Hauptbild eines Seitenaltares ist. Das erste Gemälde hat neben seiner künstlerischen auch stadtgeschichtliche Bedeutung. Es wurde nämlich vom Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckner im Jahre 1669 gestiftet. Dies ist im unteren Teil des Bildes dem Wappen, den Initialen M L zu beiden Seiten des „Fluges" und der Datierung zu entnehmen. Maximilian Luckner war Bürgermeister der Stadt Steyr von 1660 bis 1677. Er war 67

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