Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Diese erlangten dadurch in der Folgezeit einen überragenden Einfluß auf die gefamte Geichästsgebarung. In der Ratssitzung vom 9. Dezember 1626 berichtete der Bürgermeister über die Geldnot der Stadt. In Steyr tag in dieser Zeit der Liechtensteinische Regimentsstab, eine Kompanie zu Fuß und eine Reiterabteilung, für deren Unterhalt die Stadl auszukommen hatte. Mayr schlug vor, auch an die Herrschaft Sreyr heranzutreten, vamil auch diese zum Unlerhalt der Truppen beitrage. Dem kom- mandrerenden Oberstleutnant wollte man einen Schuldbrief mit der Fälligkeit zu Ostern des folgenden Jahres für seine Geldforderungen überreichen. Da der Regimentsstab und die Offiziere Bargeld zu bekommen hatten, war der Rat der Änsichr, daß man zu Verhütung „großer gsahr" auf die von verschiedenen Leuten beim Stadtgerichte oder Stadlsteueramte hinterlegten Depositen greisen solle. In Gegenwart einiger Ratsmitglieder sollten die so entnommenen Summen genauest verzeichnet und künftig wieder erstattet werden. Reichten diese Depotgelder nicht aus, solle der Bürgermeister vom hinterlassenen Bargeld der weggezogenen Protestanten den Fehlbetrag nehmen.") Als am 6. März 1627 ein Befehl des Statthalters einlangte, in dem bestimmt wurde den kaiserlichen und kurfürstlichen Kommissaren 4000 Gulden aus den Emigrantengeldern zu bezahlen, wurde „gehorsamblich" erwidert, daß man dies nicht könne, da hiqür keine flüssigen Mittel vorhanden wären. Das Geld mußte für die Liechtensteinischen Truppen verwendet werden, da man sonst „ausplünderung ond sonstige vnglegenheiten" zu befürchten gehabt hätte.") Die Bevölkerung wurde am 12. Februar 1627 neuerlich aufgefordert, alle Waffen abzuliesern, was als Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf die kommende Verurteilung der Bauernsührer anzusehen ist. über die Herkunft der Waffen mußte überdies noch Rechenschaft abgelegt werden.") In Linz wurden die Rebellen verurteilt und am 26. März 1627 hingerichtet. Von den acht bedeutenden Bauernführern waren drei aus Steyr: Wolfgang Madls- eder, Dr. Lazarus Holzmüller und der früher in der Stadt ansässig gewe>ene Bäk- ker und Bauernhauptmann Tobias Angerholzer. Alle drei wurden geköpft und gevierteilt. „ ... des Madlseder und des Doctors Holzmüllers Viertl sein her- aujsen vor Linz, des Madlseder ein hinters viertl auf die Steyrer Straßen und des Holzmüllers ein Hinters viertl auf die Welserstraßen geschickt" u. dort auf Pfähle aufgesteckt worden. Die Köpfe der beiden wurden durch den Scharfrichter nach Steyr gebracht. Am 29. März wurde beim Pranger vor dem Rathaus ein Pfahl eingegraben, an dessen oberem Ende eine eiserne „Klampfen" mit zwei aufrechtstehenden „Spitzen" angebracht war. Auf diesen wurden die Köpfe der Hingerichteten, mit dem Gesichte nach dem Hause Madlseders gewandt, aufgesteckt.") Über weitere 18 Bauernführer wurde am 22. März das Todesurteil verhängt. Unter ihnen befand sich der Stadtkämmerer Hanns Himmelperger. Am folgenden Tage wurde er enthauptet. Da er sich vor seinem Tode zur katholischen Religion bekehrt hatte, wurde er bei der Linzer Pfarrkirche begraben.") Während der Amtszeit Mayrs war in der Umgebung Steyrs, in der Raming, in Sierning und in Garsten die Pest ausgebrochen, die in diesen Orten zahlreiche Opfer gefordert hatte. Drei Soldaten, die einen Bauern beraubten, in dessen Haus Pestkranke waren, schleppten die Seuche mit der geplünderten Bettwäsche, die ") RP 1626, 71. ") RP 1627, 107. ") LV 2, 772. “) LV 6, 77. ») LV 2, 273. 37

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