Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

In seinem Testamente setzte Stainer seine Ehefrau Johanna, geborene Zieglerin, zur Universalerbin ein. Den fünf Kindern aus dieser Ehe, Magnus, Su- sanna, Maria, Sara und Rebekka vermacht er 4000 Rheinische Gulden, den Gulden zu 5 Batzen oder 60 Kreuzern, die aber erst nach dem Tode der Haupterbin auszuzahlen waren. Sollte sich der Sohn verheiraten, so hatte ihm seine Mutter ein Vorlegat von 100 Talern, Kleidern, Büchern und Waffen des Verstorbenen auszufolgen. Dem evangelischen Kirchenministerium überließ er zum Unterhalt 100 Rheinische Gulden. Ferner verfügte er, daß seine Frau und später seine Kinder, jährlich am St.-Christophs-Tag, seinem Geburtstage, den Armen des Bürger- spitales 20 Gulden zu spenden hätten.") Mathias Rädlinger (1614 — 1615) Wann und wo Mathias Rädlinger geboren wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln. Bekannt ist, daß er seit 1595 abwechselnd den drei Räten der Stadt ange- hörtc, In den Jahren 1610 bis 1611 wurde er mit dem Stadtrichteramtc betraut, 1614 und 1615 war er Bürgermeister der Stadt. So ist auch die Herkunft der Familie Rädlinger nicht mehr feststellbar. Lediglich aus dem Steuerbuche 1599 ist zu ersehen, daß Mathias Rädlinger durch die Heirat mit der Witwe Margaretha Urkauf, einer geborenen Prevenhnberin, in den Besitz der Eisenhandlung und Gastwirtschaft im Hause Stadtplatz 30 — Berggasse 45 gelangte. Diese Geschäfte führte er weiter. Weiters besaß er einen Hof vor dem Gilgentor (in der Nähe des heutigen Brucknerplatzes) und das Haus Bindergasse 9.') Rädlinger verschied schon am 7. März 1615; bis zur nächsten Bürgermeisterwahl versah wieder Altbürgermeister Jahn als Mitglied des Rates der „Alten Herren" die Amtsgeschäfte. Eine Notiz in einem Ratsprotokolle des Jahres 1615 bezeugt, daß Rädlinger als begeisterter Anhänger der evangelischen Lehre in seinem letzten Willen der Kirche und den Schulen Legate aussetzte?) Wegen ihres evangelischen Religionsbekenntnisses verließ die Witwe Steyr. Sie starb 1628 und wurde in St. Peter in der Au begraben. Die Emigrantenakten des Steyrer Stadtarchives berichten hierüber: „Die Rädlingerin hat sich aufs und davon gemacht nach st. Peter, die und ihr Mann sind gestorben."* 2 3) Von den wesentlichen Ereignissen des Jahres 1614 sei eine Versammlung von Delegierten aller dem österreichischen Hause angehörenden Länder erwähnt, die vom Kaiser nach Linz einberufen wurde. Der Zweck dieser Zusammenkunft war die Beratung, ob man Ungarn und Siebenbürgen mit Krieg überziehen oder ob man am Frieden festhalten sollte. Die anwesenden Bevollmächtigten der Länder und Städte, unter denen sich als Vertreter Steyrs der Ratsherr Georg Thalhammer befand, entschieden sich für den Frieden. Da Linz nicht mit genügend Hausrat für so viele fremde Anwesende au>warten konnte, befahl der Landeshauptmann Volckeustorff dem Steyrer Magistrate am 19. 7. 1614 Betten, Wüsche, Tische, Stühle und Kochgeschirr für acht Häuser bereitzustellen und nach Linz zu liefern?) ") Testament u. 2. 7. 1614, St. XI, L. Ich Sit.A. ’) 1595, 1597—1602 war Rädlinger „Genannter" Steyrs, 1603—1604, 1607—1609 Mitglied des Rates der „Jungen Herren", 1605—1606 u. 1612—1613 Mitglied des Rates der „Alten Herren"; Stb. 1598, Bl. 12; RP 1694, 194, 199, 206; LB 5; LV 8. 2) RP 1615, 119: .. die Rädlingerin (soll) das Geschäft, so ihr Mathias Rädlinger ans Kirchen und Schulen vermacht richtig machen..."; LV 5, 262. 3) Emigr. (St.A.) 1626—1628, Bl. 48, LV 1, 306; Stb. 1620. Das Haus Stadtplatz 30 ist lauft Steuerbuch 1635, S. 15, timi Besitze der Erben Margarethe Rädlingers. *) Mil. A., K. XI, L. 38, Nr. 2193; RP 1614, 187; LV 2, 241. 6

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