Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Die privilegierte Plattnerwerkstätte des Bürgermeisters Johann Egger von Marbach Die Plattner erzeugten vorwiegend Harnische/') aber auch Marions/') Schützen- und Sturmhauben/") Bekanntlich befanden sich die berühmtesten Platt- nerwerkstätten in Augsburg, Nürnberg und Innsbruck/') In Steyr ist dieses Handwerk seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar. In einer Urkunde der Benedik- tinerablei Kremsmünster vom 22. Juli 1367 wird ein Steyrer Harnischmacher als Zeuge angeführt.") Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges arbeitete in der Stadt gewöhnlich nur ein Meister. In den Vierzigerfahren des 17. Jahrhunderts, als Johann Egger v. Marbach eine eigene Plattnerwerkstätte errichtete, war in Steyr der Meister Hans Hörburger tätig. Er stammte aus einer bekannten Innsbrucker Pkattnerfamilie. In der Zeit von 1628 bis 1642 arbeitete er in Innsbruck.") Dann errichtete er in Wien eine Werkstätte. Aus unbekannten Gründen wurde er von den Wiener Meistern gescholten.") Vermutlich begab er sich deshalb um 1646 nach Steyr.") ' ' Der Gewerke Johann Egger gehörte zu den reichsten Bürgern der Stadt Steyr. Schon im Jahre 1623 war ihm ein Wappen verliehen worden. Fünf Jahre später kaufte er das Messinghüitwerk in Reichraming") und erwarb 1631 vom Burggrafen Johann Maximilian Frciherrn v. Lambecg den Grundbesitz Marbach im Gemeindegebiet Grostraming, wo er auch das Hammerwerk in der Ascha betrieb. Am 25. August 1635 erhielt Egger das Prädikat „von Marbach" zuerkannt.") In Steyr betätigte er sich im Eisenyandel. Nach dem Steuerbuch aus dem Jahre 1635 besag er das Gasthaus zum „Goldenen Hirschen" (Stadtplatz Nr. 14)") und das „Haus in Ennsdorf an der oberen Zeit, das Wersserische Haus daran, item Haus uno Garten daselbst, similiter die Aignerische Grundstück, item den Topfenhof samt Gründen und Eberhardische Drahtziehen und Garten im Aichet.") Egger v. Marbach war Ratsbürger und bekleidete durch mehrere Jahre die höchsten Stadtämter, von 1637 bis 1640 war er Stadtrichter, von 1646 bis 1651* 41 * * 31) Die Harnische (Fußknecht-, Reiter-, Trab-, Trabanten-, Feld-, Turnier- und Roß- harmsche, leichte und schwere Rciterkürassc) wurden aus einem besonderen Blech („Harnischblech") geformt, die einzelnen Harnischteile von den Polierern blank poliert. O. Schwarz, a. a. £>., S. 26. ”) Der Morion, ein hutförmiger Helm mit Kamm und Krempe, wurde aus einem Stück Harnischblech getrieben. C. Schwarz, a. a. O., S. 29. — Innsbrucker Plattnerkunst. Ausstellungskatalog (1954), S. 44. ") Die Schützenhaube ist gleichfalls hutförmig gestaltet, zeigt aber eine geispitztc Glocke; die Sturmhaube ist ähnlich geformt. O. Schwarz, a. a. O., S. 17. — Innsbrucker Plattnerkunst, a. a. O., S. 45, 88. 41) O. D. Potthofs, Kulturgeschichte des deutschen Handwerks (1938), S. 151. ") Ludwig Bittncr, Das Eisenwesen in Jnnerberg-Eisenerz bis zur Gründung der . Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. Archiv f. österreichische Geschichte (1901), Bd. 89, 2. Hälfte, S. 557. ") Innsbrucker Plattnerkunst, a. a. O., S. 30. 44) Stgpr. 1653, Handschrift Nr. 197. ") RP 1646, 46. ") Josef Aschaucr, Das Messiugwerk Reichraming. O.-Ö. Heimatblätter, Jg. 7 (1953), Heft 3/4, S. 315. 47) Anton v. Pautz, Die Gewerken im Bannkreise des steirischen Erzberges. Jahrbuch der k.k. Heraldischen Gesellschaft „Adler". Nene Folge, Bd. XXVII u. XXVIII (1917/18), S. 35 f. ") I. Stenn, Häuserchronik, Ass., a. a. £>., Nr. 72. ") Steuerbuch 1635, Handschrift Rr. 113, S. 20 f.

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