Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Im Herbste desselben Jahres veranstaltete die Schützengesellschaft mit Genehmigung des Rates ein Freischießen, zu dem sich Schützen aus säst allen Ländern und Orten des Reiches einfanben. Dieses Schießen mit Feuergewehren dauerte vier Wachen und wurde aii| der Schießstättc oberhalb des Stadtgrabens (heute Areal der Hauptschule Promenade) abgehalten?) Mit der Landeshauptstadt Linz gab es hin und wieder wegen der zu leistenden Kontributionen und Abgaben Differenzen. So beschwerte sich der Magistrat Linz am 17. 6. 1614 bei der Landeshauptmannschaft über die übrigen sechs landessürstlichen Städte, unter ihnen Steyr. Die Linzer Stadtverwaltung glaubte, im Verhältnis zu den anderen Städten, mehr Kontributionen entrichten zu mügen. Die anderen Städte Österreichs ob der Enns hingegen beklagten sich ihrerseits am 23. 7. 1614 beim Landeshauptmann, daß Linz den Versuch mache, seine Kontributionsleistungen auf Kosten der anderen vermindern zu wollen?) Es kam in dieser Angelegenheit zu einigen Besprechungen und Sitzungen/) doch verliefen sie im Sande. Vizedom Hans Adam Gicnger hatte in Linz den Ausbau des Schlosses für Kaiser Matthias angeordnet?) Aus diesem Anlaß wandte er sich am 21. 12. 1614 an die Eisenkompagnie in Steyr, daß sie noch vor den zu erwartenden neuerlichen Preiserhöhungen verschiedenes Eisenzeug, das beim Schloßbau Verwendung finden sollte, liefere?) In einem weiteren Schreiben vom 2. 1. 1615 stellte der Vizedom das gleiche Ersuchen an die Gesellschaft.'") Die gewünschten Eisensorten wurden zum Gesamtpreise von 102 fl 7 ß 8 d geliefert und vom Hofschlcsser in Linz abgenommen. Trotz mehrmaliger Aufforderung wurde nicht bezahlt und noch drei Jahre nach der Lieferung ersuchte der Vizedom die Kompagnie, sich noch zu gedulden.") Im Jahre 1615 sah sich die Stadt verpflichtet, das Messererhandwcrk aufzufordern, seine seit „langen Jahren" nicht entrichteten Steuern und Umlagen zu bezahlen. Den Mitgliedern dieses Handwerkes wurde vor Augen geführt, daß sich die Steuerschulden mit jedem Jahr vermehren würden. Die Stadt aber habe dem „Einnember Amt" auf jeden Fall die ausständigen Steuern für dieses Handwerk zu entrichten, sonst würden ihr Zinsen angelastet oder sic hätte mit Strafen zu rechnen.") Diese Steuersäumigkeit der Messerer war drirch die allgemeine wirtschaftliche Lage begründet. Die Reformen, die durch die Gründung der „Steyrer Eisenkompagnie" 1581 angebahnt wurden, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Am 5. Oktober 1600 schrieb der Eisenobmann Johann Christoph Strutz an den Innerberger Amtmann, daß er int Laufe seiner dreißigjährigen Dienstzeit das Eisenwesen noch nie in so. schlechtem Zustande wie zit dieser Zeit gesehen habe. Er sehe voraus, daß alle Hammermeister auswandcrn und die Geldgeber der Compagnie ihre Einlagen kündigen würden.") Diese prophetischen Worte des Eisenobmannes erfüllten sich in den folgenden Jahren. Der Eisenexport hatte sich nicht in dem erwarteten Maße entwickelt. Um die Wende des 17. Jahrhunderts waren die Roheisenpreise um 14 Kreuzer je Zentner erhöht worden;") diese Preissteigerung hatte zur Folge, daß die Hammermeister, die durch die Erhöhung der Preise für Lebenshaltung, Transportkosten, Abgaben für den Türkenkrieg („Türkengeld"), Wasserschäden, Feuersbrünste und die Geldverschlechterung übermäßig be-* 7 * * 10 s) LV st 241. *) Nr. 3342, Steuerakten, Mk, L. 23. 7) Nr. 3344, 3347, Steuerakten, Mk, L. 23. °) RP 1614, 154. ’) Eisenakten, Nr. 1031, K. IV, L. 19, St.A. 10) Eisenakten, Nr. 1066, K. IV, L. 19, St.A. ") Eisenalten. Nr. 1233, K. IV, L. 20, StA. ") RP 1615, 220, 221. ’3) LV 16, 612 ff. „Die Compagnie war eine Vereinigung von Bürgern unter Garantie der Stadt zum Zwecke des Eisenverlages". ") Eiseukapitulation vom 11. 9. 1599; LV 16, 613. 7

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