Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

5. Waffenlieferungen Das Wiener Zeughaus bezog zeitweise jährlich um 50.000 Gulden Waffen aus dem Reich. Der Kriegsrat begrüßte daher die neue Waffenindustrie in Steyr, die vorgab, pro Jahr 3000 Stück Feuerwaffen produzieren zu können.") Leider sind wir über den Waffenverkauf der Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft sehr mangelhast unterrichtet. Jedenfalls ging die Hauptmasse der Steyrer Waffen in das Wiener Zeughaus, doch wurden sicherlich auch Städte, Klöster, Adelige und Waffenhändler beliefert.") Im Mai 1596 bestellte auf Befehl der Niederösterreichischen Kammerräte der Rentmeister der Herrschaft Steyr Heinrich Nickhard zur Ausrüstung des Kriegsvolkes an der Militärgrenze in Komorn und Gran bei der Rohrwerkstatt in Stevr 400 Musketen und 600 Halbhaken. Die Büchscnhändlcr vereinbarten nun mit dem Grenzzeugmeister Stainegger folgende Preise: Muskete mit Feuerschloß............................................... 4 fl. 20 kr. Muskete mit „Schildt Zinter"")................................. 3 fl. 20 kr. Gemeine Haken mit Feuerschlössern............................ 3 fl. 20 kr. Gemeine Halbhaken mit „SchildtZinter" . . . . 2 fl. 20 kr. Am 12. Mai berichteten sie hierüber dem Rentmeister und versicherten, an den Waffen, die an Güte die „oberländische Munition" übertreffen, die „Prob der Beschießung" vornehmen zu lassen. Da jedoch das neue Werk bedeutende Kosten verursacht habe, können die in Steyr vorrätigen Feuerwaffen, die über 3000 Gulden kosten, nur gegen Barzahlung geliefert werden. Trisel, der in Wien die Verhandlungen führte, teilte jedoch mit, daß zwar der Kriegsrat Palffy und der Zeugwart den Ankauf für notwendig erachten, doch hiefür die Mittel fehlen. Über die Aufbringung derselben müsse der Kaiser entscheiden.") Im Juni übergab Trisel dem kaiserlichen Zeugwart Wolf Eglauer Muster der oben genannten Waffen, was auf die Durchführung des Waffenlieferungsauftrages schließen läßt.") Eglauer machte im November 1596 Trisel auch auf die Möglichkeit des Waf- senabsatzes in der Steiermark aufmerksam. Für den Feldzug, der im nächsten Frühling stattfinden soll, benötige man dort eine größere Menge Kriegswehren. In einem Schreiben aus Graz, das im Jänner 1597 in Steyr einlangte, wurde aber mitgeteilt, daß man eine Waffenlieferung aus Augsburg „aus großer Not der kroatischen Grenzen" habe annehmen müssen.'") Im Herbst des Jahres 1597 verfügte die Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft über einen Vorrat von 2000 Stück Feuerwaffen, die teils in Steyr, teils in Wien lagerten. Der Waffenbestand des Wiener Zeughauses hingegen war um diese Zeit recht dürftig. Im Austrage der Hofkammerräte und des Kriegsrates ersuchte daher die Niederösterreichische Regierung und Kammer am 30. September den Magistrat zu Steyr die vorrätigen Haken und Musketen gegen „leidentliche Bezahlung" dem Kaiser überlassen zu wollen. Die Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft erklärte sich bereit, die Waffen zu verkaufen, bestand aber, wie im Vorjahr, ") F. RMH., Undatierte Aufstellung. ") Am 30. Mai 1596 meldete Trisel aus Wien, daß er 40 Stück Feuerschloßbüchfen und etliche Halbhaken an Augsperger verkauft habe. F. RMH., Trisel an BRR. der Stadt Steyr, 30. 5. 1596. ") Den: Preis nach zu schließen, dürfte es sich um ein Schwammschloß handeln. ") F. RMH., „Die Verwandten des Püxenhandcls Zu Steyr" an den kaiserl Rat, Kriegssekveltär und Rentmeister auf Steyr Heinrich Nickharden und Michael Heuig, Gcgenschreibcr daselbst, 12. 5. 1596, Konzept. — H. Trisel an Heinrich Nickhard, 24. 5. 1596. ") Ebenda. Empfangsbestätigung Wolf Eglauers, 28. 6. 1596. 70) Ebenda, W. Eglauer au H. Trisel, 27. 11. 1596. — Schreiben aus Graz an de» Bürger und Handelsmann Matthäus Zöchling, Jänner 1597. 42

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