Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

fer und Riemer. Wahrscheinlich vergab Grafhaider einen Teil der Büchsenarbeit an die städtischen Meister. Aber auch in seinen Werkstätten beschästigte er Handwerker. Als er 1653 den Schlossergesellen Adrian Arnholdt einstellte, kam es deshalb zu einem Gerichtshandel. Das Schlosserhandwerk erklärte Arnholdt, weil er der Zunft nicht angehörte, für unredlich und trug ihn in das „schwarz Büechl" ein.32) Grafhaider beschwerte sich deshalb beim Stadtgericht. Dieses entschied, daß die Schlosser des Unternehmers alle vier Wochen das Auflaggeld bei der Zunft zu erlegen haben und diese die Ehre Arnholdts wieder Herstellen möge.33 * * 36 * ) Grafhaider, der auch mit Eisenwaren handelte, war bei der Stadtbehörde nicht gut ungeschrieben. Er wurde als Handwerkerbürger gewertet, der das Bürgerrecht nur auf das Bäckerhandwerk und nicht auf den Handel erhalten habe. Nach Ansicht der Ratsbürger war er daher nicht berechtigt, größere Handelsgeschäfte durchzuführen. Gegen die vielseitige Erwerbstätigkeit des kaiserlichen Musketenlieseranten wagte aber der Rat nicht aufzutreten. Er versäumte aber keine Gelegenheit, Grafhaider Schwierigkeiten zu bereiten. Schon im Jahre 1640 wurde vom Magistrat sein Ansuchen, das Stadtwappen („gemeiner Stadt Zeichen") auf die Musketen schlagen zu dürfen, abgelehnt.33) Eine besonders hohe Geldstrafe, und zwar 100 Reichstaler, wurde 1651 über ihn verhängt, weil er zwei Fässer, in denen sich Feilen und Kneipe im Werte von 276 Gulden befanden, „ohne daraufgebranntes Stadt- und Mautzeichen" und ohne die Mautgebühr erlegt zu haben, nach Venedig geliefert hatte.33) War die Waffenproduktion der Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft schon nach einem Bestände von etwa zehn Jahren zu Anfang des 17. Jahrhunderts wieder eingegangen, so faßte mit Grafhaiders Rohrschmiede dieser Industriezweig, vorerst als „Kaiserliches Armaturswerk", dauernd Fuß in der Eisenstadt. ' Am 26. April 1663 starb Stephan Grafhaider im Alter von 60 Jahren.33) Seine Rohrschmiede mit den dazugehörigen Anlagen besaß im Jahre 1667 Hans Al brecht K h l e i n h a n n ß.32) Die Musketenproduktion des Bäcker- und Bräumeisters mag wohl der Anlaß gewesen sein, daß sich auch begüterte, dem Adelsstand angehörende Ratsmitglieder auf die Armaturenerzeugung verlegten. Noch zu Lebzeiten Grafhaiders errichteten Johann Egger v. Marbach und Maximilian Luckhner eigene Wcrkanlagen. 32) In Steyr führten Schlosser u. Tischler ein „Schwarzes Buch", in das unredliche Gesellen und Meister eingetragen wurden. 33) Stgpr. v. 8. 8. 1663, Handschrift Nr. 197. 3“) RP 1640, 146. 3-1 RP v. 9. 12. 1651, 446. 36) Steyr, Stadtpfarrarchiv, Totenmatrik, Bd. II, pag. 217. ”) RP 1667, 425. — Steuerbuch 1695, Handschrift Nr 115/760. 55

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