Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

entflammten. Sie Entzündung des Pulvers erfolgte durch eine Such stamme, die durch den Zündkanal in den Lauf gelangte. Das Radschloß besaß verschiedene Nachteile. Pulverrückstände verschmierten das Rad, so daß die Funkenbildung ausblieb. Der sich rasch abnützende Schwefelkies war umständlich einzusetzen. Feuer- schtoßbüchsen wurden, da sie der glimmenden Lunten, die in der Dunkelheit aus größere Entfernung sichtbar waren, nicht bedurften und in geladenem Zustand mitgeführt werden konnten, hauptsächlich bei nächtlichen Kriegshanolnngen verwendet."-) Um 1596 dürste man diese Büchsen bevorzugt haben. Damals schrieb Trisel ans Wien, „es sei oon Nöten, daß derzeit alle Schlosser nichts anderes als Feurschloß an die Hano nehmen".") b) Doppelhaken mit Schwammschloß (5 fl.). Das Schwammschloß war dem Luntenschloß ähnlich. Statt der Lunte wurde am Ende des schwanenhalsförmigen Hahnes ein Stück Feuerschwamm eingesetzt, der nach dem Anzünden weiterglimmte. Bei Betätigung des Abzuges fiel der Hahn auf das Psannenpulver und brachte es zur Entzündung.") 2. Halbhaken. Wie der Name schon anbeutet, kamen diese Büchsen hinsichtlich Größe und Gewicht etwa einem halben Doppelhaken gleich. Sie wurden auch „gemeine Haken" genannt. a) Halbhaken oder Birschrohr mit doppeltem Feuerschloß, 2 Hähne (3 fl. 30 kr.). - Die doppelten Feuerschlösser bestanden aus einem Radschloß und einem Lunten- oder Schwammschloß. Mail nannte sie daher auch „Doppelschlösser". Diese Bezeichnung findet sich aber auch für Schlösser mit zwei Luntenhähnen und für solche mit einem Lunten- und einem Schwammhahn.") b) Halbhaken oder Handrohr mit Zinder-") oder Schwammschloß (2 fl. 7 kr. — 2 fl. 20 kr.). III. Musketen. Die Muskete (franz., von mitteltat. muscetus, Sperber), in Deutschland bekannt seit Karl V., bildete im 17. Jahrhundert die Hauptwaffe der Fußtruppen. Sie hatte an der Laufunterseite keinen Haken, wurde von einer Gabel a6gefeuert und wog 7 bis 8 kg (Kaliber 18 bis 19 mm, Schußweite ca. 300 Meter). Die Ladung, bestehend aus einer bestimmten Pulvermenge, einem Bleigeschoß und einer Abdichtung, wurde mit dem Ladestock im Lauf festgestoßen. An einem Bandelier, das zur Ausrüstung des Musketiers gehörte, waren 12 bis 20 Lademaße für das Pulver, der Kugelsack und die Pulverslasche befestigt. Am linken Handgelenk des Soldaten hing die Gewehrgabelck') Diese Ausrüstungsstücke wurden beim Verkauf der Büchsen mitgeliefert und waren im Preis derselben inbe-56 57 * * 56) H. Müller, a. a. £>., S. 129. — Mitteilung d. Herresgeschichtlichen Museums in Wien (Abkürzung: M. HGM.) — Für wertvolle Hinweise danke ich ergebenst Herrn Pros. Dr. Heinz ^»atschek, Direktor des Hcercsgeschichtlichen Museums in Wien. 57) F. RMH., H. Trisel an den Rat der Stadt Steyr, 30. 5. 1596. ") H. Müller, a. a. O., S. 123. «) M. HGM. 60) Vielleicht von mhd. zinden — brennen, glühen; — zuüber = getrockneter Baumschwamm zum Fcuerfangen. F. Kluge, A. Götze, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (1951), S. 910. 61) H. Müller, a. a. O., S. 124. — O. Zierer, Entfesselte Gewalten (1956), S. 309. 40

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