Bezeichnend für die triste Lage des Unterrichtswesens der damaligen Zeit ist nachstehende Begebenheit, die ein Ratsprotokoll festhält?') Die deutschen Schulmeister baten am 9. Februar um Erlaubnis, neue Schüler werben zu dürfen. Der Rat willfahrte ihrer Bitte, doch verlangte er, daß die Werbung mit „aller beschai- denhait, bei schenen (schönem) Wetter, Vnd nicht mit Trunckenhait, alls öffters beschehen, fürgenommen werde." Bei dieser Gelegenheit bemängelte der Rat auch die schlechte Disziplin der Schüler beim Verlassen der Schule und „auch, sonsten." Am 18. März 1636 behandelte der Rat eine Eingabe Frizlers um „Reichung einer Besoldung". Man beschloß, ihm so lange er das Bürgermeisteramt „bedienen würdt", „für dißmal" 400 Gulden zu bewilligen, ohne hiemit ein Präjudiz kür künftighin und auch für andere Städte des Landes schaffen zu wollen. Vor der Auszahlung wollte man das Ansuchen noch der Landeshauptmannschaft und dem Amte des Vizedoms zur Genehmigung vorlegen?") Acht Tage später ist in einem Ratsprotokolle vermerkt, daß „Herrn Frizler 600 Gulden fürgetragen werden" sollen?') Nicolaus Frizler starb im 69. Lebensjahre stehend, am 26. September 1643 und wurde in der Stadtpfarrkirche begraben.") Sein Grabstein, ist nicht mehr erhalten. Wie aus dem noch vorhandenen Verlassenschaftsinventare vom 13. Oktober zu erseben ist, hatte sein hinterlassenes Vermögen einen Schätzwert von 3264 Gulden. Diesem standen Schulden in der Höhe von 2380 Gulden gegenüber.") An Bargeld wurden 47 Reichstaler vorgefunden, die nicht ins Inventar ausgenommen, sow dein der Witwe für die Begräbnisspesen überlassen wurden.* 41 42 3') RP 1637, 22. 4°) RP 1636, 42. 41) RP 1636, 45. 42) „Adler", XXVII und XXVIII. Bd., S. 193, behauptet, daß Frizler als „Herr auf Ober- und Unter-Huethofen" gestorben sei. Dein widerspricht die Eintragung im Totenbuch II der Stadtpfarre Stehr. ") Berl.-Jnv., K. XI, L. 17, St.A. — Die Behausung am Platz, „zwischen Jhro gndn Herrn von Sprinzenstein / unb Hanß Andrem Zollitsch Heusern ligendt /", das heutige „Bummerlhaus", wurde mit einem Schätzwert von 2000 Gulden angegeben. Die Ortsbestimmung der Häuser erfolgte früher durch die Angabe des Viertels und der beiden Nachbarn. An Nachlaßschulden waren vorhandene 331 fl. Steuerschulden an die Stadt, 147,4 fl. für die während der letzten Krankheit Frizlers vorn Apotheker Christoph Schimpach gelieferten Arzneien, 12 fl. für Du getunterricht, den der Organist Johann Kirchperger der „Jungfrau Sophie", vermutlich der erheirateten Tochter Frizlers, erteilt hatte. — 1643, 208: Der Rat beschloß, den Gastwirt Georg Gallenpcrger und den Müller Christoph Stadler als Vormunde für die minderjährigen Kinder aus der ersten Ehe der Witwe Frizlers zu bestellen. — RP 1643, 210: Die Vorgenannten lehnen die Übernahme der Vormundschaft ab, da Frizler auch bei ihnen Schulden hint.erkeß. Weitere Kreditoren meldeten sich (RP 1643, 217, 223; RP 1644, 30, 40, 52, 60), so daß sich der Magistrat genötigt sah, die Derordneten für die Frizlevische Verlassenschaft aufzufordern, rasch das Inventar aufzunehmen, „weillen he lenger he mehr creditores fürkhomen. .." (RP 1643, 213). — RP 1644, 19, 24, 124, 195: Martha Frizlerin, geborene (SMingerin, verwitwete Gicfingin, bat den Rat, da sic sich Nikolaus Frizler mit ihr „alß ainer Wittib ledigen standts verheürath vnd selber n i t d z geringi st e Z u e gebracht hette (nichts in die Ehe! einbrachte), Ihr alles vnd Jedes" aus dem Nachlaß ausfolgen zu laßen, mit Ausnahme der dem Verstorbenen gehörenden Bücher, Kleider und „Manns Rüstung". — Frizler selbst hatte keine Kinder. 47
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