Unternehmen wenig interessiert war, wußte jedenfalls den Rücktritt der Gesellschaftsmitglieder zu verhindern. Ohne Zweifel war deren Wirtschaftslage recht ungünstig. Bereits am 3. März 1597 waren sie gezwungen, an den Kaiser ein Bittgesuch um Bezahlung der gelieferten Gcschoße und Geschütze abzusenden.") Auch bei den folgenden Waffenlieferungen mußten sie, wie wir gesehen haben, oft jahrelang auf den Eingang des Geldes warten. Am Sonntag Jnvocavit des Jahres 1598 starb Hanns Adam Pfeffer!.78 79 80 * * 83 ) Das Ableben des bedeutendsten Gesellschaftsmitgliedes hat zum Verfall der Steyrer Waffenindustrie wesentlich beigetragen. Die Leitung des Büchsenhandels übernahm nun vermutlich Hieronymus Hirsch. Aber auch er, der im Zuge der politischen Gegenreformation im Jahre 1600 mit anderen Ratsmitgliedern in Linz einige Zeit im Arrest verbringen mußte,") hatte keine Freude mehr am Werk in Vogelfang. Verärgert über den schleppenden Einlauf der Außenstände, entließ er im Jahre 1602 die Arbeiter?") Damit wurde nach einem neunjährigen Bestand die erstmals in Ober- und Niederösterreich gegründete Waffenindustrie aus viele Jahre stillgelegt. Die mit allerlei Streitigkeiten verbundene Liquidierung des Unternehmens zog sich jedoch über ein Jahrzehnt hin. So führte noch im Mai 1611 der Sladrrat mehrmals Verhandlungen mit Hieronymus Hirsch, den Erben Pfeffcrls und Heinrich Trisel?') Dem Bürger Georg Leschenbrant, der als Verwalter den Rohr- und Büchsenhändlern fast neun Jahre lang gedient hatte, schuldeten sie laut Rechnung vom August 1608 noch 408 fl. 5 ß 12 d an Besoldung. Als er sich deshalb 1613 an die Stadtobrigkeit wandte, warf ihm der Stadtkämmerer Georg Thalhammer vor, daß bei seiner Rechnung noch Waren im Werte von 1800 Gulden fehlen. Leschenbrant aber konnte Nachweisen, daß diese Waffen, und zwar 859 verschiedene Haken und Musketen, von Hirch und Matthäus Purckhardt in Wien verkauft worden waren. Er selbst hatte im Einvernehmen mit Trisel und Hirsch nur 37 Doppelhakenrohre zurückbehalten. Unter solchen und ähnlichen Zwistigkeiten vollzog sich die allmähliche Auflösung der Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft?2) Durch einige Jahrzehnte wurde nun die Feucrwaffcnerzcugung wieder durch einzelne Handwerker betrieben. Zu Anfang des Jahres 1599 bewilligte der Rat den Büchsenschiftern Christoph und Hans Laimber das Rohrziehen und die Verbesserung der Ziel-, Pürst- und Faustbüchsen?") Der hervorragendste Büchsenmacher nach dem Niedergang der Waffenindustrie dürfte wohl der mehrmals erwähnte Matthäus Purckhardt gewesen sein. Er versorgte die Stadt Steyr und Mitglieder des Adels mit Schießwaffen.84 85 * 87 ) In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde Steyr vom Kaiser öfters aufgefordert, die Massenproduktion wieder in Angriff zu nehmen?") Im Jahre 1633 verlangten dies auch die Obervorgcher der Innerberger Hauptgewerkschaft?") Der Waffenbezug aus Nürnberg und Suhl wurde nicht selten durch Kriegshandlungen gestört. Im genannten Jahre z. B. bezog Österreich aus Suhl 2574 Musketen, 316 Karabiner, 309 Pistolen und 5 lange Feuerrohre im Gesamtwerte von 10758 fl. 25 Kreuzer?") Der von Jahr zu Jahr zunehmende Bedarf an Kriegsausrüstung bewirkte schließlich, daß unter St'cifer Ferdinand III. (1637—1657) auch in Steyr wieder die Produktion von Feuerwaffen in größerem Umfange ausgenommen wurde. ") L. Bittner, a. a. O., S. 558. 7S) E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 19 (Februar 1959), S. 67. 79) K. Eder, a. a. O., S. 350. — V. Preuenhueber, a. a. O., S. 328 f. 80) H. Hirsch an den Rat der Stadt Steyr, 9. 10. 1602. -') Rp. v. 13. Mai 1611, S. 98. S2) F. RMH„ Georg Leschenbrant an den Rat der Stadt Steyr, 22. 5. 1613. 83) Rp. v. 10. Februar 1599, S. 66. — Das Rohrzlichcn galt damals als „freie Knust". a4j F. RMH., Matthäus Purckhardt an den Rat der Stadt Steyr, ohne Datum. 85) W. Krenn, a. a. O., S. 103. “) F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr (1837), S. 33. 87j W. Krenn, a. a. O., S. 103. 44
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