Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

gang bei. Schon in der ersten Ratssitzung unter Vorsitz Bürgermeisters Händl, beauftragte dieser, daß der Kassier und die Vorgeher einen Tag je Woche mit ihren Ausschreibungen im Rathaus erscheinen sollten, damit man im Rate einen Überblick über die Kassen- und Geschättsgebarung habe.") Es wurde in dieser Sitzung auch beschlossen, daß der Kassier nur wichtige und unumgänglich notwendige Reisen verrichten solle, über die er spätestens 14 Tage später zu berichten hätte. Eine gewisse Unordnung schien auch bei den Unterbeamten der Gesellschaft zu herrschen, denn auch von ihnen forderte der Rat am 8. 7. 1622 sied unter Eid zu verpflichten, wenigstens einmal in der Woche alles Geld, das sie für „Zeug" eingenommen hatten, an die Kasse abzuliefern. Weiters wurden sie verpflichtet, kein Zeug ohne Mitwissen der Vorgeher, und in wichtigen Fällen, ohne Vorwissen des Stadtrates zu verkaufen. oder dieses heimlich abzugeben. Diese Verbote wurden für sie, wie auch für die Eisenkämmerer und Pfundaus- wäger unter Androhung von Leib- und Geldstrafen, in Kraft gesetzt.") Im Bergbau war es wegen der Beschaffungsschwierigkeiten üblich geworden, daß die Gewerken ihren Beschäftigten die Lebensmittel zu verbilligtem Preise, gegen Abrechnung vom Lohne, lieferten. Als einem Partner der Eisenhandelsgesellschaft oblag auch der Stadt die Pflicht, neben der Versorgung der eigenen Bevölkerung auch zur Verpflegung der Eisenarbeiter und Hammermeister beizutragen. Aus diesen Gründen hatten die Steyrer Stadtväter ihre Lager vorsorglich mit Getreide füllen lassen. Besonders den bei den vielen kleinen Häm mern im Ennstal Beschäftigten und den Bergarbeitern in Eisenerz mußte geholfen werden, da diese ja schon in normalen Zeiten Lebensmittel zugeführt erhielten. Anfangs Jänner 1620 besuchten die steirischen Hammermeister Hans Kerzenmandl, Christiair Panz, Hans Egger und Paul Schweinzer den Magistrat, um hier wegen Lieferung von Lebensmitteln vorzusprechen, da ihnen derzeit von Waidhofen, ihrem normalen Getreidelieferungsgebiete, wenig zugeführt werde. Vor allem war es ihnen um Korn für das tägliche Brot und um Hafer für die Pferde zu tun.* 75 76) Im April 1622 begehrten diese Hammermeister wieder Korn. Die Stadt bot ihnen 40 Mut (2459,6 Liter) zum Preise von zwei Pfund Pfennig je Mut an. Auch der Eisenobmann wollte in der Stadt Getreide kaufen. Bei einer Ratssitzung klagte man, daß derzeit weder von Kremsmünster, noch von Weißenburg, die beide Hauptlieferanten für Steyr waren, Getreide zu bekommen wäre.75) Man müsse wegen der Erschließung einer neuen Lieferquelle, beim Landeshauptmanne vorstellig werden. Die Salzamtsleute in Ischl und Hallstatt wieder wollten, daß ihnen die Stadt zu Beginn jedes Vierteljahres zwei Zentner Unschlitt liefere.77) Hier mußte der Rat ablehnen, da er an diesem begehrten Stoffe kein entsprechendes Lager besaß. Wiederholt baten in diesen Jahren Bäcker, Holz- und Hammerarbeiter den Rat um Getreide. Dieser tat sein möglichstes, um die gewünschten Lebensmittel zu beschaffen. Mehrmals berichtete er auch dem Statthalter über die trostlose Versorgungslage.75) Um den Kremsmünsterern doch noch etwas Getreide abzuhandeln, wurden die zwei bewährten Ratsherren Jglseder und Hopffer dorthin entsandt. ") RP 1617, 399. ”) RP 1622, 125. 75) RP 1620, 5. 76) RP 1622, 68. ”) RP 1622, 157. Jnslet (Unschlitt) war ein wichtiger Rohstoff für die Kerzen- und SeifenerMgung. Unter Zusatz von Asche, Salz u. a. konnten ans einem Zentner unausgelassenen Unschlittes fast 2 Zentner Seife hergestellt werden. 7°) RP 1622, 167, 171, 193, 194. 16

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