Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

der Herrscher dieser Veranstaltung. Am 12. August begab er sich mit seinem Gefolge in die Rohrschmiede in Vogelfang, wo er sich die Rohrerzeugung vorführen ließ und selbst ein Rohr bohrte.99) Für die Verdienste, die sich Mittcrmavr um die Aufbringung der Armaturen erworben hatte, wurde er schon 1678 mit dem Prädikat „von Waffenberg" in den Adelsstand erhoben. Am 20. Dezember 1685 legte er mit kaiserlicher Genehmigung den Stammnamen Mittermayr ab. Hans Ludwig 0. Wassenberg starb am 19. Mai 1692.97) An diesen Armaturenverleger erinnert noch heute die prächtige 95 Zentimeter hohe Monstranz in der Stadtpfarrkirche.’8) Srbik urteilt über ihn: „Im ganzen das Bild eines vielleicht nicht skrupellosen, aber ungemein Willensstärken und zielbewußten Mannes von bedeutendem finanziellen und kommerziellen Talente, des hervorragendsten österreichischen Geschäftsmannes seiner Tage".99) Vermutlich gelangte noch zu Zeiten Mittermaprs (um 1690) der Waffenverlag in die Hände des Armaturarbeiters Benedikt Schöttl, der in Steyr für Mittermayr die Verlagsgeschäfte geführt hatte. Er erwarb die Rohrschmieden'99) und stieg zum kaiserlichen Armaturenverleger empor.'9') Schöttl war um 1727 Mitglied des Inneren Rates'97) und besaß das Haus Grünmarkk Nr. 8.’03) Das Hauptgewicht dürfte er auf die Musketenproduktion gelegt haben. Uni 1700 begann er mit der Eezeugung von Steinschloßmusketen,'94) die seit 1684 im österreichischen Heere immer häufiger verwendet wurden. Rach Otto Schwarz schlägt beim Steinschloß (Batterieschloß, Flintschloß) der in den Hahn gespannte Schwefelkies gegen eine rauhe Schlagfläche am Deckel der Pfanne, wodurch dieser hochgeschleudert wird, so daß die Funken das Zündkraut in der Pfanne entflammen. Durch den Zündkanal gelangt das Feuer in das Laufinnere und entzündet das Pulver.'99) 96) „Beschreibung Deß Empfangs bnnb Einzugs Der Aller-Durchleüchtigisten Kayserlichen Mavestätten Leopolds I. et Gkeonorac. Magdalena«, Theresia«. So In her Kays. Landts-Fürstl. Uhralten Cammer-Guett Stadt Steyr deß Ertz-Herhogthumbs Oesterreich Ob deir Ennß / beschchen ist den 8. Tag deß Monaths Augusti. Anno M DC.LXXX. Gedruckt zu Lintz / Bey Johan Jacob Mayr / Im Jahr 1681", S. 17 f., 22. ' ”) A. v. Pantz, a. a. O., S. 202 f. 9S) Die Widmung am Fuß der Monstranz besagt u. a.: „Zum Zeichen seiner Dankbarkeit gur heimatlichen Scholle und zur Verherrlichung des Allerhciligsten Altarssakramenteis diese Monstranz gestiftet der hochansehnlich« Herr Johann Ludwig von Waffenberg. Seiner kaiserlichen Majestät wirklicher mederösterreichischer Hos- kamimerrat". Josef Harter, Der stiiisftsche Wandel der Monstranzensormen. Christlich« Kunstblätter. Jg. 51 (1910), Nr. 6, S. 63—68. ”) Die Nachkommen H. L. Mittermayrs gelangten 1702 in den Freiherrn-, 1718 in den Grafenstand. H. v. Srbik, a. a. £)., S. 181. ,0°) 1688 war das Rohrhammerhaus baufällig geworden. Der Rat richtete deshalb ein Schreiben an Johann Ludwig v. Wassenberg. RP 1688, 53. '->') RP 1681, 148; 1704, 42. — Steuerbuch 1695, Handschrift Nr. 115. ’92) RP 1727, 95. ’03) I. Stenn, Häuserchronik. VKSt., a. a. O., S. 25. ’04) Wahrscheinlich wurden bis um 1700 Steinschnappschloß-Musketen erzeugt. — Der Scherschmiedgescllc Matthias Klell, der vier Jahre bei Schöttl als Schnappen- macher gearbeitet hatte, ersuchte im Jahve 1700 um das Bürgerrecht auf das Scherschmiedhandwerk. Er führt« folgend«' Begründung an: „Weilen aber nunmehro bcdeutes Schnappenmachen ganz abkommet, und mir Herr Schöttl aus Ursachen des bei der Kaiser!. Armatur nur Mntenschlösser in denen Musketen verlangt werden, keine Arbeit mehr geben will". F. Bürgerrechtsverleihungen (1448—1709), K. XI, L. 9, Nr. 3697. ’05) O. Schwarz, a. a. £)., S. 11 f. 63

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