Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Johann Mayr von Puchenau (aucf) Wuchenau) zu Lindenfeld (1625, von 1626 bis 2. September 1627) Johann Mayr war ein Schwabe und man weiß, daß cr in Puchenau geboren wurde. Er studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften') und erlangte dorr den akademischen Grad „Magister". Mit kaiserlicher Entschließung von, 3. September 1618 wurde Mayr, nach dem Ableben des Vorgängers Steer (Stör), zum Rentamtsgegenschreibcr der Herrschaft Steyr bestellt, nachdem er vorher bei der n.ö. Kammer das „gewönliche Jurament" (Diensteid) abgelegt hatte?) Mayr, der inzwischen Hofmeister der Herrschaft Steyr geworden war, hatte sich im Sommer 1621 durch einen Sturz verletzt, Nun litt er an einer „verherrlichen Haubrs Debilitation . . . vnd groß Abgang des Memori" (Gedächtnisschwäche und Schwäche des Erinnerungsvermögens) und kündigte deshalb den Hosmeisterdienst aus?) Ob ihm die Entlassung aus diesem Dienst gewährt wurde, kaun man an Hand der noch vorhandenen Akten nicht mehr feststeUen. Sicher ist, daß er noch in späteren Jahren als Rentamtsgegenschreiber tätig war?) Über Verfügung des Statthalters Graf Herberstorf wurden Richter, Räte und Bürgermeister Steyrs, die seit 1619 diese Stellen bekleideten, am 27. Jänner 1625, ihrer Ämter entsetzt. Mayr wurde bei der Neubesetzung der Stadtämter von den Resormationskommissären zum Bürgermeister ernannt?) In diesem Amte verblieb er bis er es 1627 niederlegte. Am 31. Jänner 1625 wurde im Stad träte der Beschluß gefaßt, dem „angehenden Herrn Burgermaister Mayer" die Siegellade samt den Schlüsseln für die „Rahi Stuben vnd Canzlei" zuzustellen?) Kaiser Ferdinand II. betrieb mit äußerster Schärfe die Vornahme kirchlicher Reformen, nachdem es seinen Feldherren gelungen war die rebellierenden Provinzen seines Reiches zu bezwingen. Die genaue Überwachung der Durchführung der kaiserlichen Befehle oblag dem Statthalter. In kaum unterbrochener Folge erschienen Verordnungen und Erlässe, die den Katholizismus wieder zu Macht uno Glanz bringen sollten und die die protestantischen Kreise Steyrs nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. Die Stadtümter waren bisher in ihrer Mehrheit von Anhängern der Lehre Luthers besetzt oder von Leuten, die mit dem Protestantismus sympathisierten. Bisher war es der Stadtvertretung fast immer irgendwie gelungen, der angestrebten Rekatholisierung der Stadt Hindernisse in den Weg zu legen oder diese gar zu vereiteln. Mit dem neuen ernannten Rate änderte sich die Lage in Steyr. Als Stadtanwalt und Vertreter des Statthalters saß jetzt im ') LV 14, 7, Fn. 1. -) Nr. 21, Fasz. 27, Bd. 462, L.A. -) Nr. 24, Fasz. 27, Bd. 456, L.A. 4) RP 1631, 5. •') RP 1625, 133; LV 9. 6) Dem Bürgermeister wurden übergeben: eine Siegellade mit zwei alten und drei neuen Stadtsiegeln, die er zu verwahren hatte, weiters Miel SiegMade „so in der gewöhnlichen Naht Stuben in einem Kasten sich befindet vnd auch dort verbleibt". In dieser wurden das große Stadtsiegel, alle kassierten Schuldbriefe und ein Verzeichnis über die in den Jahren 1612 bis 1629 aufbewahrten Schuldbriefe aufbewahrt. Zu dieser zweiten Siegellade gab es „Stoen absonderliche schlüssel", von denen je einen der Bürgermeister und der Stadtrichter zu verwahren hatte. Schließlich wurde dem Bürgermeister auch die Lade der „Eisengesellschaft" überantwortet. In ihr befanden sich zwei Siegel bei Gesellschaft, zwei Verzeichnisse der ausgefertigten Schuldbriefe von 1612 bis einschließlich 1619 und ein Verzeichnis einkassierter Schuldbriefe aus den Jahren 1604 bis 1624. — Im Steueramte sollte sich „hinterlegtes Geld und ein Verzeichnis der Stadtschulden" finden. 22

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