Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Adolf Bodingbaucr Zwei Darstellungen der enchsristislhen Kunst in stepr In diesem Aufsatz werden zwei Darstellungen der eucharistischen Kunst behandelt, die ihres Themas und kunsthistorischen Wertes wegen besonders interessant und bemerkenswert sind. Es sind dies zwei außerliturgtsche eucharistischc Christus-Darstellungen: die „Gregoriusmcsse" und „Christus in der Kelter". I. Grcgoriusmesse In Steyr befindet sich an der Garten-Stützmauer des Hauses Sierninger Straße lt.6 eine spätgotische Reliesplatte aus rotem Marmor, die der Nürnberger Handelsmann Kunz Horn fertigen ließ. Über diese und ihren Stifter berichtet der Geschichtsschreiber Valentin Preuenhueber in seinen „Annales Styrenses" unter Annus Christi 1489 folgendes: „In diesem Jahr ist das große gemauerte Creutz in aeussern Aichet, an der Strassen stehend, aufgerichtet worden; Und ivie an dem Wappen in der Figur in Marmorstein gehauen, abzunehmen, hat solches Crcutz Cunz Horn dahin setzen lassen. Er war ein vornehmer Handelsmann p Rucrnberg, der grosse Kaufmannschafft und Erwerb mit Steyrischcn Messern, und airdcrn Eisen-Waaren, gefuehret; Daher er sich offtermahls persöhnlich allhic enthalten, auch ein eigenes Haus in Voglsang erbauet, welches er hernach seinem gewesten Diener, Leonhardten Koeberer, geschenckt. Er hat etliche Geschaefst zur hiesigen Psarr-Kirchen, und dem Prcdiger-Clostcr gethan, und alldahin den großen messingen Leuchter, der noch daselbst in der Kirchen haengt, verehret. An gc- mcldten Creutz ist auch seines Weibes Wappen zu sehen, welche eine Rumplin, eine Geschlechterin von Rucrnberg gewest". Die Reliefplatte trägt unten die Jahreszahl 1489 und ist in zwei Teile gegliedert. Der obere Teil zeigt in der Mitte Christus am Kreuz, links Maria und rechts Johannes, den Evangelisten, während der untere Teil die bemerkenswerte Darstellung der „Gregoriusmesse" bringt. Zur Erklärung dieser Theniatik sei ein Abschnitt aus den einführenden Beiträgen zur Ausstellung „Eucharistia" — deutsche eucharistischc Kunst (diese faud vom 9. Juli bis 30. September 1960 in der Residenz zu München anläßlich des Eucharistischen Weltkongresses statt) wiedergegeben: „In die Gruppe mittelalterlicher Darstellungen des heiligsten Sakramentes gehört auch ein Bildvorwurf, der zunächst keineswegs eine Beziehung zur Eucharistie ausweist und im Abendland gemeiniglich als „Schmerzensmann" bezeichnet wird. Das Schmerzensmannbild tritt in zahlreichen Abwandlungen auf, in ganzer Figur als stehender, meist die Wunden weisender Erlöser, dann aber auch sitzend oder auch nur als Kniebild, oft in einem Wolkenkranz stehend oder auch die Hände vor dem Unterleib gekreuzt als Halbfigur in einer querstehenden Grabkufe stehend, keineswegs dabei aber als toter Christus. Alle diese Varianten gehen nachweisbar auf eine zurück, eben die letztgenannte, die den Herrn in der Grabkufe zeigt mit der typischen auffallenden Händehaltung und meist überragt vom Kreuz und den Leidenswerkzeugen. Das Bild kamt, wie gesagt, keineswegs als Grabbild oder Auferstehungsbild gewertet werden, sowie cs überhaupt keine historische Szene darstcllt. 45

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